Schaltzentrale: Die Lenker des VfL-Spiels
Die Borussia hat als Team funktioniert. Heimeroth, Brouwers, Paauwe, Rösler und Neuville bilden das Grundgerüst, das alles zusammenhält.
Mönchengladbach. Für die Wiederherstellung des nahezu schrottreifen Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach ist von der sportlichen Führungsetage eine Reparaturzeit von zwei Jahren veranschlagt wurden.
Dass aus einem klappernden alten Gefährt, das nur noch in der Lage war, abwärts zu fahren, ein schmucker Sportwagen wurde, der schon nach wenigen Wochen auf Hochtouren lief, lag vor allem daran, dass die neue zentrale Lenkungsachse nach kurzen Anlaufschwierigkeiten schnell bestens funktionierte.
"Die Achse ist unser Fundament", sagt Trainer Jos Luhukay. Da nach dem Abstieg von den Spielern mit Führungsanspruch nur Oliver Neuville übrig geblieben ist, ist es umso erstaunlicher, dass es gelang, in Roel Brouwers, Patrick Paauwe und Sascha Rösler drei Spieler zu verpflichten, die nicht nur als fußballerische Volltreffer, sondern auch als Kernstücke dieser Achse firmieren. Einzig Torwart Christofer Heimeroth rückte in der teaminternen Hierarchie nach Kasey Kellers Abgang auf und wählte so den "natürlichen" Weg.
Das Herzstück der Mannschaft ist das zentrale Mittelfeld, in dem Patrick Paauwe die defensive und Sascha Rösler die offensive Rolle interpretieren. Luhukay: "Beide bilden einen guten Block, sind sehr stabil gegen den Ball und immer anspielbereit." Der 32-jährige Paauwe bestimmt mit seiner Erfahrung das Tempo in Borussias Spiel und bildet das Bindeglied zwischen Abwehr und Mittelfeld. Kurz und ohne Übertreibung: Paauwe ist Luhukays verlängerter Arm auf dem Spielfeld.
Rösler verkörpert jenen Spielmachertypus, der Borussia auch in der vergangenen Saison gut getan hätte: Der 30-Jährige ist mehr Arbeiter als Artist, mehr Zweikämpfer als Zauberer. Ist der Gegner im Ballbesitz, lässt sich der Blondschopf zurückfallen und übernimmt dank seiner physischen Stärke wichtige Defensivaufgaben - um sofort nach der Balleroberung selbst für Konterangriffe zu sorgen.
Und: Rösler ist torgefährlich - vor allem mit dem Kopf. Luhukay: "Sascha geht immer an die Grenze - aber niemals darüber hinaus. Er ist ein absoluter Siegertyp und kommt als solcher vermutlich in jeder Mannschaft gut an." Aber immer nur in der eigenen: Durch seine aggressive und zum Teil provokante Art hat sich Rösler in vielen Auswärtsstadien zum Buh-Mann gemacht.
Eines erreicht er aber stets: die eigene Mannschaft mitzureißen. Dank des abgeklärten und taktisch souveränen Zusammenspiels von Paauwe und Rösler können sich die Außenspieler im Mittelfeld "austoben", egal, ob sie Marko Marin, Marcel Ndjeng oder Sharbel Touma heißen. Sie profitieren am meisten von der "Achse".
Rösler ist Vize-Kapitän, Stellvertreter von Oliver Neuville. Dieser ist vorderstes Glied in der Achse, bester Scorer seines Teams - und vor allem in der entscheidenden Saisonphase unglaublich mannschaftsdienlich und immer anspielbereit. "Er ist kein Lautsprecher", sagt Jos Luhukay. "Er besitzt eher eine natürliche Autorität."
Es ist auch die eher ruhige Art, die Torwart Christofer Heimeroth und Abwehrchef Roel Brouwers auszeichnen. "Ich muss nicht laut werden, um meine Vorderleute zu coachen", sagt der kopfballstarke Brouwers, und auch Heimeroth ist kein Freund der spektakulären Art.
Was aber entscheidend ist: Borussia hat, anders als im vergangenen Jahr, wieder Leitwölfe. Spieler, die sich nicht verstecken, in kritischen Situationen präsent sind und die Mannschaft mitreißen können. So war es auch beim letzten Aufstieg, 2001, als Trainer Hans Meyer auf Jörg Stiel, Steffen Korell, Peter Nielsen und Arie van Lent baute.
"Du kannst als Trainer keine Hierarchie vorgeben, du kannst kein Gerüst erstellen", sagt Luhukay. Die richtigen Charaktere haben er und Sportdirektor Christian Ziege aber dennoch zusammengestellt - der Lohn kommt jetzt zurück mit dem Aufstieg in die 1.Liga.