Meyers Entsetzen im Tal der Tristesse

Gladbach verliert gegen Cottbus und hofft jetzt allein auf weitere neue Spieler.

Mönchengladbach. Schärfer hätte der Kontrast in der Gladbacher Fußball-Arena innerhalb von 14 Tagen kaum sein können.

Hatten die Anhänger des VfL Borussia nach dem späten Ausgleich gegen den FC Bayern München ihre Glücksgefühle fast nicht beherrschen können, erlebten sie nun die ganze Bitterkeit des Fußball-Alltags: eine 1:3-Niederlage gegen Cottbus, eine Heimschlappe gegen das bisherige Bundesliga-Schlusslicht, einen herben Rückschlag auf dem Weg zum Saisonziel Klassenerhalt.

Rund 50 Gladbach-Sympathisanten drückten nach der fünften Heimniederlage ihren Frust mit einer Sitzblockade aus und verhinderten am Haupteingang die Abfahrt der Spieler. Die Aktion rundete das triste Bild ab.

Selten hat man im Lager der niederrheinischen Borussia solche Enttäuschung und Ratlosigkeit erlebt, die auch Hans Meyer nicht verbergen konnte.

"Wir haben unter meiner Regie noch kein Spiel über 90 Minuten erstligareif gespielt", sagte der Cheftrainer fassungslos, "so desolat wie in der ersten Hälfte kann man nicht auftreten. Das ist mir in meiner langen Laufbahn noch nicht passiert."

Ist Gladbach noch zu retten? "Die Situation ist alarmierend", sagte Meyer, "wir sind nicht zufällig da, wo wir jetzt stehen und werden im Moment mit dem Druck nicht fertig."

Dass die Cottbuser im Borussia-Park nach Belieben walten konnten, mit den unerfahrenen Gladbachern bis auf wenige Phasen leichtes Spiel hatten und in den entscheidenden Momenten eiskalt zum Abschluss kamen, hat die ganze Wahrheit um das Innenleben der Gladbacher enthüllt.

"Die Balance stimmt vorne und hinten nicht. Die Zusammensetzung zwischen Kämpfern und Spielern, zwischen Offensive und Defensive, Alt und Jung passt überhaupt nicht. Das ist mir jetzt endgültig bewusst", sprach Meyer Klartext.

Da sein Vorgänger Jos Luhukay bereits suspendiert worden ist, muss der ehemalige Sportdirektor Christian Ziege - jetzt Meyers zweiter Assistent - die Verantwortung übernehmen und die aufkeimenden atmosphärischen Störungen im Borussia-Park aushalten. Ziege hat schließlich Gladbachs Transfers im Sommer abgesegnet.

Nach Rösler, Coulibaly und Touma will Meyer in der Winterpause drei weitere Profis "abschieben", um Platz zu schaffen für mindestens drei Zugänge, die auf Anhieb einschlagen müssen. Damit das Gleichgewicht im Borussia-Park wieder stimmt.