Angst vor dem „Endspiel“: Bayer-Profis gegen Dutt
Leverkusen (dpa) - Ärger über die Fans, Angst vor dem „Endspiel“ in Freiburg: Bayer Leverkusen gerät durch das 1:1 gegen den Hamburger SV auf der Bundesliga-Zielgeraden noch in Not und unter Beschuss der eigenen Fans.
„Wir müssen uns nicht kleiner machen als wir sind“, wehrte sich Bayer-Trainer Jupp Heynckes gegen Schwarzmalerei, der Werksclub könnte zum Saison-Halali noch von Jäger FC Bayern München um den direkten Einzug in die Champions League und die fünfte Vizemeisterschaft gebracht werden. „Wir haben drei Punkte Vorsprung und werden auf Platz zwei bleiben“, sagte der 65-Jährige demonstrativ und angesäuert zugleich.
Schon ein Unentschieden würde im Breisgau reichen, um den FC Bayern auf Distanz zu halten. „Aller guten Dinge sind drei. Ein Sieg in Freiburg ist machbar“, sagte Leverkusens Linksverteidiger Michal Kadlec. Brisant ist, dass die Bayer-Profis in Freiburg gegen ihren zukünftigen Trainer Robin Dutt antreten müssen. „Das spielt für meine Spieler und für mich keine Rolle“, glaubt Heynckes.
Das Publikum in der mit 30 210 Zuschauern ausverkauften BayArena hatte den trostlosen Auftritt der Leverkusener Profis nicht nur mit einem Pfeifkonzert quittiert, sondern auch mit „Heynckes raus“-Rufen seinen Unmut über den nach München wechselnden Chefcoach kund getan. Das 1:0 von HSV-Kapitän Heiko Westermann (2.) konnte Stefan Kießling erst in der 54. Minute zum schmeichelhaften Remis ausgleichen. „Mich berührt das nicht, dafür bin ich zu lange im Geschäft“, sagte Heynckes zum Zorn des Fußball-Volks, für den er aber kein Verständnis aufbrachte: „Ich hätte mir mehr objektive Unterstützung gewünscht.“
Schließlich liege sein Team seit dem 19. Spieltag auf Platz zwei. Im Kurzzeitgedächtnis der erzürnten Fans ist vor allem aber das 0:2 gegen den 1. FC Köln geblieben, mit dem man sich aus dem Titelrennen verabschiedete. Und das Remis gegen den HSV, durch das das Gastspiel beim SC Freiburg nun noch zur Zitterpartie um den Sprung in die „Königsklasse“ wird. „In Freiburg werden wir ganz anders auftreten. Wir sind schon lange auf dem zweiten Tabellenplatz und werden das auch nach dem 34. Spieltag sein“, versprach Heynckes.
Er weiß aber auch, dass Endspiele und entscheidende Partien nicht die Stärke von Bayer Leverkusen sind. In den vergangenen 14 Jahren wurden die Rheinländer fünfmal Zweiter der Liga und verloren das Champions-League-Finale 2002 sowie das im DFB-Pokal 2009. „Wir haben uns das selbst eingebrockt“, sagte Heynckes.
Dass er Mittelfeldstar Michael Ballack überraschend zunächst auf der Bank schmoren ließ, geriet angesichts der aufgeheizten Stimmung fast zu einer Fußnote. „Alle 18 Feldspieler sind fit, das ist nur eine Folge der Rotation“, spielte Heynckes die Ausbootung des schweigenden Ballack herunter.
Der Hamburger SV konnte dagegen nach zwei desolaten Vorstellungen Wiedergutmachung betreiben. „Wichtig war, dass wir eine Reaktion gezeigt haben. Das macht Hoffnung für die Zukunft“, sagte HSV-Coach Michael Oenning. „Wir sind wieder als Mannschaft aufgetreten und haben gezeigt, dass wir doch etwas können“, sagte auch Westermann.