Die Krise der Pinguine ist hausgemacht

Eine Reihe fataler Fehlentscheidungen führen fast zum Kollaps. Eine Finanzspritze der Gesellschafter verhindert vorerst die Pleite.

Krefeld. Wie viele Rettungen kann man überleben? Diese Frage stellen sich die Eishockeyfans der Krefeld Pinguine. Dreimal verkündete Aufsichtsratschef Wilfrid Fabel seit Mai die Rettung und eine gesicherte Spielzeit 2010/2011, zweimal musste er die Rettung der Rettung verkünden. Zuletzt ging es am Dienstag erneut ums Überleben, und nur eine 350000-Euro-Spritze der Altgesellschafter habe laut Fabel die Pleite verhindert. Der wehrt sich schon einmal gegen persönliche Vorwürfe: "Als ich zum Aufsichtsratsvorsitz gedrängt wurde, habe ich nicht gewusst, wie groß die Probleme sind."

Das wäre aber gar nicht so schwer gewesen. Denn die existenzbedrohenden "Miesen" wurden laut Fabel in der vergangenen Saison aufgetürmt _ durch hausgemachte Fehler.

Ein Blick zurück. Nach der spektakulären Pavlov-Saison vor zwei Jahren (Aufsichtsrat Helmut Borgmann: "Da waren wir doch sportlich und finanziell auf einem so tollen Weg") begann der Knatsch. Ex-Manager Jiri Ehrenberger und Ex-Aufsichtsratsboss Wolfgang Schulz wollten es besser machen und rissen das Ruder herum. Sie trennten sich teuer vom PR-starken Erfolgstrainer, holten ein ausstrahlungsarmes Trainer-Greenhorn. Sie blähten den Spielerkader auf 28 Akteure auf, obwohl Geschäftsführer Wolfgang Schäfer bereits ab Spieler Nummer 23 mit "nicht durch Etat gedeckt" gewarnt hatte.

Statt eins "Hurra-Hockeys" aber gab es müde Vorstellungen, einen verpatzten Saisonauftakt. Die Folge: Absturz im Zuschauerzuspruch (- 800 je Spiel). Mit dem Ärzteskandal kam eine weitere fanabschreckende Facette hinzu. Manager und Trainer mussten gehen, Schulz trat Knall auf Fall zurück. Der auf Schulz’ Empfehlung geholte Coach Rick Adduono schaffte die Play-offs nicht. Falsche sportliche und Personalentscheidungen sowie das Überziehen des Budgets _ die wichtigsten Gründe für die Misere sind leicht sichtbar. Nur die Lösung ist fraglich. Immerhin ist der Kader auf 20 Akteure geschrumpft.

Eine Lösung in Sachen Gesellschafter-Struktur ist auch nicht in Sicht. Fabel im Mai: "Wir brauchen frisches Blut." Aber eben auch neue Mehrheiten im blockierenden Patt der beiden Gruppen. Dass nun herauskam, dass die "Neuen" aus dem familiären Umfeld oder wie bei Wolfgang Schulz zwei seiner Firmen sind, steigert wahrlich nicht das Vertrauen der Fans ins reformbedürftige Pinguine-Konstrukt.

Bei den Fans in den Internetforen jedenfalls hält sich die Euphorie über die Rettung in Grenzen. Da aber genau die laut Fabel vermehrt in die Halle kommen sollen, ging diese Rettung schon mal daneben.