Hans Meyer ist wieder Zuhause

Der bei den Fans beliebte Trainer erhält einen Vertrag bis 2010. Christian Ziege ist Co-Trainer.

Mönchengladbach. Wenn der Wind das Laub von den Bäumen treibt und die ersten Trainer von den Bänken der Bundesligaklubs weht, weiß Hans Meyer, dass bald sein Telefon klingeln wird. Das war im Herbst 2004 so, als Hertha BSC den Rettungs-Auftrag anforderte, und so war es auch ein Jahr später mit dem sportlich darbenden 1.FC Nürnberg.

Vor zwei Wochen nun rief Christian Ziege den alten Fahrensmann im Abstiegskampf der Bundesliga an. Gerade war Jos Luhukay, der Aufstiegstrainer der Gladbacher Borussia, nach sechs Niederlagen in sieben Saisonspielen entlassen worden und der Sportdirektor suchte einen Nachfolger. Schnell war klar, dass sie in Mönchengladbach nur einen wollten: Hans Meyer. "Es ist alles geklärt, ich fange sofort an", sagte er am Samstag.

Er hatte nach dem Abstieg 1999 den Klub 2001 wieder zurück in die Bundesliga geführt. Dreieinhalb Jahre, bis März 2003, arbeitete er bei der Borussia, so lange wie kein Trainer in den vergangenen zwölf Jahren im Klub. Seit Meyers Abgang war es um die von Präsident Rolf Königs stets propagierte Kontinuität an sportlich leitender Stelle geschehen.

Sieben Cheftrainer verschliss der Klub in fünfeinhalb Jahren. Bei den Anhängern erlangte Meyer auch wegen seiner kauzigen Art Kultstatus, später wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Es hat dann noch ein bisschen gedauert, ehe der Verein mit der für die Fans erlösenden Nachricht der Verpflichtung an die Öffentlichkeit ging. Meyer stritt noch um Lohnfortzahlungen mit seinem Ex-Klub Nürnberg. Nach der Einigung am späten Freitagabend war der Weg frei. Rund 450 000 Euro soll Meyer erhalten. Sein Vertrag bei den Gladbachern läuft bis 2010.

Der große Medienrummel bei seiner Vorstellung gestern veranlasste den 65 Jahre alten Trainer zu gewohnt markigen Sprüchen: "Angesichts aller Reaktionen, die ich bisher erlebt habe, habe ich den Eindruck, ganz Deutschland wartet darauf."

Mit der Rückholaktion Meyers komplettiert Borussia in beinahe perfekter Art und Weise den im Mai ausgegebenen Aufstiegsslogan "Wieder Zuhause" - diesmal mit dem harten Hans. Natürlich sei ihm Borussia eine Herzensangelegenheit und selbstverständlich kommt er auch nicht, ohne das Geld zu nehmen.

"Was mich reizt, ist das, was ich einbringen kann. Es kann doch nicht sein, dass Köln und Hoffenheim, die letztes Jahr hinter uns standen, fußballerisch plötzlich so viel besser sein sollen als wir", sagte Meyer. "Es muss einfach mehr in dieser Mannschaft stecken." Das zu beweisen, dafür ist er angetreten. "Das Ziel ist klar: drinbleiben."

Die Entlassung Luhukays nutzte der Traditionsklub gleich zum Großreinemachen. Denn der Ex-Nationalspieler Christian Ziege war gar nicht so gerne Sportdirektor wie es vielleicht im Jubel des Aufstiegs schien. Seit gestern hat er einen bemerkenswerten Schritt vollzogen. Statt am Schreibtisch arbeitet er nun auf dem Platz als Trainerassistent von Meyer. "Das war mein Vorschlag", sagte Ziege gestern: "Wenn ich auf dem Platz stehe, kann ich viel besser ausleben, was ich empfinde." Gelegenheit dazu ergab sich ja am Freitag, als die Borussia unter dem Übergangstrainer Ziege in Bochum mit dem 2:2 die Talfahrt von zuletzt vier Niederlagen in der Liga stoppen konnte.

Neuer Sportdirektor für Ziege wird Max Eberl. Der arbeitete bisher als Direktor für Nachwuchs und Amateure und war zu Meyers Zeiten Profi bei der Borussia. Mit in Meyers Trainerstab rückt auch Jürgen Raab, der mit ihm bereits in Nürnberg zusammengearbeitet und unter Meyer in Jena gespielt hatte.

Mit dem Rücktritt Zieges als Sportdirektor erscheint die im Aufstiegsjahr hochgelobte Zusammenarbeit zwischen ihm und Luhukay in einem anderen Licht. Die junge sportliche Führung im Klub hat sich nach nur 18Monaten verschlissen. In Mönchengladbach regiert ab sofort wieder die Tradition in Person Hans Meyers. "Wie die Verantwortlichen auf mich gekommen sind, ist doch unwichtig", meinte er gestern lächelnd.

Morgen trainiert Meyer um 10 Uhr zum ersten Mal seine neue Mannschaft. Dann wird ein kräftiger Wind wehen.