Revolte der Borussen-Fans: Gibt Königs jetzt auf?

Fans setzen tiefgreifende Satzungsänderung durch. Bittere Pille für den Vorstand.

Mönchengladbach. Es ist kurz vor Mitternacht, als Rolf Königs mit versteinerter Mine und sichtlich angeschlagen nach fast fünf Stunden das Podium vor der Südkurve im Borussia-Park verlässt.

Reden wolle er jetzt gar nicht, zischt der sonst so wortgewandte VfL-Präsident Journalisten entgegen. Lediglich Satzfragmente wie "enttäuschend" oder ein zynisches "es hat sich gelohnt, dass man sich dafür einsetzt” sind dem Geschäftsmann (67) zu entlocken.

Keine Frage: Der verbale Dauerbeschuss seiner Kritiker, Hohn und Spott während der Mitgliederversammlung haben den 67-Jährigen im fünften Amtsjahr schwer getroffen. "Sagen Sie uns bitte, was wir tun müssen, damit sie endlich gehen" lautete die provokative Frage eines Fans. Ein anderer Redner hatte dem Borussen-Präsident, begleitet von tosendem Applaus, gleich ein Zeugnis ausgestellt: "Wirtschaftlich gebe ich Ihnen eine Eins, sportlich eine Sechs”.

Und immer wieder die Forderung: "Herr Königs, treten Sie zurück". Doch der bewahrte die Contenance: "Jeder ist zu ersetzen. Aber ich habe immer für und nie von Borussia gelebt", betonte der Aunde-Geschäftsführer. Und verwies auf seine noch bis April 2010 dauernde Amtszeit. "Wenn das im nächsten Jahr sportlich nicht klappt, dann ist der Aufsichtsrat gefragt, ob es mit Königs oder ohne Königs weitergeht".

Dabei hatte die Versammlung eher harmonisch angefangen. Trotz der sportlich überaus turbulenten Spielzeit schienen Königs, Bonhof & Co. alles im Griff zu haben.

Auch der neue Cheftrainer Michael Frontzeck (45) wurde - trotz einiger Protestbanner der "Ultras" - von den Mitgliedern freundlich empfangen. Der Wunschkandidat von Sportdirektor Max Eberl ging auch gleich offen auf seine Kritiker zu.

Doch bei der Aussprache kippt die Stimmung. Sie wird zunehmend aggressiver. Versammlungsleiter Andreas Heinen hat Mühe, die von ihm geforderte Hauptregel "Wir wollen fair miteinander umgehen" durchzuboxen.

Etwa ein Drittel der Anwesenden stimmt auch gegen die Entlastung des Vorstandes.

Der musste kurz darauf die nächste bittere Pille schlucken: Die Mitglieder segneten trotz großer Vorbehalte seitens des Vorstandes eine Satzungs-Änderung ab, die der CDU-Politiker Michael Weigand vom eher rechts anzusiedelnden Fanklub Preußen 93 eingereicht hatte.

Ergebnis: In Zukunft sind alle sieben Aufsichtsratsmitglieder von den Mitgliedern zu wählen. Bislang waren es vier, die übrigen drei wurden von den gewählten Aufsichtsleuten bestimmt (kooptiert). Vor allem für Rolf Königs der letzte Tiefschlag an diesem Abend.

Beim Thema neuer Hauptsponsor werden immer häufiger der koreanische Konzern Samsung und die Postbank genannt. VfL-Geschäftsführer Stephan Schippers schwieg auch gestern, als die WZ fragte, wer von beiden denn bei Borussia einsteige.

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