Gladbach-Trainer Hecking „Es hat mich geärgert, dass wir nicht die Konsequenz hatten“
Frankfurt · Die Fohlen dürfen nach dem Unentschieden gegen Frankfurt weiter von einer Champions-League-Teilnahme träumen. Trainer Hecking geht in seiner Analyse vor allem auf vergebene Chancen ein.
In der Fußball-Bundesliga hat Borussia Mönchengladbach am 22. Spieltag einen hochverdienten Punkt beim Europa-League-Teilnehmer Eintracht Frankfurt einfahren können. Nachdem die Hausherren Sekunden vor dem Pausenpfiff durch da Costa glücklich in Führung gegangen waren, sorgte Gladbachs Zakaria wenige Minuten vor dem Schlusspfiff für den 1:1-Endstand. Die Fohlen bleiben damit in der Tabelle auf Platz drei und dürfen weiter von einer Champions-League-Teilnahme träumen.
Der Moment des Spiels
Der ereignete sich aus Gladbacher Sicht in der 82. Spielminute. Der eingewechselte Strobl steckte zu Zakaria durch, der Schweizer drehte plötzlich auf, vernaschte Hase, zog wuchtig ab und vollendete so zum 1:1-Ausgleich. Zakaria hatte in der ersten Halbzeit noch die große Chance zur Führung für Borussia liegen lassen.
Sagte nach dem Schlusspfiff: „Ich weiß, dass ich an meinem Abschluss noch arbeiten muss. Der Ausgleich ist uns dann zum Glück noch in der Schlussphase gelungen, weil wir auch immer daran geglaubt haben“. Zakaria weiter: „Es war ein wichtiger Punkt. Die Mannschaften hinter uns machen ganz schön Druck, darum müssen wir mächtig Gas geben, um oben in der Tabelle zu bleiben.“
Das Comeback des Spiels
Der ereignete sich aus Borussen-Sicht in der 67. Spielminute, als erstmals in dieser Saison Josip Drmic in einem Pflichtspiel für Borussia zum Einsatz kam. Der Schweizer WM-Fahrer, dessen Vertrag beim VfL im Sommer ausläuft, galt bereits als aussortiert, bekam nun jedoch wieder weine Chance von Coach Dieter Hecking. Und wäre beinahe zum Matchwinner avanciert, doch er konnte kurz vor dem Abpfiff eine Flanke von Wendt nicht zum möglichen Siegtreffer verwerten.
Drmic sagte später: „Es hat sich gut angefühlt, nach so langer Zeit wieder auf dem Platz zu stehen. Ich habe im Training immer 100 Prozent gegeben und wurde nun dafür belohnt. Es ist eine Bestätigung für meine Arbeit. Ich habe nach meiner Einwechslung versucht, mich reinzuhauen und alles für die Mannschaft zu geben – meiner Meinung nach ist mir das auch gelungen. Kurz vor Schluss hatte ich noch eine Chance zum Siegtreffer. Der Ball war nicht leicht zu nehmen, zudem war es mein schwächerer Fuß, aber als Stürmer kann man den natürlich verwandeln. Dennoch können wir am Ende mit dem 1:1 zufrieden sein.“
Der Aufreger des Spiels
War da etwa die Hand im Spiel? Hätte es für Eintracht Frankfurt zu Beginn der zweiten Halbzeit einen Handelfmeter geben müssen? Borussias Denis Zakaria hatte im eigenen Strafraum Ballkontakt mit dem Arm. Aber Schiedsrichter Aytekin hatte kein strafbares Handspiel erkannt und weiterlaufen lassen. Der Videoassistent meldete sich offenbar auch nicht zu Wort – die Partie lief ohne große Proteste weiter.
Die Chronologie des Spiels
Gladbachs Cheftrainer Dieter Hecking hatte seine Startformation gehörig umgebaut. Herrmann, Kramer, Zakaria, Johnson lösten Plea, Strobl, Lang und den verletzten Hofmann ab. Der Umbauplan ging zunächst auch auf, Borussia fing gut an bei den Hessen, drängte die Hausherren immer wieder hinten rein und erspielte sich Chancen. Hazard legte nach wenigen Minuten ab auf Zakaria, der wartete in bester Position allerdings zu lange mit seinem Abschluss – da war mehr drin. Nächster Anlauf: Herrmann bediente Hazard, Schuss, einige Fohlen-Fans jubelten schon, doch der Ball sauste knapp am Pfosten vorbei. Weiter Gladbach. Stindl und Herrmann kombinierten Zakaria frei, der stand völlig frei vor dem Frankfurter Tor – doch scheiterte mit seinem Schuss an Schlussmann Trapp. Und die Eintracht?
Wachte allmählich auf und löste sich aus der Umklammerung. Kostic gab einen ersten Warnschuss ab, doch Torhüter Sommer war zur Stelle. Sekunden vor der Pause: de Guzmann schoss den Ball einfach flach in den Gladbacher Strafraum, mitten im Gewühl stand da Costa, dem die Kugel nach einem Abpraller vor die Füße sprang, Schuss, drin, 1:0 Eintracht, Halbzeitpfiff. Durchgang zwei: Borussia drängte weiter. Scharfe Hazard-Hereingabe, Hinteregger klärte in letzter Sekunde vor dem freien Herrmann. Dann zog Wendt ab, Trapp lenkte den Schuss um den Pfosten. Wenig später ballerte Kramer ins kurze Eck – erneut abgeblockt. Frankfurt konterte, Rebic zog aus spitzem Winkel ab, vorbei. Gladbach blieb aber dran. Zakaria vernaschte Hasebe, schnelle Drehung, satter Schuss, drin, Ausgleich, die Fohlen belohnten sich für eine gute Auswärtsvorstellung. Kurz vor dem Abpfiff ließ Gladbachs Drmic noch die Chance zum Sieg liegen.
Die Trainer-Stimmen
Dieter Hecking (Borussia Mönchengladbach):„In der Pause waren wir schon enttäuscht. Wir haben gut gespielt in der ersten Halbzeit. So wie wir es vor allem in der ersten halben Stunde gespielt haben, darf es zur Pause nicht 1:0 für Frankfurt stehen. Es hat mich als Trainer sehr geärgert, dass wir nicht die Konsequenz hatten, aus den super herausgespielten Möglichkeiten nicht mehr zu machen.
Es war dann nicht ganz einfach, die zweite Halbzeit anzugehen, weil Frankfurt mit vielen langen Bällen spielt und mit viel körperlicher Präsenz vorne die Bälle behauptet. Wir hatten dann jedoch wieder eine Phase im Spiel mit zwei, drei klasse Möglichkeiten, in denen wir aber nicht zum Tor gekommen sind.
Umso wichtiger war es, hinten heraus noch eine Antwort gehabt und den Ausgleich erzielt zu haben. Es ist gut, dass wir aus den drei schweren Auswärtsspielen nach Weihnachten sieben Punkte geholt haben.“
Adolf Hütter (Eintracht Frankfurt):„Es war das erwartet schwere Heimspiel. Borussia hat vor allem in der ersten Hälfte gezeigt, dass sie unheimlich gut nach vorne spielen kann. Die Gladbacher waren sehr präsent und hatten viel Ballbesitz. Das 1:0 kurz vor der Pause war sehr wichtig für uns. Hinten heraus mussten wir dann etwas Tribut zollen für das Europa-League-Spiel. Ein Sieg hätte uns gutgetan, dennoch sind wir jetzt seit sechs Spielen hintereinander ungeschlagen, auch wenn wir mit dem Unentschieden natürlich nicht großartig weiterkommen. Man muss aber auch berücksichtigen, dass wir auch viele starke Gegner hatten.“