Spieler: Gesichter des „Erfolges“

Wo es Sieger gibt, da gibt es auch Verlierer. Und die müssen nicht immer in der anderen Mannschaft spielen.

Mönchengladbach. Der Aufstieg von Borussia Mönchengladbach in die 1. Liga hat viele Gesichter - völlig klar, schließlich ist Fußball ein Mannschaftssport. Wenngleich es nach dem 3:0-Sieg gegen Wehen in der Aufstiegsnacht sicherlich jeder Spieler ordentlich krachen ließ, so war der Gang durch die Zweitliga-Saison für den einen doch weitaus mühseliger und zermürbender als für den anderen.

Rob Friend Sportdirektor Christian Ziege beobachtete den Kanadier beim 0:7 seines alten Arbeitgebers Heracles Almelo gegen Roda Kerkrade - und war vom 1,95 Meter großen und 94 Kilogramm schweren Sturmtank überzeugt. Fans und Medien beäugten die ersten Gehversuche Friends im Borussia-Trikot skeptisch.

Doch der ballsichere, technisch beschlagene und kopfballstarke 27-Jährige strafte sie alle Lügen, und traf so häufig wie kein anderer Borusse - mit links, rechts und dem Kopf. Der Hamburger SV und Klubs aus England wurden aufmerksam - doch Friend verlängerte seinen Vertrag bis 2012.

Filip Daems Egal, auf welcher Position der Belgier aufgeboten wurde - ob in der Innenverteidigung, als Linksverteidiger oder im defensiven Mittelfeld - Daems erfüllte seine Aufgaben routiniert und zuverlässig. "Ein Vollblutprofi", wie ihn Trainer Jos Luhukay gerne nennt - auch wegen der Leidenszeit, die der Belgier hat erdulden müssen: 16 Monate quälten ihn Achillessehnenprobleme, er musste zweimal operiert werden - und stand am 10. Spieltag, beim 2:2 gegen Köln, erstmals in der Startelf. Daems spielte gut, schoss sogar ein Tor - und fehlte seitdem keine einzige Minute mehr.

Marko Marin Kein anderer Borusse bereitet den gegnerischen Trainern wohl derart großes Kopfzerbrechen wie der 19-jährige Techniker. Augsburgs Ralf Loose erinnert Marin an den "jungen Thomas Häßler", Fürths Bruno Labbadia gesteht, dass sein Team ihn "nie in den Griff" bekam.

Marin wurde im Laufe der Saison für die Borussia immer wichtiger - weil er lernte, technisch hochwertiges Spiel mit Effizienz zu paaren. Sein erstes Ligator ließ lange auf sich warten, Marin wollte es sich "für einen ganz besonderen Augenblick" aufbewahren, wählte die 3:0-Gala gegen Greuther Fürth als würdigen Rahmen - und traf in diesem Spiel gleich doppelt.

Alexander Voigt Die wohl häufigste Reaktion bei seiner Verpflichtung war: "Was wollen wir denn mit dem?" Doch der ehemalige Kölner widerlegte seine Kritiker und bewies, dass er ein Spieler ist, den eine Mannschaft braucht. Seine linke Abwehrseite wird vom 30-Jährigen mit Herz, viel Einsatz, Routine, aber auch fußballerischer Klasse beackert. "Ich kenne die 2.Liga und weiß, was zu tun ist, damit man Erfolg hat", sagte Voigt, der mit dem 1.FC Köln dreimal in die 1. Liga aufstieg, bei seiner Vorstellung. "Ich werde alles dafür tun, dass wir diesen haben." Mission erfüllt. Und das zum vierten Mal.

Eugen Polanski Bei Borussia ein großes Talent zu sein, kann ein Fluch oder Segen sein. Einerseits hat der Verein schon etliche Nationalspieler hervorgebracht. Andererseits kann die Erwartungshaltung auch erdrückend sein. Bei Eugen Polanski, der Kapitän in fast allen Jugend-Nationalmannschaften war, traf Letzteres zu.

Nach der Abstiegssaison, in der Polanski oft auf der Bank saß, dauerte es lange, bis er für die 2.Liga zusagte. Und dort kam er nicht an Patrick Paauwe vorbei - mehr als drei Spiele von Beginn an wurden es nicht für den vor Jahren von Chelsea London umworbenen Mittelfeldspieler. Sein auslaufender Vertrag wird nicht verlängert, Polanski, der 13 Jahre die Raute trug, muss Borussia (wohl zum FC Getafe) wie auch seine Kollegen Kasper Bögelund und Robert Fleßers verlassen.

Sebastian Schachten Im Fußballjahr 2008 sollte für ihn alles besser werden. Im vergangenen Sommer war Sebastian Schachten von Werder Bremens Amateuren zur Borussia gekommen - und zog sich in einer der ersten Trainingseinheiten einen Muskelfaserriss zu, von dem er sich bis zur Winterpause nicht mehr erholte.

In der für ihn hoffnungsvollen Rückrunden-Vorbereitung kämpfte sich der 23-Jährige ans Team heran, wurde in den beiden ersten Spielen eingewechselt - und zog sich danach im Training erneut einen Muskelfaserriss zu. Erst seit einigen Tagen ist Schachten wieder im Mannschaftstraining.