DEG Mikhail Ponomarev: „DEG ist der beste Club der DEL“
Düsseldorf. Wer mit Mikhail Ponomarev sprechen will, muss Geduld mitbringen. Interviewanfragen lässt der 41-jährige gern durch sein Sekretariat abwimmeln. Dabei wollen viele wissen, was den russischen Geschäftsmann antreibt.
Warum er sein Geld in nicht gerade besonders profitable Sportvereine wie die Düsseldorfer EG oder den KFC Uerdingen steckt.
Wenig ist über Ponomarev bekannt. Wirtschaftsportale im Internet verraten lediglich, dass er einen hohen Posten beim russischen Mineralöl-Unternehmen Taftneft hatte, ehe er sich Anfang des Jahrtausends selbstständig machte und die „Energy Consulting Group“ gründete. Ponomarev war gerade Mitte 20.
Bei der Beratungsfirma für Energieunternehmen ist er bis heute Vorstandsvorsitzender für etwa 900 Angestellte. Um auch in Westeuropa Fuß zu fassen, gründete sich die „Energy Consulting Europe GmbH“ mit Sitz in Düsseldorf. Hier lebt Ponomarev mit seiner Familie seit einigen Jahren - und fördert den Sport. Sein Unternehmen sponserte die Fortuna, den Rochusclub und den jährlichen Judo-Grand-Prix. Nach dem Metro-Aus stieg er bei der DEG als Gesellschafter ein. Nach einer Aufstockung hält er nun 30,8 Prozent an der DEG Eishockey GmbH. Warum macht der Mann das?
Antworten darauf gab es am Donnerstag, als die Champions Hockey League zur Pressekonferenz auf den Rhein lud und Ponomarev als Vertreter der DEG einen seiner wenigen öffentlichen Termine wahrnahm. Wer ihn dort erlebte, bekam ein anderes Bild als das des abgezockten Geschäftsmanns, der aus der Ferne allein durch seine kräftige Erscheinung mächtig wirkt.
Ponomarev ist ein freundlicher Mann. Kein Lautsprecher. Keiner, der von oben herab doziert. Er wählt die Worte bedächtig. Und er ist alles andere als eitel. Hoher Haaransatz, nur notdürftig rasiert, halboffenes wie verschwitztes Hemd. Er lächelt viel und lacht gerne.
Auch auf die Frage, warum er sein Geld in die DEG steckt. „Ich liebe Sport, ich liebe Eishockey. Ich lebe jetzt in Deutschland. Die DEG ist der beste Club der DEL. Nicht aktuell, aber vom Potenzial her“, sagt der 41-Jährige und schwärmt von den Trainern, dem Team, den Fans und der Atmosphäre im Dome. Schon früher, als er als Geschäftsreisender in der Stadt war, sei er zur DEG gegangen. „Ich bin Eishockey-Fan“, der Sport sei „eine Religion in Russland“.
Auch in Deutschland habe Eishockey Potenzial. Die Zuschauerzahlen seien gut, aber es brauche mehr TV-Präsenz. „Die Sponsoren gucken auf die Anzahl der TV-Spiele. Zwei oder drei Spiele im Jahr sind nichts.“ Selbst wenn es mehr würden: „Im deutschen Eishockey kann man keinen Profit machen.“ Deswegen investiere er nicht nur Geld, „sondern auch mein Gehirn“, sagt er und lacht.
Ponomarev will keiner sein, der Erfolge kauft. Er will langfristig entwickeln. Als Sport-Fan und Berater. Er hat Spaß dran, seine Leidenschaften zu verbinden. Ein bisschen wie ein Computer-Managerspiel in der Realität. So machte er es einst beim KHL-Club Metallurg Magnitrogorsk, mit dem er den Europapokal gewann. So macht er es beim AFC Bournemouth, mit dem er in zwei Jahren von der dritten Liga in die Premiere League aufgestiegen ist. Und so will er es auch bei der DEG machen. „Ich will ein Modell, mit dem sich der Verein stabilisiert und weiterentwickelt. Die Metro-Stars-Zeit darf sich nicht wiederholen.“ Selbst wenn er oder Co-Gesellschafter Peter Hoberg mal aussteigen, soll der Verein überlebensfähig sein. „Die DEG muss stabile Einnahmen haben. Das ist vielleicht unser Hauptziel für die nächste Saison.“
Nach zwei Stunden ist der Termin vorbei. Am Burgplatz wartet bereits die Limousine.