Wende an der Waterkant?

Borussia Mönchengladbach auf der Suche nach dem Glück – oder die Hoffnung auf einen magischen Moment in Hamburg.

Mönchengladbach. Es ist nicht einmal vier Wochen her: Da spielten die Borussen mit dem SV Werder gut eine Stunde lang Katz und maus, verfolgte Gal Alberman Bremens Starspieler Diego bis zu den entlegensten Winkeln des Spielfelds, düpierte Karim Matmour ein ums andere Mal die gegnerische Abwehr und war Alex Baumjohann nach seinem Aufsehen erregenden Dribbling mit vollendetem Abschluss in aller Munde.

Doch was ist geblieben vom Zauber dieses Spiels? Wo sind die magischen Momente? Nichts erinnert mehr seitdem an jenen grandiosen Samstag im August, an den einzigen Sieg (3:2) in der noch jungen Saison.

Kein Wunder, dass die Atmosphäre rund um den Borussia-Park nach drei Niederlagen in Folge im Anschluss an den Bremen-Coup gelinde gesagt angespannt ist. Die Enttäuschung ist allerorts groß. Wenn die Zaungäste beim Training schon die Schärfe und Härte eines Jeff Strassers herbeiwünschen - oh je.

Es ist wieder einmal die Sorge um ihr Sorgenkind Borussia, das am sechsten Spieltag Gefahr läuft, auf den letzten Platz in der Fußball-Bundesliga abzurutschen. "Nein", sagt Cheftrainer Jos Luhukay, "das wird nicht passieren. Am Samstag ist der Zeitpunkt gekommen, um die Blockade zu lösen. Auch wenn der Gegner Hamburg heißt, sind wir nicht von vornherein der krasse Außenseiter. Wir müssen das Maximum abrufen. Dann können wir auch beim HSV bestehen."

Alles abrufen wollten die Gladbacher auch am Dienstagabend in der Lausitz. Doch das Vorhaben misslang gründlich. Selbst für einen solch robusten Spieler wie Sascha Rösler, der mal dazwischenhaut, Tacheles redet oder seine Teamkameraden - je nach dem - auch verteidigt, notfalls sogar auf Kosten einer Gelben Karte, selbst der Anführer der vergangenen Zweitliga-Spielzeit also ließ beim Pokal-K.o. gegen den FC Energie Cottbus Tugenden wie Kampfgeist, Leidenschaft und Willenskraft vermissen.

Deshalb könnte es passieren, dass Rösler, der dem Tempofußball der heutigen Zeit ohnehin nur bedingt gewachsen ist, morgen wieder auf der Ersatzbank landet. Denn Trainer Jos Luhukay, der den medialen Druck jetzt Tag für Tag zu spüren bekommt, hat für Hamburg zwei "Eisen" mehr im Feuer: Patrick Paauwe und möglicherweise auch Steve Gohouri.

Der war verletzt und dann aus dem Kader gestrichen worden, weil er Reha-Termine hatte sausen lassen. Das Thema ist vom Tisch, der Ivorer steht auf dem Sprung. Ein Mann also für die rechte Seite, dessen Comeback sich - so Luhukay - stimulierend und motivierend auf das Team auswirken könnte.

Ob Luhukay bei der Suche nach seiner "Traum-Elf" endlich wieder Glück hat? Dem Trainer muss es, unabhängig davon, jetzt gelingen, den Kampfgeist zu wecken und Siegeswillen aufzubauen.

Vielleicht ist ja dann ein Punkt drin, bevor Begegnungen mit Klubs anstehen, mit denen sich die Borussen auf Augenhöhe befinden sollten - Köln, Bochum, Karlsruhe. Aber vielleicht brauchen die Anhänger gar nicht so lange auf den nächsten magischen Moment zu warten.