Ein historisches Spiel

Sahnehäubchen im Borussia-Park mit acht Toren und strahlenden Siegern.

Mönchengladbach. Rolf Königs hatte vor dem letzten Heimspiel in diesem Jahr einen ganz persönlichen Wunsch geäußert: Der Borussen-Präsident hoffte auf ein "Sahnehäubchen" fürs Punktekonto, mit dem die Gladbacher entspannt in die besinnlichen Tage sowie frohen Mutes in die Rückrunde der Fußball-Bundesliga gehen können.

Beim spektakulären 5:3-Sieg gegen Hannover 96 kreierten beide Mannschaften dann ein "Sahnehäubchen" von historischem Ausmaß, welches weder Königs noch sonst jemand unter den 43528 Zuschauern im Borussia-Park so schnell vergessen werden.

"Bitte erwarten sie keine sachliche Analyse von mir. Das kann ich nicht, das geht nicht. So ein skurriles Spiel habe ich noch nicht erlebt", rang Max Eberl später nach den passenden Worten. Die drei Eigentore des Gegners - das hat es in der Bundesliga noch nie gegeben -, das halbe Dutzend ausgelassener Großchancen, die zwei Lattentreffer, die Geniestreiche von Rob Friend und Michael Bradley, die schlimmen Abwehrpatzer, dazu der Irrlauf des Franzosen Jean-Sébastien Jaurès durch den eigenen Strafraum, das unglaubliche Wechselbad der Gefühle - das muss auch ein Sportdirektor "erst mal alles sacken lassen".

Und auch wenn so mancher Berufsnörgler oder unterkühlter Analytiker angesichts der Fülle von individuellen Fehlern ein "absurdes Fußballtheater" im Borussia-Park erlebt haben mag - dem zahlenden Publikum schien der jederzeit fesselnde Schlagabtausch jenseits jeglicher Fußballvernunft sichtlich gefallen zu haben.

"Das war für die Zuschauer etwas ganz Besonderes, das hat man ja auch gemerkt. Wir haben die Eigentore aber auch provoziert, weil wir Hannovers Verteidigern keine Ruhe gelassen haben. Wir haben in dieser Hinrunde so viel Pech gehabt, dass wir dieses unverschämte Glück auch mal verdient hatten", sagte Mittelfeld-Flitzer Karim Matmour und schob gleich sein smartes Lächeln hinterher.

Doch nicht nur Glück und totaler Dusel verhalf der Borussia zum vierten Heimsieg und nunmehr 21 Punkten: Die Elf von Cheftrainer Michael Frontzeck zeigte in der Offensive erneut eine herzerfrischende Vorstellung, spielte mit den Niedersachsen zeitweise Katz und Maus, hätte - eine solide Defensivleistung vorausgesetzt - auch gut und gerne 6:1 oder 7:1 gewinnen können.

"Es gibt Dinge im Fußball, die lassen sich einfach nicht erklären. Deshalb versuche ich es erst auch gar nicht", sagte Frontzeck im Gespräch mit unserer Zeitung und ergänzte: "Ich gestehe meiner Mannschaft nach den zuletzt starken und anstrengenden Wochen, als wir eine Serie von fünf Niederlagen am Stück ins Positive gedreht haben, diese vor allem defensiv nicht 100-prozentige Leistung zu. Mich freut besonders, dass wir auch nach einer nicht völlig überzeugenden Leistung endlich mal gewonnen haben."

Nun haben die Borussen am Samstag zum Abschluss der Hinrunde noch die Partie beim ungeschlagenen Tabellenführer Bayer Leverkusen vor der Brust. Ein Duell, das auch Max Eberl wieder zum redseligen Sportdirektor werden lässt: "Ein Highlight. Die wollen Herbstmeister werden, wir für eine Überraschung zu sorgen."