Zurück in die Zukunft: Comeback von Hans Meyer bei Borussia Mönchengladbach

Sportdirektor Christian Ziege wird zum neuen Co-Trainer.

Bochum/Mönchengladbach. Alte Liebe rostet nicht. BorussiaMönchengladbach setzt im drohenden Abstiegskampf auf Bewährtes. ZweiTage nach dem ermutigenden 2:2 (0:1) beim VfL Bochum kehrte „Pensionär“Hans Meyer an seine alte Wirkungsstätte zurück. Mit Hilfe von ChristianZiege, der von der Position des Sportdirektors auf die des Co-Trainerswechselt, will er den kriselnden Altmeister aus dem Tabellenkellerführen.

Der große Medienrummel bei seiner Vorstellung am Sonntagveranlasste Meyer zu gewohnt markigen Sprüchen: „Von der Reaktion herhabe ich den Eindruck, ganz Deutschland wartet darauf. Uns erwartetviel Arbeit - und davor hatte ich noch nie Angst.“

Der charismatische Routinier, der seit seiner Amtszeit von September1999 bis März 2003 bei den Borussen-Fans Kultstatus genießt, erhälteinen Vertrag bis 30. Juni 2010 und soll an diesem Montag das ersteTraining leiten.

Der Vater des Mönchengladbacher Bundesliga-Aufstiegsvon 2001 ist guter Dinge, mit dem Tabellen- Vorletzten die Klassehalten zu können: „Die Rückkehr war für mich nicht nur eineHerzensangelegenheit, sondern ich sehe auch das Potenzial. Ich glaube,dass ich es mit meiner Erfahrung und der Hilfe guter Leute im Vereinschaffen kann. Das Ziel ist klar: drinbleiben.“

Anders als die Personalie Meyer kam der Wechsel von Ziege vomSchreibtisch auf den Trainingsplatz überraschend. „Das passiert aufmeinen eigenen Wunsch. Es ist eine richtig gute Lösung. Ich hatte dasGlück, in den vergangenen zehn Tagen Trainer sein zu dürfen - mit allemHerzblut. Es lebt in mir“, kommentierte der Europameister von 1996 denungewöhnlichen Schritt.

Max Eberl übernimmt Zieges Aufgabe alsSportdirektor. Der einstige Borussen-Profi sammelte im Jugendbereicherste Erfahrungen. Jürgen Raab, langjähriger Wegbegleiter von Meyer,komplettiert den Trainerstab.

Das Ende des Rosenkriegs zwischen Meyer und dessen Ex-Arbeitgeber 1. FCNürnberg ebnete den Weg zurück ins Rheinland. Als mit Gladbach einneuer Partner auftauchte, konnte der monatelange Rechtsstreit umLohnfortzahlung beendet werden. Laut „Bild am Sonntag“ erhält der imFebruar verabschiedete Meyer vom „Club“ 450 000 Euro als Abfindung.„Diese Auseinandersetzung hat mich sehr bedrückt. Umso mehr freut esmich, dass wir das über die Bühne gebracht haben“, meinte Meyer.

Vor allem die Sehnsucht der Gladbacher nach Kontinuität sprach fürMeyers Verpflichtung. Seit dessen Abschied hat der Altmeister in EwaldLienen, Holger Fach, Dick Advocaat, Horst Köppel, Jupp Heynckes und JosLuhukay sechs Trainer verschlissen.

Zudem leistete sich kaum einanderer deutscher Club in dieser Zeit eine so hohe Fluktuation imProfi-Kader. An einen neuen radikalen Team-Umbau denkt Meyer nicht:„Die Finanzen sind nicht so, dass große Möglichkeiten da wären.“

Der Auftritt seines neuen Teams am Freitag in Bochum, den er via TVverfolgte, dürfte Meyer zur Zusage ermutigt haben. Anders als in denvorherigen vier Spielen mit 0 Punkten und 2:9 Toren zeigte die ElfCharakter. Selbst als die Führung durch Steve Gohouri (30.) nachBochums Toren von Christoph Dabrowski (55.) und Sinan Kaloglu (78.)verspielt war, stemmte sie sich gegen die drohende Niederlage. ThomasKleine (79.) sorgte für den verdienten Lohn engagierter Arbeit.

Mit ungewöhnlichen Maßnahmen bewies Interimscoach Ziege seineQualitäten als Trainer. Im Vergleich zur 1:2-Heimschlappe gegen Köln,die Luhukay den Job kostete, standen fünf andere Profis in derAnfangself. So setzte Ziege im Tor auf den 35 Jahre alten UweGospodarek - ungeachtet dessen achtjähriger Bundesliga-Abstinenz.

Zudemkamen erfahrene Kämpfer wie Alexander Voigt zum Einsatz. „In solcheinem wichtigen Spiel braucht man solche Typen, die sich reinhängen“,begründete der künftige Meyer-Assistent seine mutige Personalwahl.