Niederlage in Nürnberg: Marx die tragische Figur
Gladbachs Routinier ist am Elfmeter beteiligt und macht vor dem 0:2 einen Fehlpass.
Nürnberg. Kollektives Kopfschütteln. Wütende Blicke. Der ganze Frust über die bittere 1:2 (0:2)-Pleite beim 1. FC Nürnberg war den Spielern der Gladbacher Borussia auch noch gut eine Stunde nach dem Schlusspfiff anzumerken.
Die beeindruckende Serie von neun Pflichtspielen ohne Niederlage hat am Sonntag im Frankenland ein Ende genommen. Die Chance, im Kampf um einen Europapokal-Platz ein Ausrufezeichen an die Konkurrenz zu senden — sie wurde von der Fohlen-Elf vertan.
Und während die Nürnberger ausgelassen feierten, erregten sich die Gemüter im VfL-Lager an der fatalen Fehlentscheidung des Unparteiischen Florian Meyer. Der hatte mit seinem Elfmeterpfiff bereits nach vier Minuten die Weichen auf einen Heimtriumph des „Clubs“ gestellt.
Meyer wurde das Opfer einer plumpen Täuschung — im Fußballerjargon auch Schwalbe genannt — des Nürnbergers Mike Frantz. Der hatte die direkte Nähe seines Gegenspielers Thorben Marx zu einer Flugeinlange genutzt — und so die Regeln des Fairplays außer Kraft gesetzt.
Den Strafstoß verwandelte Timmy Simons sicher zum 1:0 (4.), für die Fohlen ein Schlag ins Gesicht. Verständlich, dass Marx später beklagte: „Leider hat Frantz nicht den Mut gehabt, seine Schwalbe beim Schiedsrichter zuzugeben. Ich habe ihn darum gebeten.“
Gleich nach der Szene, versicherte Marx, habe Frantz ihm das vorgetäuschte Foulspiel gestanden. Marx‘ Aufforderung daraufhin, Frantz noch einmal zur vermeintlichen Foulsituation zu befragen, ignorierte Schiedsrichter Meyer jedoch.
Nach Spielende versuchte Frantz auch gar nicht erst, etwas zu vertuschen, legte öffentlich ein Geständnis ab — doch da war es längst zu spät. Marx‘ Urteil: „Das ist einfach sehr unsportlich gewesen, ich dachte eigentlich, dass so etwas heutzutage in der Bundesliga nicht mehr vorkommt.“
Borussias Torhüter Marc-André ter Stegen, der die Szene genau verfolgt hatte, bemerkte mit einem süffisanten Lächeln. „Dass ich darüber lache, ist logisch. Ich denke, wenn der Schiedsrichter sich die Szene noch einmal angeschaut hat, kann er nur von sich selbst enttäuscht sein. Das war ein Fehler vom Schiedsrichter.“
Der, bei aller Tragweite, am Ende jedoch nicht die einzige Ursache für Borussias erste Niederlage in der Bundesliga-Rückrunde gewesen ist. Vor allem in der ersten Hälfte produzierten die ohne den verletzten Havard Nordtveit im Mittelfeld merklich geschwächten Gladbacher Fehler en masse. Ein solcher leitete das 2:0 für den „Club“ durch Tomas Pekhart (30.) ein — zuvor hatte Marx den Ball leichtfertig hergeschenkt.
In Durchgang zwei gelang Borussia durch den starken Wirbelwind Patrick Herrmann (58.) zwar noch der Anschlusstreffer. Zu mehr reichte es am Ende aber nicht mehr. Weil es in einigen Szenen an der nötigen Aggressivität und Durchschlagskraft fehlte. Dafür war die Selbstkritik nach Spielende umso größer. „Wir müssen uns an die eigene Nase fassen. Auch ich“, gestand Marx. So bitter der Elfmeter gewesen sein mag, er habe „nicht das Spiel entschieden“. Da waren sich fast alle Borussen einig.