Bayern nach Torrausch: Nun auch Bayer 04 abfangen

Hamburg (dpa) - Beseelt vom Torrausch des höchsten Auswärtssieges ihrer Bundesliga-Geschichte wollen die Spieler des FC Bayern München ohne Umweg in die Champions League stürmen.

„Seit Wochen kämpfen wir nicht mehr um den Titel, sondern nur noch um das Mindestziel Platz 3. Das haben wir jetzt erreicht, nun lastet der Druck auf Bayer Leverkusen“, sagte Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm nach der 8:1 (2:0)-Gala bei Absteiger FC St. Pauli. Und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge schickte für die kommende Spielzeit gleich die erste Kampfansage an Champion Borussia Dortmund hinterher.

„So, wie die Saison gelaufen ist, wäre Platz drei okay. Aber Rang zwei ist noch drin. Und eines ist klar: Dass wir vom 1. Spieltag ein Wörtchen um die Meisterschaft mitspielen wollen, ist normal, wenn man Bayern München heißt“, betonte Rummenigge. Zwar liegen die enteilt geglaubten Leverkusener noch drei Punkte vor den Bayern, doch Bayer 04 hat schon öfter am letzten Spieltag alles verspielt. Und dann will der FCB dank der besseren Tordifferenz noch am Rivalen vorbeiziehen.

„Ich will jetzt so schnell wie möglich nach Hause und genießen, dass wir unser Minimalziel erreicht haben. Und vielleicht gibt es ja in der nächsten Woche noch etwas dazu“, meinte Trainer Andries Jonker vielsagend. „Wir werden uns gut auf den VfB Stuttgart vorbereiten und dann hoffe ich, dass Freiburg gegen Leverkusen einen sehr guten Tag hat“, ergänzte der Coach. Beim Kiez-Club hatten seine Asse einen Sahnetag erwischt und mit gnadenloser Effektivität fast jeden Fehler der überforderten Gastgeber ausgenutzt. Am Ende stand der höchste Sieg in der Fremde zu Buche: Bisher lag die Bestmarke beim 7:1-Erfolg in Mönchengladbach am 24. März 1979.

Dass die erfolgsverwöhnten Münchner doch noch einen Titel abräumen können, liegt an „Super Mario“ Gomez. Der Ex-Stuttgarter stockte beim munteren Scheibenschießen unweit der Vergnügungsmeile Reeperbahn mit drei Treffern sein Konto auf stattliche 27 Saisontore auf und liegt um fünf Treffer vor seinem einzigen verbliebenen Verfolger Papiss Demba Cissé (22) vom SC Freiburg. „Er hat eine sensationelle Quote“, lobte „Kaiser“ Franz Beckenbauer den Nationalstürmer, der noch nie so viele Treffer in einem Spieljahr erzielt hat. Arjen Robben und Franck Ribéry (beide 2) sowie Daniel van Buyten steuerten die weiteren Treffer zum Tor-Hagel bei Sonnenschein in Hamburg bei.

Dass die St. Pauli-Fans ihren nun endgültig abgestiegenen Lieblingen Beifall klatschten nach der höchsten Erstliga-Klatsche, dürfte einmalig sein. Als der zu 1899 Hoffenheim wechselnde Aufstiegs-Held Holger Stanislawski nach seinem letzten Auftritt als St. Pauli-Trainer zur Ehrenrunde durchs Stadion aufbrach, erhoben sich der Pauli- und der Bayern-Anhang und spendeten dem scheidenden Coach stehend Ovationen. „Das Spiel war wie ein Stich ins Herz“, gestand „Stani“, der nach 18 Jahren beim Kiez-Club alles andere als einen würdigen Abschied erlebte. „Nach so einem Spiel eine Runde zu drehen, ist schwer genug, aber das war mein persönliches Dankeschön an unsere tollen Fans“, sagte der 41 Jährige.

Über die Leistung seiner einfach nicht erstligareifen Mannschaft deckte er lieber den Mantel des Schweigens. „Sonst würde vieles von den positiven Dingen, die hier in den letzten 18 Jahren aufgebaut worden sind, mit einem Schlag zerstört werden.“ Dass er sich seinen Abschied ganz anders vorgestellt hatte, gab er am Ende dennoch preis. „Es war super-desolat“, meinte Stanislawski. Immerhin waren seine zum elften Mal in Serie sieglos gebliebenen Akteure selbstkritisch - und wollen mit dem neuen Trainer André Schubert und einem runderneuerten Team einen neuen Anlauf nehmen. „In der 2. Liga wollen wir in der nächsten Saison wieder angreifen“, versprach Stürmer Marius Ebbers.