Mutlos, ratlos, kampflos
Die Borussia setzt nun auf die Pause und hält Ausschau nach Verstärkungen.
Mönchengladbach. Nach dem Abpfiff einer ruppigen Partie folgen die üblichen Höflichkeitsfloskeln. "So ein Klub wie Gladbach darf nicht absteigen, er gehört in die erste Liga", erklären BVB-Trainer Jürgen Klopp und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke fast in einem Atemzug.
Zuvor auf dem Rasen hatten insbesondere die Dortmunder Profis ihren Einsatz beim 2:1-Sieg gegen die Namenscousine aus Mönchengladbach zuweilen maßlos übertrieben.
Die Mittel, die sie vor 79.700 Zuschauern im Westfalenstadion eingesetzt hatten, entsprachen nicht dem eigenen Anspruch der Gastgeber, die in der Fairnesstabelle vor der Partie auf Rang zwei lagen.
Während VfL-Torwart Christofer Heimeroth nach hartem Einsteigen von Tamas Hajnal mit einer Risswunde am Knie noch vergleichsweise glimpflich davonkam, erwischte es den Benjamin im Team des Tabellenletzten, den 18-jährigen Tony Jantschke, umso schlimmer.
Er zog sich nach einem heftigen Ellbogen-Schlag des Dortmunders Jakub Blaszcykowski eine Schädelprellung und Gehirnerschütterung zu. Er musste die Israel-Reise absagen.
Die Dortmunder Attacken blieben nicht ungesühnt: Hajnal musste mit einer gelb-roten Karte vom Platz (37.). Blaszcykowski wiederum hatte Glück und sah nur die gelbe Karte. Zu diesem Zeitpunkt stand es 1:0 für Dortmund.
Genug Zeit also für die Elf vom Niederrhein, um mit einem Spieler mehr auf dem Platz die Initiative an sich zu reißen, den Gegner unter Druck zu setzen und zur Aufholjagd zu blasen. Aber genau das geschah nicht, und genau das war das eigentliche Übel am Ende einer grenzenlosen Enttäuschung.
Borussia Mönchengladbach schlug aus dem numerischen Vorteil kein Kapital, blieb bis auf ein, zwei passable Szenen stümperhaft und ergab sich fast widerstandslos der drohenden Niederlage.
Beim 2:0 der schwachen Gastgeber (56.) - zwei Dortmunder spielten mit fünf Gladbachern am Strafraum Katz und Maus - enthüllte sich dem Betrachter das ganze Gladbacher Dilemma in punkto Organisation und Abwehrverhalten.
Und selbst nach dem ersten Saisontor von Johannes van den Bergh (80.) zum 1:2 ließ die niederrheinische Borussia Tempo, Leidenschaft und Kampfgeist vermissen.
Gladbachs Cheftrainer Hans Meyer bemühte sich nach dem letzten Auftritt im alten Jahr um gute Miene zum bösen Spiel. "Für einen Abgesang ist es noch noch zu früh. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir mit zwei, drei Jungs, die uns verstärken und nicht nur ergänzen, in eine Situation kommen, in der Fußball-Gladbach wieder hoffen kann."
Man darf gespannt sein, ob es Sportdirektor Max Eberl und dem als "Retter" verpflichteten Meyer gelingt, bis zum Rückrunden-Auftakt in knapp sieben Wochen beim VfB Stuttgart die nötigen Verstärkungen an Land zu ziehen.
Dies dürfte dann auch mit weiteren "Entlassungen" einhergehen. "Ich weiß jetzt, auf wen ich mich verlassen kann", sagte Meyer noch zum Abschluss der unerfreulichen Dienstreise, die erneut den eigentlichen Schwachpunkt der Mannschaft offenbart hatte - die Defensivarbeit (35 Gegentore) ist im Vergleich zu anderen Teams (Hannover/Karlsruhe, je 32) entschieden zu schlecht. Die Abwehr zu stabilisieren, ist die dringendste Aufgabe des Kompetenz-Teams im Borussia-Park bis zum "ersten Endspiel".