Derbyfieber im Borussia-Park

Cheftrainer Jos Luhukay zeigt Nehmer-Qualitäten, und Youngster Marko Marin verspricht: „Wir werden alles geben und gewinnen.“

Mönchengladbach. Die Pressekonferenz vor dem "Spiel der Spiele": Die Augen der Kameras fixieren unbarmherzig den Trainer von Borussia Mönchengladbach. Etliche Fragen prasseln nach hektischen Tagen auf Jos Luhukay nieder. Die Mannschaft ist Letzter in der Liga, die Stimmung gereizt. Der Trainer steht in der Kritik. Das sind die Fakten, und deshalb gibt es vor dem rheinischen Evergreen genug Stoff und Zoff. Doch Luhukay ist Profi, kennt die Mechanismen.

So wirkt der 45-jährige Übungsleiter mitnichten wie ein angeschlagener Boxer, der den Boden unter den Füßen zu verlieren droht und vor dem K.o. steht. In seinem Blick liegt mehr als Hoffnungslosigkeit. Die Stimme ist relativ kräftig, seine Worte sind deutlich vernehmbar und durchaus gewichtig.

"Sicher ist die Saison bisher nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben", sagt er, "aber das bringt das Geschäft nun einmal mit sich. Ein Geschäft mit Höhen und Tiefen. Im Moment schreiten wir durch ein Tal, aber deshalb zweifeln wir nicht an uns. Wir wollen dieses Spiel am Samstag unbedingt gewinnen. Und ich habe vollstes Vertrauen zu meiner Mannschaft."

Diagnose: Derbyfieber - titelt das Vereinsmagazin "Fohlen Echo". Eine gespannte Atmosphäre beherrscht dann auch die Szenerie. Draußen ist es entspannter, holen sich die Gladbacher Anhänger Autogramme von Marko Marin und Oliver Neuville, den Spielern mit dem höchsten Star-Appeal im VfL-Team.

Auch Marko Marin, der aus dem Aufgebot für die WM-Qualifikationsspiele gegen Russland und Wales (Borussia-Park) gestrichen und stattdessen für die U-21 nominiert wurde, steht den Reportern Rede und Antwort.

"Jetzt muss eine Reaktion kommen", sagt der 19-jährige Mittelfeldspieler, "wir werden alles geben und spielen auch für den Trainer. Wir werden gewinnen, damit endlich die Diskussionen aufhören. Eins ist klar, es ist gewiss kein normales Spiel. Für die Fans nicht und auch nicht für uns. Wird sind heiß und haben einiges gutzumachen."

Oliver Neuville, der bei der 0:1-Niederlage in Hamburg erst kurz vor Schluss eingewechselt worden war und seinen Unmut öffentlich geäußert hatte, sieht gleichwohl keinen Vertrauensverlust im Verhältnis zu Trainer Luhukay: "Er hat sich nicht verändert.

Ich habe kein Problem mit dem Trainer, ja sogar ein sehr gutes Verhältnis zu ihm." Für Abwehrspieler Roel Brouwers hat das rheinische Derby Endspielcharakter. "Für den Trainer ist es aber kein Endspiel", betont er.

Luhukay stellt sich derweil im Presseraum weiter selbstbewusst der schwierigen Situation und strahlt Zuversicht aus. "Glauben Sie mir, das, was in den letzten Tagen passiert ist, lässt mich völlig kalt. Es gibt immer Kritiker, die übers Ziel hinausschießen. Ich bin als Spieler und Trainer stets unbeirrt meinen Weg gegangen und habe es bis hier geschafft. Deshalb lasse ich mich überhaupt nicht verunsichern."

Nach nur einem (spektakulären) Sieg - 3:2 gegen Bremen - und fünf Niederlagen in der Bundesliga sowie der Pokalpleite in der Lausitz erwartet auch Sportdirektor Christian Ziege die Wende: "Wir gewinnen und dann kehrt Ruhe ein."

Ein Bekenntnis zum Trainer blieb aber aus.