Die Nerven liegen blank

Bei Borussia Mönchengladbach herrscht vor dem Schalke-Spiel eine gereizte Stimmung.

Mönchengladbach. Schalke kommt, ausgerechnet Schalke - gegen kaum eine andere Mannschaft hat Hans Meyer eine so schlechte Bilanz vorzuweisen wie gegen die "Knappen". Als Fußball-Trainer konnte der 66-Jährige noch nie gegen S 04 gewinnen, in zehn Duellen musste Meyer sieben Pleiten hinnehmen.

Überhaupt tun sich die Gladbacher Borussen gegen "Königsblau" in den vergangenen Jahren schwer. Der letzte Bundesliga-Heimsieg gelang im Mai 2004. Das soll, das muss sich aus VfL-Sicht am Sonntag beim Duell im ausverkauften Borussia-Park (17 Uhr) ändern. Denn Meyers Team wartet seit sechs Spieltagen auf einen "Dreier" und den psychologisch so wichtigen Befreiungsschlag im Abstiegskampf. "Glauben sie mir, wir werden mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln versuchen, die Schalker zu schlagen. Ob es dann reicht, werden wir sehen", sagte Borussias Cheftrainer. Und wie will Meyers Elf die beste Abwehr der Liga knacken, schließlich fällt mit Rob Friend erneut Borussias einziger torgefährlicher Mittelstürmer aus? "Über taktische Dinge rede ich nicht in der Öffentlichkeit", antwortete Meyer bei der gestrigen Pressekonferenz genervt. Um dann bei einem anderen Thema einen Journalisten mit den Worten "Das macht mich so kaputt. Warum stellen Sie solch eine idiotische Frage?" abzuwatschen.

Keine Frage, im Borussia-Park liegen die Nerven blank, hinterlässt der enorme Druck des Existenzkampfes seine Spuren. "Die Spieler wissen, dass in den vor uns liegenden 14 Tagen nur noch ein zählt: die Konzentration auf ihren Job", sagt Borussias Sportdirektor Max Eberl. Weshalb die Borussen-Profis die kommende Woche fast ausschließlich auf dem Trainingsplatz und im Mannschaftshotel verbringen werden. Zudem wurden die Spieler angehalten, sich gegenüber der Presse zurückzuhalten. Stimmen und Reaktionen gibt es nur in Absprache mit Borussias Medienabteilung. "Alles außer Fußball muss zur Seite geschoben werden. Das erwarten wir von jedem Enzelnen", erklärt Eberl. Es müsse für alle Beteiligten auch eine Frage der Ehre sein, all die vielen Borussen-Fans nicht zu enttäuschen: "Ich verspreche Ihnen, die Jungs werden bis zur letzten Sekunde für Borussia kämpfen." Zumindest mit einer ersten Geste lassen die VfL-Profis ihren kämpferischen und besonnen wirkenden Sportdirektor nicht im Regen stehen: Für das "Abstiegsendspiel" am Mittwoch bei Energie Cottbus zahlen die Spieler den 1100 mitreisenden Fans die Eintrittskarten.