Wettbewerb: Krefelder putzt sich zum Titel
Bügeln, wischen und saugen: Bernd Bongartz will „Hausmann des Jahres“ werden. Der 43-jährige Kfz-Elektroniker tritt in fünf Disziplinen an.
Krefeld. Kein Mann kann sich mehr herausreden, dass Frauen für die Hausarbeit begabter seien. Bernd Bongartz beweist, dass hauswirtschaftliche Fähigkeiten keine geschlechtsspezifischen Merkmale sind: Ob Essen kochen, die elf Wochen alte Tochter Amy wickeln, Tortenböden belegen, Rasenflecken aus Kinderkleidung waschen oder die vier Meter lange Fensterfront auf Hochglanz bringen: Der 43-jährige Kfz-Elektroniker kennt keine Berührungsängste mit Hausarbeit.
"Staub hat keine Angst vor Ecken", weiß der Krefelder und schnappt sich den Sauger. "Das ist wie ein Reflex. Ich habe da gerade noch ein wenig Dreck entdeckt", sagt er mit Blick auf den ansonsten makellos grünen Teppich im Wohnzimmer. Mit seiner Frau Claudia steckt er mitten in den Vorbereitungen für die Tauffeier der kleinen Amy. "Wir haben die Sofas umgestellt und die Wohnung schon in großen Teilen geputzt. Es kommen mehr als 30 Gäste", erzählt der Vorzeige-Hausmann, der seit Tagen nur Frauenzeitschriften wälzt auf der Suche nach dem passenden Tortenrezept. "Wir machen den hier: Marzipan-Nuss-Kuchen."
In einer solchen Frauenzeitschrift hat Claudia Bongartz auch die Anzeige der Firma Spontex entdeckt: "Wir suchen den Hausmann des Jahres, stand da. Ich bin sofort ins Internet gegangen, wo wir uns übrigens auch kennen gelernt haben, und habe den Bewerbungsantrag ausgedruckt." Ausgefüllt schickte sie diesen mit einem Hochzeitsfoto ein. Bernd Bongartz wurde prompt unter die acht besten Hausmänner Deutschlands gewählt.
Um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen und den Titel "Hausmann des Jahres" zu erringen, muss er seine hauswirtschaftlichen Fähigkeiten aber beim Praxistest unter Beweis stellen. Dienstag in einer Woche wird er in einem Kölner Hotel in fünf noch geheimen Disziplinen zeigen, wie leicht ihm die Arbeit mit Schrubber, Staublappen oder am Bügelbrett von der Hand geht.
Nervös? "Ja, ich bin aufgeregt, allein schon, weil es solche Wellen schlägt", sagt Bongartz in Bezug auf die Reaktion seines Umfelds. Doch genau darum geht es ihm letztlich auch mit seiner Teilnahme: "Mir ist die Wirkung wichtiger als der Titel. Ich möchte ein Signal geben, dass Männer im Haushalt mehr tun sollen. Und dann ist da noch die pädagogische Seite: Den Kindern zu zeigen, dass man das, was man schmutzig gemacht hat, auch wieder wegräumt oder putzt."
Tochter Zoe (3) scheint das schon begriffen zu haben. Eifrig schnappt sie ihrem Vater die Spühflasche mit dem Glasreinger aus der Hand, um ihre Fingerabdrücke von der Wohnzimmerscheibe zu entfernen.
Woher die Leidenschaft ihres Vaters für Hausarbeiten rührt? "Ich bin so groß geworden, habe meiner Mutter früher immer dabei geholfen. Aber man das lernt man spätestens als Junggeselle in der ersten eigenen Wohnung. Wenn man ein vernünftiges Hemd anhaben will, muss man bügeln."
Was der weibliche Bekanntenkreis als absolut beneidenswert beobachtet, ist für die Bongartz’ total normal. Extra-Training für den Wettbewerb hat der Familienvater deshalb nicht nötig: "Das lief von Anfang an so: Wenn ich arbeiten war, hat er sich gekümmert und umgekehrt", sagt Claudia, die derzeit in Elternzeit ist, aber dank der großen Unterstützung ihres Mannes ab November wieder in ihren Beruf einsteigen kann.