Formcheck vor dem Play-off-Halbfinale: Vorteil Pinguine

Die Krefelder müssen im Halbfinale gegen Berlin auf ihre Torhüter und die Stürmer vertrauen.

Krefeld. Mittwoch, 19.30 Uhr, steigt das erste Halbfinalduell um die Deutsche Eishockey-Meisterschaft zwischen den Krefeld Pinguinen und den Berliner Eisbären. Die WZ vergleicht Stärken und Schwächen der beiden Kontrahenten. Während die Pinguine zum Auftakt in Dusan Milo, Josh Meyers, Mark Voakes und Adam Courchaine gleich auf vier Stammspieler verzichten müssen, kann Berlins Coach Don Jackson aus dem Vollen schöpfen.

Torhüter: Dass Coach Rick Adduono erst Mittwoch über die Torhüterfrage entscheiden will, macht deutlich, dass die Krefelder in Stammgoalie Scott Langkow und Tomas Duba zwei starke Schlussmänner in den Reihen haben. Gerade angesichts der Abwehrsorgen lässt das den Coach ruhiger schlafen.

Rob Zepp ist Berlins klare Nummer eins. Der 31-Jährige steht seit 2008 mit den Eisbären im Play-off. Allerdings haben ihm die Torfestivals im Viertelfinale gegen Hamburg die Statistik verhagelt. 20 Gegentore bei 170 Schüssen in sechs Spielen (Durchschnitt: 3,52) geben nicht wieder, dass Zepp Spiele alleine entscheiden kann.

Abwehr: Die Defensive der Pinguine ist dezimiert. Dusan Milo und Josh Meyers fehlen verletzungsbedingt, Richard Pavlikovsky ist ebenfalls nicht hundertprozentig fit. Jetzt müssen gerade die Youngster wie Steve Hanusch und Aushilfsverteidiger Elia Ostwald in die Bresche springen. Neben den defensivorientierten Kyle Sonnenburg und Sinan Akdag bleibt in Mitja Robar nur noch ein Abwehrstratege, der offensiv hin und wieder gefährlich wird.

Auch bei den Eisbären ist die Abwehr ein Sorgenkind gewesen. Ohne Scharfschütze Richie Regehr mangelte es erst an Feuerkraft aus dem Rückraum, dann kam Verletzungspech hinzu. Der kanadische Mittelstürmer Julian Talbot (drei Tore/vier Vorlagen im Viertelfinale) half aus, aus der Notlösung wurde eine taktische Option. Baxmann, Hördler und Braun stehen im besten Eishockeyalter in vorderster Front, auch in Sachen Punkte. Ihre nordamerikanischen Kollegen Sharrow, Katic oder Caldwell waren eher defensiv unterwegs.

Sturm: Der Paradeblock der Schwarz-Gelben mit Boris Blank, Andy Driendl und Herberts Vasiljevs machte auch gegen Ingolstadt wieder den Unterschied aus. Dazu haben sie in Daniel Pietta einen Spieler, der in der Lage ist, ein Spiel alleine zu entscheiden. Dass nach dem Ausfall von Adam Courchaine und Mark Voakes auch Francois Methot, Kevin Clark und Tomas Kurka ihren Torriecher finden, macht die Krefelder unberechenbarer.

Berlin hat in Urgestein Felski und den Spielmachern Pederson und Ustorf die Korsettstangen verloren. Deren Übersicht wurde gerade gegen Hamburg vermisst, als öfter mal ein Gegentreffer das Mannschaftsgefüge durchschüttelte. Aber einmal im Tritt, ist der Sturm alles andere als ein laues Lüftchen.

Beides beim 6:5 gegen Hamburg zu sehen, als die Berliner 0:4 zurücklagen, auf 5:4 davonzogen, um beinahe noch abgefangen zu werden. Tempo und Kombinationssicherheit sind DEL-Spitzenklasse, Olver (Topscorer und Spieler des Jahres 2011 in der DEL), T.J. Mulock und André Rankel sind die besten Punktesammler. Torjäger Barry Tallackson war wertvollster Eisbär in der vorjährigen Play-off-Runde.

Special Teams: Jede dritte Strafzeit machen die Berliner auch zur Strafe. 33 Überzahlspiele, elf Tore — Bestwert im Viertelfinale. Die Pinguine brauchten die doppelte Anzahl für Torerfolge. Diese Stärke ist ein wichtiger Faktor. Nicht nur aufgrund der Torchancen, sondern auch, weil die Krefelder immer auf dem schmalen Grat zwischen zu viel Vorsicht und unnötigen Strafzeiten wandern müssen. Bei Unterzahl liegen die Berliner mit Rang sechs nur einen Platz hinter den Pinguinen.