Bis an die Grenze gehen
Nur Tobias Levels erfüllt beim 0:4 gegen Wolfsburg die Erwartungen.
Mönchengladbach. Tobias Levels (23) verfügt nicht nur über ein großes Kämpferherz, er hat auch den Mumm, gleich nach einer bitteren 0:4-Lektion durch Meister Wolfsburg vor eigenem Publikum Rede und Antwort zu stehen. "Wenn du zu Hause so hoch verlierst, ärgert das einen ohne Ende. Der Frust steckt tief, dem muss Luft gemacht werden. Wir müssen uns diese Woche gut vorbereiten und am Freitag im Derby beim 1. FC Köln ein ganz anderes Gesicht zeigen", sagte der Verteidiger nach der derben Heimschlappe der Gladbacher Borussia gegen den VfL Wolfsburg.
Zwar war bei Levels an diesem aus Gladbacher Sicht düsteren Samstagnachmittag auch nicht alles aus Gold, was glänzte, der Rechtsfuß warf jedoch der individuellen und überlegenen Klasse des Meisters zumindest unbändigen Willen und absolute Leidenschaft entgegen, peitschte - wie einst "Tiger" Effenberg - wiederholt das Publikum an, überzeugte in Durchgang zwei durch couragierte Flankenläufe.
Führungsspieler werden solche Fußballer-Typen genannt. "Ich versuche, bis an die Grenze zu gehen, der Mannschaft zu helfen, aber das hat gegen Wolfsburg nicht so geklappt", fuhr Levels fort. Auch, weil Levels an diesem Tag wenig Unterstützung von Teamkollegen wie Arango oder Bradley fand. Das war allerdings nicht das einzige Manko in der Elf von Cheftrainer Michael Frontzeck.
Während die Gäste aus der Autostadt um die überragenden Dzeko und Misimovic aus fast jeder Chance gleich einen Treffer kreierten, blieb die Borussen-Offensive jeglichen Qualitätsnachweis schuldig. Denn so klar und deutlich der vierte Wolfsburger Bundesliga-Sieg in Folge auch letztendlich ausgefallen sein mag - die Borussen hatten die Chance (Bobadilla!), die Partie nach dem Wechsel zu drehen. "Wir machen zurzeit einfach die Tore nicht, das muss man auch mal klar sagen. Rutscht so ein Ball rein, kann das noch kippen. Stattdessen kriegen wir im Gegenzug den Elfmeter zum 0:2", monierte Levels.
Den Rest spielte der Meister dann gekonnt runter, keine Spur von müden Knochen wegen des Europa-League-Spiels im russischen Kasan zwei Tage zuvor. "Wolfsburg hat fast fehlerlos gespielt, wir nicht. Man hat gesehen, was für ein Unterschied Qualität bedeutet. Wir hätten noch zwei Stunden spielen können und hätten kein Tor geschossen", lautete das ernüchternde Statement von Sportdirektor Max Eberl. Und was das Thema Klassenerhalt ohne Zittern anbelangt: Nach den jüngsten beiden Pleiten (0:7 Tore) beträgt das Punkte-Polster auf den Tabellen-16. Hannover nunmehr sieben Punkte - Gegner wie Schalke, Bayern, Stuttgart und Leverkusen kommen allerdings noch. "Wir haben eine Tendenz, die nicht schön ist und die wir im Zaun halten müssen. Wir müssen weiter punkten. Die Bundesliga hat 34 Spieltage und nicht 22, 24 oder 26", sagte Eberl.
Und deshalb sind neben Fußballlehrer Frontzeck auch Typen wie Tobias Levels gefragt, um die Mannschaft bis zum Spiel in Köln wieder auf Kurs zu bringen.