Debakel: Gladbachs trauriger Rekord – 0:7

Nach der Demütigung in Stuttgart fordert Trainer Michael Frontzeck eine Reaktion im Heimspiel gegen den FC St. Pauli.

Stuttgart. Zerlegt, gedemütigt, deklassiert - da konnte Michael Frontzeck (Foto) in seiner Analyse nichts mehr schönreden: "Das war ein peinlicher Auftritt. Das war wirklich gar nichts. Wir haben uns schlachten lassen", sagte der Cheftrainer der Gladbacher Borussia, atmete einmal tief durch, ehe er mit gequälter Miene ergänzte: "Ich möchte mich bei unseren Fans entschuldigen."

Das "Sorry" des Fußballlehrers vor laufenden Kameras hatte auch einen triftigen Grund, denn wohl noch nie haben sich die Fohlen in der Bundesliga auswärts so blamiert wie am Samstag beim 0:7 gegen den VfB Stuttgart. Negativ-Rekord - und das ausgerechnet in dem Jahr, in dem der Klub vom Niederrhein sein 110-jähriges Bestehen feiert.

"Gegen den VfB stand keine Mannschaft auf dem Platz. Wir müssen so schnell wie möglich diesen Abwärtstrend stoppen, sonst kann es für uns richtig ungemütlich werden", sagte Mittelfeldspieler Thorben Marx. Vor 39500 Zuschauern hatten der überragende Pavel Pogrebnyak (2./55./60.), Georg Niedermeier (25.), Zdravko Kuzmanovic (64.), Matthieu Delpierre (73.) und Ciprian Marica (81.) den fulminant aufspielenden Stuttgartern den ersten Saisonsieg beschert.

Berauschende Tor-Gala der Schwaben - auf der anderen Seite lethargische Fohlen: Die Abwehr um den schwachen Torhüter Logan Bailly glich einem Torso, die Kreativ-Abteilung ohne Ideen, die Stürmer meist harmlos. Abwehrspieler Tobias Levels spuckte daher Gift und Galle: "Wir haben allein fünf Gegentore aus Standardsituationen bekommen. Das ist Kindergarten. Jetzt gilt es, mit offenem Visier alle Fehler anzusprechen."

0:7 in Stuttgart, zuvor 0:4 zu Hause gegen Frankfurt, satte 15Gegentore nach gerade einmal vier Spieltagen - Borussia ist die Schießbude der Liga, Gladbach befindet sich im freien Fall. Das ist umso bemerkenswerter, da die gleiche Borussen-Elf noch vor drei Wochen beim 6:3 in Leverkusen die Liga mit Hurra-Fußball in Atem hielt.

Dann kam die Länderspielpause - seitdem sind Schwung und Elan futsch. Sportdirektor Max Eberl befürchtet: "Im Nachhinein betrachtet war das 6:3 in Leverkusen wohl Gift für uns. Wir lassen seither Einsatz, Kampf und Laufbereitschaft vermissen."

Auch Frontzeck bemerkte: "Der eine oder andere Spieler hat bei dem 6:3 in Leverkusen wohl etwas falsch verstanden." Am Sonntag nahm sich Frontzeck seine Spieler in einer Sitzung lautstark zur Brust, Torhüter Bailly musste demonstrativ alleine eine Extra-Schicht absolvieren. Ob der belgische Nationalspieler am Mittwoch im Heimspiel gegen Aufsteiger St. Pauli eine Denkpause bekommt, ließ der Trainer offen, betonte aber: "Gegen St.Pauli ist eine Reaktion gefordert."