Liga-Check 15/16 Die Wölfe haben Blut geleckt

Der VfL Wolfsburg strebt mindestens die Bestätigung der Erfolge aus der vergangenen Saison an. Was wird aus De Bruyne?

Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking in Siegerpose: Gegen Dortmund gewann der VFL im Mai das DFB-Pokal-Finale.

Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking in Siegerpose: Gegen Dortmund gewann der VFL im Mai das DFB-Pokal-Finale.

Foto: Maurizio Gambarini

Wolfsburg. Als Vizemeister direkt in die Champions League, dazu der Gewinn des DFB-Pokals: Die Ergebnisse des VfL Wolfsburg in der vergangenen Saison lassen die Niedersachsen scheinbar am Maximum kratzen. Doch zufrieden gibt sich damit in Wolfsburg nach außen niemand. Das hat mit einem Führungs-Duo außerhalb des Platzes und einem Mann auf dem Feld zu tun. Dieser könnte aber noch gehörige Risse im Lack des Autoklubs erzeugen.

Alles de Bruyne oder was?

Es sieht fast danach aus. In der Vorbereitung verging beinahe kein Tag, an dem nicht ein neues Gerücht über Deutschlands „Fußballer des Jahres“ Kevin De Bruyne gestreut wurde. Der Poker um den begnadeten Techniker nahm immer mehr Fahrt auf, nicht zuletzt weil der Belgier selbst ein Bekenntnis zum VfL vermied. Manager Klaus Allofs und Trainer Dieter Hecking betonten allerdings gebetsmühlenartig, dass sie an einem Verkauf nicht interessiert seien. Eine Frage des Geldes, die den Verein durchaus noch bis zum Ende der Wechselperiode beschäftigen kann.

Herrscht sonst Ruhe rund um das VW-Werk?

Eigentlich schon. Ivan Perisic kokettiert zwar mit einem Wechsel zu Inter Mailand und auch Bas Dost wird immer wieder Wechselwille nachgesagt, insgesamt blieb es aber sonst bemerkenswert ruhig in Wolfsburg. Nur zwei Neue sind bisher gekommen, die Abgänge zählen alle nicht in die Kategorie „sportlicher Verlust“. Allofs und Hecking erfüllen mittlerweile das, was man sich beim VfL und bei Geldgeber VW von ihnen erhofft hatte: Sie bringen Konstanz in den Verein und geben den Spielern die Möglichkeit, sich zu entwickeln. Die Millionen des Hauptsponsors lassen die beiden Macher dabei allerdings auch sicherlich etwas ruhiger schlafen. Bemerkenswert war außerdem, wie das Team und das gesamte Umfeld mit dem tragischen Unfalltod ihres Mitspielers Junior Malanda im Januar umgegangen ist. Die Trauer um den Mittelfeldspieler hat den ganzen Verein und die Fans zu einer Einheit zusammengeschweißt. Die Erfolge hat der VfL auch Malanda gewidmet.

Also folgt jetzt der Großangriff auf die Bayern?

Mit Kampfansagen in Richtung München hält man sich (noch) zurück. Allerdings hat Hecking schon unmissverständlich erklärt, dass das zuletzt Erreichte mindestens bestätigt werden soll. Die Mannschaft hat — mit oder ohne De Bruyne — auf jeden Fall die Klasse für die Tabellenspitze. Auf nahezu allen Positionen ist der VfL doppelt besetzt, mit Max Kruse wurde dazu jetzt noch ein weiterer spielstarker und torgefährlicher Mann für die Offensive geholt. Die Wolfsburger sind durch den Pokalsieg im Mai auf jeden Fall auf den Geschmack gekommen und auch in der VW-Zentrale würde man sich mit einem fünften Platz eher nicht mehr zufriedengeben. Der Blick in die eigene Geschichte sollte allerdings Warnung genug sein. Nach der überraschenden Meisterschaft 2009 folgte der Absturz bis auf Rang 15 zwei Jahre später. Jetzt scheint aber der gesamte Verein — Allofs und vor allem Hecking sei Dank — viel gefestigter zu sein.

Ist der Verein reif für die Champions League oder wird es ein kurzes Abenteuer in Europa?

Schwer zu sagen. In der Europa League kam der VfL zuletzt zwar bis ins Viertelfinale, bekam dann vom SSC Neapel aber ziemlich deutlich seine Grenzen aufgezeigt. Eine Etage höher warten jetzt noch ganz andere Kaliber. Spannend wird auch zu beobachten, wie das Team den Zweiklang aus rauschenden Abenden in der Champions League und dem täglichen Brot in der Bundesliga meistert. Gerade hier lauern die Gefahren in puncto Einstellung.

Und Andre Schürrle?

Der Rekordtransfers des Winters (für 32 Millionen Euro vom FC Chelsea gekommen) blieb bisher hinter den Erwartungen zurück. Alles eingeplant, ließ Manager Allofs wissen, allerdings nicht ohne den Druck auf den Weltmeister gleichzeitig zu erhöhen. Schürrle sei so etwas wie ein Neuzugang in Wolfsburg. Ein „Neuzugang“ allerdings, der sich jetzt beweisen und dafür erst einmal seinen Platz in dieser starken Mannschaft erkämpfen muss.