85 000 Fans feiern mit der Borussia
Aufstieg des VfL hält Gladbach in Atem. Die ersten Profis planen ihre Zukunft bei anderen Klubs.
Mönchengladbach. "Reiß´ die Hütte ab", forderte Christofer Heimeroth mit dem Mikrofon in der Hand. Noch vor wenigen Sekunden hatte er den Chor der über 85 000 Fans auf dem Alten Markt in Mönchengladbach angeführt und gesungen "Komm´ hol das Lasso raus ". Der Torwart von Borussia Mönchengladbach überraschte bei der Aufstiegsfeier in der Rolle einer "Rampensau".
Als die Spieler unter dem tosenden Beifall der Fans einzeln auf die Bühne geschickt wurden, war Heimeroth dank seiner Rückennummer "1" der erste, der das Bad in der Menge genießen durfte. Und er genoss es. In seiner ersten Saison als Stammtorwart hat Heimeroth erheblichen Anteil am direkten Wiederaufstieg. Der Druck, der auch und vor allem auf dem Torwart liegt, war weg.
Auch Marko Marin, Roel Brouwers, Sascha Rösler oder Sportdirektor Christian Ziege (Lieblingslieder: "Wer nicht hüpft, der ist ein Kölner", und "Zieht den Bayern die Lederhosen aus") fühlten sich sichtlich wohl. Auch, wenn die Stammspieler auf der Bühne immer wieder versuchten, die Akteure aus der buchstäblich zweiten oder dritten Reihe in den Mittelpunkt zu hieven - es gab aber auch so manchen, dem nicht so recht nach feiern zumute war.
Alexander Baumjohann etwa, der keine einzige Minute für die Profis auf dem Rasen stand, oder Sebastian Svärd, der sich vor der Saison sicher mehr erhofft hatte als fünf Einsätze von Beginn an, winkten kurz ins Publikum und verzogen sich wieder in die Ecke. Beide ahnen, dass ihre Tage bei der Borussia gezählt sind: Sie haben zwar noch Vertrag, aber keine Perspektive mehr bei Borussia.
Redebedarf dürfte auch Ersatz-Stürmer Nando Rafael (zwei Einsätze von Beginn an, dazu neun Einwechslungen) haben. Schließlich dürfte der Konkurrenzkampf auf seiner Position in der 1. Liga noch härter werden. Auch, wenn die Mannschaft zusammengewachsen ist, als Einheit auftritt und den Aufstieg vollkommen berechtigt klargemacht hat: Für die erste Bundesliga muss Borussia personell nachlegen - und genau dafür muss im Kader Platz geschaffen werden.
Es müssen mindestens noch ein Stürmer, ein defensiver Mittelfeldspieler und zwei Verteidiger her. Drei Mann gehen ohnehin: Die auslaufenden Verträge von Kasper Bögelund, Robert Fleßers und Eugen Polanski werden nicht verlängert. Die beiden Ersten suchen noch einen neuen Verein - Fleßers wird mit dem VfL Osnabrück, Bögelund mit dem BK Odense in Verbindung gebracht.
Eugen Polanski wird die kommenden vier Jahre für den FC Getafe (Spanien) spielen. Der Vertrag ist unterzeichnet, die medizinische Untersuchung folgt in den kommenden Tagen. "Die sportliche Perspektive ist für mich in Getafe einfach besser", sagt Polanski, der den Verein nach 16-jähriger Zugehörigkeit verlässt. Dass er gegen Freiburg die letzten Minuten spielen durfte, empfand er als "nette Geste" vom Trainerteam. "Wer weiß", sagt Polanski, der in dieser Saison nur sporadisch zum Einsatz kam. "Vielleicht spiele ich ja irgendwann wieder für Borussia?"