Ernüchternde Vorstellung

Der VfL präsentiert sich beim 1:3 gegen Cottbus ohne Mumm und Spielwitz.

Mönchengladbach. Es geschieht nicht oft, dass Hans Meyer im "Zirkus Bundesliga" seinen Humor gänzlich verliert. Für einen frechen Spruch und ein spitzbübisches Lächeln ist der 66 Jahre alte Fußballlehrer eigentlich immer gut.

Doch nach der derben 1:3-Heimpleite im Gruselgipfel gegen Energie Cottbus war auch beim Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach Schluss mit lustig. Ohne Mumm, ohne Spielwitz, saft- und kraftlos hatten die Borussen die Punkte hergegeben.

Meyer, der angesichts des kollektiven Blackouts seiner Mannschaft an der Seitenlinie zeitweise getobt hatte, lieferte in der Mixed-Zone des Borussias-Parks eine Analyse, die wohl auch in der Präsidiumsloge für Gesprächsbedarf gesorgt haben dürfte: "Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, ist ein Schlag gegen alle Hoffnungen, dass wir die Probleme, die wir seit Anfang der Saison haben, schneller lösen können, als wir geglaubt haben. Auch als ich am Anfang geglaubt habe", sagte Meyer nach dem Offenbarungseid gegen den FC Energie.

Ein Eingeständnis, dass er das Problempotenzial der Borussia offenbar falsch eingeschätzt hat. Aber auch ein Trainer-Statement, dass Spekulationen über das Verhältnis zum ehemaligen Manager Christian Ziege sowie dem "Team Sport" zulässt. "Ich habe mit der Mannschaft jetzt fünfeinhalb Wochen gearbeitet. Es scheint offensichtlich nicht so zu sein, dass mein Vorgänger Jos Luhukay hier Schuld war an dieser katastrophalen Leistung der Mannschaft", legte Meyer nach.

Doch wer sind die Schuldigen? Während Ziege, inzwischen offizieller Co-Trainer, in erster Linie durch sein stoisches Schweigen auffällt, deutete Meyer auch so etwas wie Selbstkritik an: "Die Art und Weise, wie wir unsere individuellen Zweikämpfe gestalten, wie wir vor allem als Mannschaft auftreten, da war heute nicht zu sehen, dass Hans Meyer hier schon gearbeitet hat."

Gut möglich, dass nach dem Aussortieren von Rösler, Coulibaly und Touma sowie drei weiterer Spieler, die in der Winterpause folgen sollen, auch das Team neben der Mannschaft noch einmal "durchgewürfelt" wird. Schockzustand beim Aufsteiger, der noch im Sommer von Fachleuten als belebendes Element in Deutschlands Eliteliga gefeiert worden war. "Wenige Stars, viel Spaß" sollte das Motto lauten.

Nach 15 Spieltagen sind jedoch eine Trainerentlassung, ein desillusionierter Nachfolger sowie ein Abstiegsplatz die Realität. Zudem gehen nun auch die Fans auf die Barrikaden. Mehr als 50 VfL-Anhänger blockierten am Samstagabend per Sitzstreik das Haupttor am Stadion, skandierten u.a. "Vorstand raus".

"Ich bin auch etwas ratlos. Das war eine sehr ernüchternde Vorstellung. Diese Niederlage tut richtig weh", gestand Sportdirektor Max Eberl. Die Situation sei sehr schwer, die nächsten Wochen würden "sehr kompliziert". Fakt ist: Angesichts der kommenden Gegner vor und nach der Winterpause, nämlich Leverkusen (H), Dortmund (A), Stuttgart (A), Hoffenheim (H) sowie Bremen (A), droht im Februar der Knock-out im Existenzkampf.