Oliver Neuville: Mann für gewisse Situationen
Der Stürmer wurde von Bundestrainer Löw in die Nationalmannschaft berufen.
<strong>Mönchengladbach. Im Frühjahr, als Christian Ziege gerade das Amt des Sportdirektors bei Borussia Mönchengladbach übernommen hat, führte er wichtige Gespräche, die Basis für seine ersten Bausteine im Aufbau der neuen Mannschaft waren. Ziege klopfte bei Fußball-Bundestrainer Joachim Löw und dessen dänischem Amtskollegen Morten Olsen ab, ob es für sie bei der Nominierung für die Nationalmannschaften von Belang sei, in welcher Liga die Spieler tätig sind. Beide verneinten - was Ziege eine gute Grundlage in den Vertragsgesprächen mit Oliver Neuville und Kasper Bögelund verschaffte. Beide Spieler konnten letztlich gehalten werden, obwohl Mönchengladbach den Gang in die Zweite Liga antreten musste - was vor allem im Falle Neuvilles zu regelrechten Begeisterungsstürmen bei den Fans sorgte.
Hoffnungen auf den Wiederaufstieg wurden mit Neuville verbunden
Dabei war der 34-Jährige zu diesem Zeitpunkt nach einer Adduktoren-Operation noch außer Gefecht. Der erfahrene Angreifer konnte im Abstiegskampf nicht mehr eingreifen. Auf der Jahreshauptversammlung Ende Mai wurde Neuville frenetisch gefeiert, die Hoffnungen auf den Wiederaufstieg wurden eng mit dem Namen des 34-Jährigen verbunden, der in seinen drei Jahren Bundesliga in Mönchengladbach 26 Tore schoss.
Entsprechend selbstbewusst kündigte Neuville vor dem Start der Zweitligasaison im Hinblick auf die Nationalmannschaft und die kommende Europameisterschaft an: "Ich glaube an meine Chance. Joachim Löw wird mit Sicherheit fünf Stürmer mitnehmen, und ich bin der einzige Konterstürmer, den er hat."
Neuville, der Mann für gewisse Spielsituationen also. Im Verein war er zuletzt beim 2:1-Sieg gegen Carl Zeiss Jena mit zwei technisch anspruchsvollen Toren der Matchwinner. Er verfolgt ein Doppelziel: Den Aufstieg mit der Borussia und die Nominierung für die EM.
Am ersten Ziel arbeiten er, der bereits sieben Saisontore beisteuerte, und seine Mannschaftskollegen seit Wochen. Dem zweiten ist er gestern einen Schritt näher gekommen: Löw nominierte den Mann, der noch bei der WM 2006 mit seinem Last-Minute-Tor gegen Polen wesentlicher Teil des "Sommermärchens" war, für die abschließenden EM-Qualifikationsspiele gegen Zypern (17. November in Hannover) und Wales (21. November in Frankfurt).
Löw: "Wir haben immer gesagt, dass wir ihn noch auf unserer Liste haben. Oliver hat zuletzt starke Leistungen geboten. Mit seiner Schnelligkeit ist er ein Spieler, der sehr gut in unser System passt." Auch Sportdirektor Ziege glaubt, dass Neuville der Nationalmannschaft in seiner derzeitigen Verfassung weiterhelfen kann und sagt: "Er soll einen guten Eindruck hinterlassen, damit er auch bei der EM mit dabei ist."
Begehrt Die Offensivspieler von Borussia sind in ihren Auswahlmannschaften begehrt. So wurden neben Neuville auch der Israeli Roberto Colautti (17.11. gegen Russland, 21.11. gegen Mazedonien) und Marko Marin genau wie Eugen Polanski für die U21 berufen (20.11. in Luxemburg). Der Kanadier Rob Friend fährt nach Absprache mit dem Verein nicht zum Länderspiel nach Südafrika.
Fraglich Borussia droht am Montag bei 1860 München der Ausfall vom erkälteten Johannes van den Bergh. Für Nando Rafael und Marvin Compper (Trainingsrückstand) kommt ein Einsatz zu früh. Sebastian Schachten (Aufbautraining) fällt aus.