Borussia: Die „Sechser“ enttäuschen
Bei der 1:4-Niederlage in Dortmund fehlt in der zweiten Hälfte im Mittelfeld die Kompaktheit.
Dortmund. 45 ordentliche Minuten reichen im Fußball selten zu einem Sieg. Für Borussia Mönchengladbach galt diese Maßgabe beim Auswärtsspiel in Dortmund im Besonderen. 45 Minuten gegen den unangefochtenen Spitzenreiter mitgehalten zu haben, mag für die Psyche förderlich sein, unter dem Strich überwiegen jedoch die negativen Erinnerungen, zu denen insbesondere die vier Gegentreffer (jetzt 40) zählen.
Beim 1:4 ragten folgende Spieler positiv wie negativ hervor:
Marco Reus: Der gebürtige Dortmunder zeigte in den ersten 45 Minuten, wieso er auf dem Sprung zur Nationalmannschaft steht. Nach zögerlichem Beginn schnappte er sich ein ums andere Mal den Ball und dribbelte über die linke Seite die Dortmunder Defensive schwindelig. Dabei vergaß Reus die Defensivarbeit nicht, arbeitete wie Patrick Herrmann rechts gut nach hinten. Beim Führungstreffer macht er zwei Dortmunder Abwehrspieler nass. Dem hohen Tempo der ersten Hälfte musste der 21-Jährige später jedoch Tribut zollen und tauchte nach dem 1:2 genauso ab wie fast alle Mönchengladbacher. Auch die Defensivarbeit vernachlässigte er, die Dortmunder hatten dadurch viel mehr Räume.
Christofer Heimeroth: Der Torwart, der in Unna unweit des Dortmunder Stadions aufgewachsen ist, machte am Samstag sein bestes Saisonspiel. Zwei Bälle in den ersten 45 Minuten halten nicht viele Torhüter. Es ist bezeichnend, dass Konkurrent Logan Bailly dem Verein eine Ausleihe seiner Person empfiehlt. Er kommt derzeit nicht an Heimeroth vorbei.
Thorben Marx/Michael Bradley: Die beiden "Sechser" machten bis zur Pause ihre Sache gut, im Mittelfeld kamen die Dortmunder kaum zur Entfaltung. Völlig anders präsentierten sie sich nach dem Seitenwechsel. Der Tabellenführer hatte nun viel mehr Räume, um Steilpässe in die Nahtstelle der Abwehr zu spielen. "Die Pässe wurden blank aus dem Mittelfeld gespielt. Das geht nicht, das ist billig. Wir haben Probleme im Verbund", analysierte Verteidiger Tobias Levels und meinte damit vornehmlich das defensive Mittelfeldduo.
Bamba Anderson: Für den Zugang von Fortuna Düsseldorf ist der Sprung in die erste Bundesliga ein zu großer. Er bräuchte eine Saison, um sich einzufinden, die er wegen der Verletzungssorgen nicht erhält. Er hat massive Probleme im Spielaufbau, allzu oft lautet "hoch und weit" seine Lösung. Beim 2:1 und 3:1 für Dortmund steht der 22-Jährige falsch.
Jan-Ingwer Callsen-Bracker: Das im Sommer ausgemusterte "Phantom" (sein Name ist im Spielerkader auf der Internetseite der Borussia nicht zu finden) spielte unauffällig. Er fiel nicht durch krasse Fehler auf, zeigte sich im Spiel nach vorne aber bieder.
Filip Daems: Der Kapitän wirkt auf der linken Abwehrseite besser aufgehoben als in der Innenverteidigung, ohne diese jedoch in Gänze geschlossen zu bekommen. Selbst in der aus Gladbacher Sicht besseren ersten Hälfte kommt sein Gegenspieler Blaszczykowski mehrmals an ihm vorbei.
Mohamadou Idrissou: Im Sommer hatte der Stürmer, der vom SC Freiburg gekommen ist, noch aus jeder Lage getroffen. Seit Wochen wirkt der 30-Jährige unkonzentriert und unmotiviert. Es war ein Fehler, ihn für Juan Arango oder Raul Bobadilla ins Team zu nehmen.