Rolf Königs über Präsident Königs: Jeder ist zu ersetzen

Insider sagen, dass der Klub-Präsident 2008 seinen Platz räumt. Viel Beifall gab es für Ehrenpräsident Helmut Beyer.

Mönchengladbach. Oliver Neuville wird die 5000 Euro Strafe zahlen müssen. Forderungen mehrer Fans in der teilweise turbulenten Stadion-Mitgliederversammlung des Klubs in Richtung Christian Ziege, "dem Olli das zu ersparen, weil er mit seiner Kritik an Mannschaftskollegen Recht hatte", erteilte der Sportchef eine Absage.

Er habe der Mannschaft vorher ausdrücklich gesagt, sich nicht öffentlich über Spieler zu äußern. Olli, neben Keeper Christofer Heimeroth der einzige aus dem Profi-Kader, der sich unter die knapp 3000 Mitglieder gemischt hatte, nahm’s gelassen. Und die 5000 Euro werden den Millionär Neuville kaum kitzeln...

Dass Neuville mit seiner Kritik im Kern Recht hat, daran ließen weder Ziege noch der später entlastete Präsident Rolf Königs (65) einen Zweifel. "Wir hatten keine Mannschaft, unser Team war ein zerstreuter Haufen", sagt der 65-Jährige in seinem von Pfiffen und Buhrufen begleiteten Rechenschaftsbericht. Das Ergebnis ist bekannt. Es heißt Abstieg.

Königs ("Jeder ist zu ersetzen, auch der Königs") ist sichtlich getroffen, als auf ihn Beschimpfungen niederprasseln. "Du Pfeife" gehört da noch in die Kategorie harmlos. Mehrfach - und das ist auf der Großleinwand gut zu erkennen - schluckt der Mann, der im beruflichen Leben so viel Erfolg hatte, nervös. Erst spät legt der Manager seine Nervosität ab.

Da ist er wieder, der Visionär, der für fast alles eine Erklärung und eine Entschuldigung hat. Man habe kein Geld verschenkt oder verplempert, so Königs. Gelächter hallt ihm aus der Südkurve entgegen. Seit ’99 habe der VfL "unter 40 Millionen Euro" in Spieler investiert, die Hälfte sei aus Transfererlösen zurückgeflossen.

Ruhig wird es auf den Rängen, als ein an der linken Hand verletzter Präsident Fehler einräumt. Hierbei spricht er aber vornehmlich nicht vom "Ich", sondern vom "Wir": "Wir haben falsch investiert, in falsche Spieler, Trainer und einen Sportdirektor (Peter Pander, die Redaktion)."

Ob Königs für die gewählte Zeit von drei Jahren "Präsi" bleibt, das ist auch nach der fünfstündigen Versammlung offen. Denn nach wie vor halten sich Gerüchte, dass er 2008 Aufsichtsratschef Hermann Jansen (70) beerben wird, um Platz zu machen für einen Banker von außerhalb. Jansen beschwor denn auch die Fan-Gemeinde: "Borussia ist abgestiegen, aber nicht abgeschafft. Und das Leben geht weiter." Jansen glaubt: "Wir schaffen den Aufstieg in einem Jahr."

Der VfL-Mythos wird wach, als Sitzungsleiter Andreas Heinen, ein Rechtsanwalt, den Namen Helmut Beyer aufruft und sich die Borussen Beifall klatschend von den Sitzen erheben. Der VfL-Präsident aus glorreichen Fohlen-Zeiten gehört dem Klub seit 60 Jahren an und ist jetzt Ehren-Präsident. Doch Beyer hat sich entschuldigt. Aus gesundheitlichen Gründen könne er nicht zur Ehrung kommen. Heinen: "Herr Dr. Beyer wünscht dem Verein mehr sportlichen Erfolg."

Mitglieder kritisieren in ihren Redebeiträgen vor allem die "Arroganz der Spieler" und das arrogante Verhalten der Klubführung, für miese Spiele doppelte Topzuschläge zu kassieren.

Bei der Aufforderung von Fans, neben Königs und Vize Siegfried Söllner einen dritten Vorstand mit "Fußball-Ahnung" zu platzieren, bleibt Königs zurückhaltend. Der müsse "schon zu uns passen", meint er. Und fügt hinzu: "Für Alt-Borussen haben wir die Tür weit aufgemacht." Berti Vogts wird sie wohl nicht mehr durchschreiten...