Auf dem Sprung: Endras bereit für NHL-Abenteuer
Bratislava (dpa) - An den Rummel um seine Person hat sich Dennis Endras inzwischen gewöhnt. Immerhin ist der Nationaltorhüter nicht erst seit der WM-Gala gegen Russland auf dem Weg in die absolute Weltspitze.
Der Augsburger ist der Star im deutschen Eishockey und schickt sich an, im Sommer auch Nordamerika zu erobern. „Vielleicht ist er schon einer der besten Torhüter der Welt“, meint der deutsche Kapitän Michael Wolf. Kein Wunder und nur folgerichtig, dass Endras' Weg nach der Weltmeisterschaft in Richtung NHL führt.
Die weltbeste Eishockey-Liga erwartet den Keeper, gespannt beobachtet sein künftiges Team Minnesota Wild die Auftritte in der Slowakei. Nach dem Auftaktmatch verkündete die Homepage des Vereins stolz: „Bei einer WM zu glänzen, ist ja nichts Neues für Endras.“
Das Medieninteresse - auch aus den USA und Kanada - an Endras ist gewaltig. Kein Spieler ist in der Interviewzone nach den Partien so begehrt wie der 25-Jährige - für manche Fragen nimmt sich der Torwart gern länger Zeit. „Ist doch schön, wenn auch mal ein deutscher Spieler im Fokus steht“, sagt Endras. „Außerdem macht es Spaß.“
Der Schlussmann ist Symbol des neuen deutschen Selbstbewusstseins. Die WM im vergangenen Jahr, als Endras zum wertvollsten Profi gewählt worden war, habe dem gesamten Team „doch eine breite Brust“ gegeben, erzählt er. „Wir sind wirklich zu einer Einheit geworden.“ Dies haben die Deutschen gegen die Startruppe aus Russland bewiesen. Als bester Spieler wurde nach dem 2:0 - wieder einmal - Endras ausgezeichnet.
Im Deutschen Eishockey-Bund (DEB) weiß man, was man an Endras hat. „Er ist in einer überragenden Form und macht einen Riesen-Job“, lobt Sportdirektor Franz Reindl. Auch der Bundestrainer, der Spieler nur ungern hervorhebt, kommt nicht umhin, Endras zu adeln. „Er ist einer der besten, den ich in meiner Amtszeit hatte“, betont Uwe Krupp.
Vor allem die Nervenstärke in der Schlüsselpartie gegen Russland beeindruckte den Coach. Endras sei „ein Torhüter, der in der Lage ist, solche Spiele zu spielen“. Kapitän Wolf ergänzt: „Wenn du so einen Torwart hinten drin stehen hast, fällt es dir um einiges leichter, nach vorne zu spielen.“
Dennoch zieht der Bundestrainer konsequent sein Rotationsprinzip durch und plante für das zweite WM-Spiel gegen die Slowakei Dimitri Pätzold ein. „Ich bin schon enttäuscht“, meint Endras, „klar würde ich gerne spielen“. Das ist auch sein Erfolgsrezept: Bis September 2008 tingelte er durch die unterklassige bayerische Provinz, von Sonthofen über Bayreuth und Landsberg bis nach Ravensburg - immer auf dem Eis. Auf der Bank sitzt er ungern.
Trotzdem akzeptiert er Krupps Entscheidung; die Wechselspielchen im Tor haben die DEB-Auswahl schließlich im Vorjahr bis ins WM- Halbfinale geführt. Es geht auch um die Harmonie im Team. „Jeder hat die Chance verdient, zu spielen“, sagt Endras diplomatisch. Goalie- Kollege Pätzold meint: „Wir spielen ja nicht gegeneinander. Wir haben einen gemeinsamen Feind: den Puck.“
Das Verhältnis zwischen den Keepern ist freundschaftlich, Pätzold gönnt Endras den Erfolg: „Dennis hat sich das hart erarbeitet.“ Für dessen Abenteuer NHL wünscht Pätzold, der selbst in Nordamerika gescheitert war, dem Teamkameraden Glück. „Ich hoffe, dass er seine Chance bekommt.“