Pfiffe statt Beifall: Neuers bitterer Abschied
Gelsenkirchen (dpa) - Vor drei Wochen kündigte er unter Tränen seinen Abschied an, doch seinen mutmaßlich letzten Auftritt vor heimischem Publikum hatte sich Manuel Neuer harmonischer vorgestellt. Pfiffe statt Beifall, Häme statt Huldigungen.
„Die Frage, ob es mein letztes Heimspiel war, kann ich nicht beantworten. Ich glaube auch nicht, dass ich allein ausgepfiffen wurde“, sagte der 25 Jahre alte Torhüter des FC Schalke 04 trotzig und frustriert.
Das 1:3 gegen den FSV Mainz 05, der seinen Einzug in die Europa League feierte, hat bei Neuer Spuren hinterlassen. „Mir fehlen ein bisschen die Worte. Wir wollten uns gebührend von unseren Fans verabschieden. Doch was wir abgeliefert haben, war eine Frechheit.“ Enttäuscht zog der einstige Fan-Liebling, dessen Wechsel zu Bayern München im Sommer noch immer nicht fix ist, mit den Teamkollegen auf einer „Ehrenrunde“ durch die Veltins-Arena. Auf einem großen Spruchband drückten einige Anhänger ihren Unmut aus: „1000 Freunde im Stich gelassen für emotionslose Titel und oberflächliche Lackaffen.“ Aber es gab auch Zuspruch: „Danke für 20 Jahre auf Schalke.“
Neuer registrierte dies alles scheinbar emotionslos. „Dazu sage ich nichts“, knurrte der Nationalkeeper, der nach der fünften Niederlage in Serie und 14 Gegentoren nun gar um ein versöhnliches Ende und die Krönung seiner 20-jährigen Schalke-Karriere fürchtet. Angesichts der desolaten Verfassung des Teams wird das DFB-Pokalfinale am 21. Mai in Berlin gegen den MSV Duisburg sicher kein Selbstläufer. „Wir sind in einer schwierigen Situation und müssen aufpassen. Bis zum Pokalfinale bleibt nicht mehr viel Zeit“, warnte Neuer. „Wenn wir gegen Köln kein Erfolgserlebnis haben, wird es auch gegen einen Zweitligisten nicht einfach.“
Ralf Rangnick attestierte seiner von der Dreifachbelastung in den letzten Wochen ausgelaugt wirkenden Truppe nach dem Sturz auf Platz 14 sogar Arroganz. „Nach dem 1:0 waren wir zu selbstgefällig. Wir müssen wieder an unsere Grenzen gehen, automatisch gewinnen wir das Finale gegen Duisburg nicht“, meinte der Trainer, der seinen Profis bis Mittwoch freigab. „Sie sollen den Akku wieder aufladen, damit wir die letzten beiden Spiele erfolgreich bestreiten.“
Man müsse „schnell den Hebel umlegen“, forderte auch Sportvorstand Horst Heldt. In Sachen Neuer-Verhandlungen mit den Bayern gebe es keine neue Entwicklung, sagte Heldt. Rangnick erklärte: „Wir haben bis jetzt keine Einigung erzielt.“ So dürfte der Ablösepoker wohl noch einige Wochen dauern. Neuer hofft, dass die Fans im Cupfinale wieder geschlossen hinter ihm und der Elf stehen: „Wenn Schalke in Berlin spielt, wird das auch ein Heimspiel.“