Liga-Check 15/16 FC Bayern München: Luxuskader mit Fragezeichen

Der FC Bayern will alle Titel, aber muss noch einige Probleme aus dem Weg räumen

Was plant Pep Guardiola?

Was plant Pep Guardiola?

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Mit welchen Erwartungen startet der FC Bayern in die Saison?

Wie eine Bayern-Bilanz ausfällt, bemisst sich am Abschneiden in der Champions League. So sehr die Klubführung auch betont, dass die Meisterschaft der wichtigste Titel für ist — er ist lediglich Pflicht. Genauso wie der DFB-Pokal. Das Double ist somit bestenfalls gehobener Standard. Den haben die Münchner vergangene Saison mit dem schrägen K.o. im Elfmeterschießen gegen Dortmund verpasst.

Die kühle Demontage durch den FC Barcelona im Halbfinale der Champions League traf die Münchner besonders hart. Schließlich hat Jupp Henynckes bei seinem Abgang vor zwei Jahren mit dem Triple ein Erbe hinterlassen, das bestenfalls zu wiederholen, nicht aber zu übertreffen ist. Die Meisterschaft, der DFB-Pokal und mindestens das Halbfinale in Königsklasse — weniger wäre für den FC Bayern am Ende dieser Saison wohl zu wenig.

Wie stark ist der aktuelle Kader, verglichen mit dem der vergangenen Saison?

Der FC Bayern hatte bereits vergangene Saison das Format für den Champions-League-Triumph. Schrumpfte allerdings ausgerechnet in der entscheidenden Phase, vor allem wegen des Ausfalls von Arjen Robben, deutlich zusammen. Nominell scheint der Kader diese Saison einen Tick stärker. Der Schweinsteiger-Transfer schmerzt altgediente Bayern-Anhänger mehr als die Mannschaft. Die Ausfallzeiten des verletzungsanfälligen 31jährigen haben sich gehäuft. Sein Platz im Mittelfeld war bedroht. Mit dem Wechsel zu Manchester United hat sich der Klub zudem eine Belastungsprobe erspart, die spätestens nächste Saison nicht mehr zu vermeiden gewesen wäre.

In Arturo Vidal haben die Münchner idealen Ersatz gefunden. Die Spielweise des bärenstarken Chilenen ähnelt der Schweinsteigers, besitzt aber mehr Wucht. Überhaupt haben die Münchner solide und perspektivisch eingekauft, wenn auch ein wenig zu teuer. 30 Millionen Euro für den nur mittelmäßig bekannten Brasilianer Douglas Costa bezahlt nur, wer nicht jeden Euro umdrehen muss. Costa könnte Franck Ribéry ersetzen, sollte der noch immer verletzte Franzose nicht mehr auf die Beine kommen.

Auch Joshua Kimmich war für 8,5 Millionen Ablöse kein Schnäppchen. Der 20-jährige Mittelfeldspieler ist fraglos ein Talent, ob von außergewöhnlicher Klasse, das muss sich noch erweisen. Zudem hat er als Perspektivspieler große Konkurrenz. Die Münchner haben Pierre-Emile Höjberg aus Augsburg zurückbeordert, und in den 18 und 19 Jahre jungen Gianluca Gaudino soie Sinan Kurt zwei vielversprechende Edeltechniker in der Förderung.

Welchen Stars droht die Bank?

Der Kader des FC Bayern umfasst 28 Profis. So viele Spieler braucht ein Klub, der in drei Wettbewerben bis zum Ende um Titel spielen will. Aber nicht jeden benötigt er gleich dringend. Mario Götze beispielsweise steht in München am Scheideweg. Eine weitere blasse Saison wird ihm der Klub nicht durchgehen lassen.

Noch zählt er wegen seines gepflegten Kurzpass-Spiels zu den Trainerlieblingen, auch wenn der diesen Liebling mit durchaus harter Hand führt. Eine der entscheidenden Fragen für das Bayern-Gefüge lautet: Wo spielt Lahm? Guardiola würde nur zu gerne seine Idee fortsetzen und Lahm ins Mittelfed stellen. Ob er sich das weiter leisten kann, wenn in der Viererkette Lahm-Bedarf herrscht, während sich im Mittelfeld weltklasse auf den Füßen steht?

Eine zentrale Reihe Ribery-Thiago-Vidal-Robben hinter den Spitzen Lewandowski und Müller wird Xabi Alonso ins Seitenaus verdrängen. „Ich habe es zu akzeptieren, wenn ich auf der Bank sitzen muss“, hat der 33jährige nüchtern erklärt. Dort könnte er auf Ribery treffen, sollte der Franzose nicht wieder sein altes Niveau erreichen. Vielleicht auch auf Dante, wenn der Brasilianer es überhaupt noch auf die Ersatzbank schafft.

Was plant Pep Guardiola?

Der Drei-Jahresvertrag des Spaniers läuft noch bis zum Saisonende. Der FC Bayern würde ihn gerne bald verlängern, Guardiola aber zierte sich. Der Spanier spielt auf Zeit, lobt seinen Arbeitgeber und lässt darüber hinaus offen, wann verhandelt werden kann. Zwei Meisterschaften und ein DFB-Pokalsieg — so lautet die bisherige Münchner Guardiola-Bilanz.

Ganz nett, aber nicht berauschend. Genau das könnte den 44jährigen zu einer zweite Amtszeit beim FC Bayern bewegen. Dazu kommt, dass die Mannschaft, immer mehr auf ihn zugeschnitten ist. Fünf Spieler (Alonso, Bernat, Martinez, Thiago, Vidal) sprechen spanisch, drei portugiesisch (Dante, Costa, Rafinha) — eine Ausrichtung, die allerdings nicht jedem in der Führungsspitze gefällt.

Was, wenn Guardiola nicht verlängert?

Dann wäre er zunächst einmal bis zum Saisonende Trainer auf Abruf. Das aber möchte weder er noch der FC Bayern.