Arangos enge Bande mit Jabulani
Butt pariert dessen Scharfschüsse. Borussias Erlebnis-Fußball mit der WM-Kugel nicht belohnt.
Mönchengladbach. Juan Arango, Kapitän der venezolanischen Nationalmannschaft und seit dem Sommer Taktgeber im Mittelfeld von Borussia Mönchengladbach, hatte augenscheinlich schnell Freundschaft geschlossen mit "Jabulani". Der neue, offizielle Spielball der Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Südafrika, der am Freitagabend beim glücklichen Bayern-Sieg gegen eine vor der Pause begeisternde Borussia (2:1) Premiere feierte, schien für den starken linken Fuß von Arango wie geschaffen zu sein.
Er feuerte aus allen Lagen aufs Tor, präzise und scharf - aber ohne zählbaren Erfolg. Und so ist der Südamerikaner trotz der noch nie da gewesenen Rundheit des Balles - wie es die PR-Abteilung von adidas werbewirksam ankündigte - und des außergewöhnlich stabilen Flugverhaltens von "Jabulani" letztendlich doch nicht glücklich geworden.
Aber es lag allein am Torwart der Bayern, an Butt, dem schier Unüberwindbaren. "Jörg war fantastisch", lobte der Münchener Trainer Louis van Gaal ihn über alle Maßen. Zwei "Pfundsschüsse" aus der zweiten Reihe, die exakt in Richtung Torwinkel flogen, parierte Butt mit den Fingerkuppen und seinen Fäusten. So ging Arango trotz der besten Saisonleistung leer aus und mithin auch die Borussia, die ein Spiel verlor, in dem man sich spielerisch und als Team kaum hätte besser verkaufen können. "Die erste Hälfte war überragend", konstatierte Gladbachs Cheftrainer Michael Frontzeck.
Nun ist die Serie (nicht ganz unerwartet) also gerissen, der Lauf der Gladbacher unterbrochen - ein Umstand, der die Elf allerdings nicht aus der Bahn werfen dürfte. Denn wie mutig, einfallsreich und zielstrebig sie seinen Stil eine Stunde lang auch in der Allianz-Arena durchsetzte, verdiente höchsten Respekt.
So spielten sich die Gäste vor dem Ausgleichstor - wie beim Dreiband im Billard - die Kugel zu. Von Arango ausgehend lief Ball "Jabulani" über Rob Friend und Michael Bradley auf engstem Raum und flach durch die eigenen Reihen, ehe dessen Direktpass eine sichere Beute von Roel Brouwers wurde. Der Niederländer fackelte nicht lange und überlistete Jörg Butt mit einem scharfen Flachschuss aus acht Metern. Tor Nummer vier für den Abwehrrecken Brouwers.
Es war eine große Szene des Borussen, der den VfL-Stürmern Friend, Bobadilla oder Colautti allmählich den Rang abläuft. Brouwers hatte ansonsten gemeinsam mit Dante den Laden in der Münchener Arena im Großen und Ganzen wieder mal dicht gehalten. Nur bei Gomez Hinterhaltschuss patzte die Borussen-Defensive, schaute Jaures nur statt energisch einzugreifen. Und dannschlug auch noch Badstubers wuchtiger Freistoß in den Torgiebel zum schmeichelhaften 2:1-Erfolg ein. Aber wo waren die Fingerkuppen von VfL-Keeper Logan Bailly in der spielentscheidenden Szene des Abends?
"Die Niederlage tut weh, denn es war ein sehr gutes Auswärtsspiel von uns", sagte Sportdirektor Max Eberl in der Katakomben der Münchener Arena und warf beim nächsten Atemzug schon wieder einen Blick nach vorn. "Gegen Hannover am Samstag im Borussia-Park werden wir uns umstellen müssen, das wird ein richtig schweres Spiel."
Dann muss Juan Arango wieder mit dem herkömmlichen Bundesliga-Fußball engere Bande eingehen und auf mehr Glück hoffen. Dabei war "Jabulani" für seinen linken Hammer eigentlich wie geschaffen.