Frontzeck: Wir haben uns gut präsentiert

Die rheinischen Rivalen Köln und Gladbach trennten sich mit einem 1:1 Unentschieden.

Köln. Gleich nach dem Schlusspfiff in der Kölner WM-Arena klatschte Michael Frontzeck sichtlich zufrieden jeden seiner Spieler ab, schickte die Borussen-Profis dann schnurstracks in die Kurve zu den rund 7.000 mitgereisten Gladbach-Fans. "Wir haben uns gut präsentiert und zu alter Leistungsstärke zurückgefunden. Wir haben in der ersten Halbzeit kompakt gestanden, mit Aktionen nach vorne. Da hat nur der letzte Pass gefehlt. Mit ein bisschen Glück hätten wir gewonnen, aber wir haben unser Minimalziel erreicht und den FC mit drei Punkten auf Abstand gehalten", fasste Gladbachs Cheftrainer kurz darauf das 1:1-Remis beim rheinischen Rivalen 1. FC Köln zusammen.

Das 76. Bundesliga-Duell Köln vs. Gladbach hatte zunächst mit zehnminütiger Verspätung begonnen, da die Polizei rund um das Stadion immer wieder Fahrzeugkontrollen durchführte, es daher zu langen Staus kam. Über 1.000 Polizei-Beamte und weitere Sicherheitskräfte waren im Einsatz, um die befürchteten Gewaltexzesse zwischen Kölner und Gladbacher Chaoten zu verhindern. Offenbar mit Erfolg: Zu den schweren Ausschreitungen wie vor einem Jahr beim Derby in Köln kam es bis zum Anpfiff nicht, im Stadion wurden auch keine bengalischen Feuer oder Böller gezündet. Stattdessen sorgten die 50.000 Zuschauer beim Anpfiff des guten Referees Felix Brych für eine Gänsehautatmosphäre.

VfL-Trainer Michael Frontzeck hatte im Vorfeld der Partie Veränderungen in der Startelf angedeutet und sich schließlich dazu entschieden, die Angreifer Roberto Colautti und Raul Bobadilla auf die Ersatzbank zu setzen. Dafür rutschte Rob Friend ins Team, der zusammen mit Marco Reus (als hängende Spitze) das Sturmduo bildete. U19-Spieler Patrick Herrmann gab sein Debüt in der Startelf und übernahm Reus’ Part im rechten offensiven Mittelfeld, Thorben Marx löste Marcel Meeuwis als Stabilisator vor der Abwehr ab.

Die Borussen waren von Beginn an hellwach, setzten auch immer wieder über die flinken Reus und Herrmann die Kölner Hintermannschaft unter Druck, allerdings fehlte der entscheidende Pass. Auf der anderen Seite offenbarten die "Geißböcke" gravierende Mängel im Spielaufbau. Die erste große Möglichkeit hatten dennoch die Gastgeber durch Novakovic (13.), der nach einem Distanzschuss von Tosic plötzlich alleine vor VfL-Keeper Logan Bailly stand, aber zu überrascht war.

Kurz darauf leistete sich Podolski einen Blackout und spielte dem völlig frei stehenden Juan Arango die Kugel zu. Doch der lethargisch wirkende Venezolaner wusste mit diesem Geschenk nichts anzufangen, sein schlapper 16-Meter-Schuss (14.) war für Kölns Schlussmann Faryd Mondragon eine leichte Beute. Im zweiten Durchgang war es dann der starke Marco Reus, der für den ersten Torjubel im Kölner Stadion sorgte.

Der 20-Jährige nahm hinter der Mittellinie einen Arango-Pass auf, lief allen FC-Abwehrspielern auf und davon und krönte schließlich sein beeindruckendes Solo mit einem Flachschuss aus 16 Metern zur 1:0-Führung (55.) - die Borussen-Fans waren aus dem Häuschen. Die Kölner (vor allem Linksverteidiger Wome) mussten sich in folgenden Minuten gellende Pfiffe der eigenen Anhänger gefallen lassen, auch die "Soldo raus!"-Rufe waren nicht zu überhören.

Der FC warf daraufhin noch einmal alles nach vorne, drückte die Borussen immer mehr in die eigene Hälfte zurück. Ausgerechnet der schon als Transferflop abgestempelte Maniche war es dann, der die Kölner Fan-Seele wieder halbwegs versöhnte. Mit einem tollen Schuss von der Strafraumgrenze in den Torwinkel (76.) markierte der Portugiese den Ausgleich zum 1:1-Endstand. "Wir haben uns nach der Führung zu weit zurückgezogen.

Wir hätten mehr nach vorne machen müssen, dann hätten wir den Vorsprung auch über die Zeit gebracht. Ich denke, beide Mannschaften können dennoch mit dem 1:1 leben", sagte Marco Reus, Borussias Bester, nach dem Schlusspfiff. Die Gladbacher warten zwar seit nunmehr fünf Spielen auf einen "Dreier", haben aber nach 27 Liga-Spielen bereits genauso viele Punkte gesammelt wie in der kompletten Vorsaison (31).

Am kommenden Sonntag (17.30 Uhr) kann die Elf vom Niederrhein im Heimspiel gegen den Hamburger SV einen weiteren Schritt in Richtung vorzeitiger Klassenerhalt machen.Stimmen zum Spiel:Zvonimir Soldo (Trainer 1. FC Köln):Wir müssen aufgrund des Spielverlaufs zufrieden sein mit dem Unentschieden. In der ersten Halbzeit haben wir das Spiel kontrolliert, hatten aber keine Chancen. Dann machen wir einen Fehler und schon steht es 0:1.

Der eine Punkt mag wenig sein in unserer Situation, aber man muss damit zufrieden sein.Michael Frontzeck (Trainer Borussia Mönchengladbach):Ich bin nicht verärgert, dass wir nicht gewonnen haben. Natürlich hätte auch ich gerne drei Punkte mitgenommen, aber wir haben unser Minimalziel erreicht und Köln auf Abstand gehalten. Nach unseren beiden Niederlagen war es für die Mannschaft nicht einfach, aber sie hat ja nichts verlernt und hat heute wieder überzeugt.

Wir hätten gewinnen können, aber mit der Leistung bin ich auch so absolut zufrieden, auch wenn es nur zu einem Punkt gereicht hat, das ist ein gutes Ergebnis.Tobias Levels (Spieler Borussia Mönchengladbach): Ich bin sauer, der späte Ausgleich ist bitter, auch wenn das Tor nicht wirklich zu verteidigen war. Das war ein gutes Auswärtsspiel von uns, wir haben die Räume eng gemacht und haben es über weite Strecken nach vorne auch gut gemacht.

Wir haben eine Reaktion auf die beiden letzten Spiele gezeigt, sind aber nicht für unsere gute Vorstellung belohnt worden.Patrick Herrmann (Spieler Borussia Mönchengladbach): Bei so einem dabei zu sein, das war natürlich etwas Besonderes für mich. Für das erste Spiel von Beginn an bin ich ganz zufrieden. Aber es geht sicherlich noch besser. Schade, dass wir nicht gewonnen haben.

Die Atmosphäre war super, das war beeindruckend, vor so vielen Leuten aufzulaufen.Marco Reus (Spieler Borussia Mönchengladbach): Ich bin schon ein wenig enttäuscht, dass wir nicht gewonnen haben. Wir waren die bessere Mannschaft, haben aber viele Konter nicht konsequent genug zu Ende gespielt. Wir müssen jetzt auf diese Leistung aufbauen und gegen den Hamburger SV mit derselben Leidenschaft auftreten.

1. FC Köln - Borussia Mönchengladbach 1:1 (0:0)

Köln: Mondragon - Brecko, Geromel, Mohamad, Wome (75. Ehret) - Petit, Pezzoni (66. Freis) - Maniche - Tosic, Novakovic - Podolski

Borussia: Bailly - Levels, Brouwers, Dante, Daems - Marx, Bradley - Hermann (72. Colautti), Arango - Reus, Friend (83. Bobadilla)

Schiedsrichter:Dr. Felix Brych (München)

Zuschauer: 50.000 (ausverkauft)

Tore: 0:1 Reus (55.), 1:1 Maniche (79.)

Gelbe Karten: Geromel / Bradley