Mintals Gänsehaut-Abschied: „Fantastische Jahre“

Nürnberg (dpa) - Tränen, Freibier für die Fans und eine singende Legende - beim feucht-fröhlichen Abschied von „Fußball-Gott“ Marek Mintal war das Ergebnis Nebensache.

Dieter Hecking ärgerte sich nur kurz über die „unnötige Niederlage“, um sich nach dem letzten Heimspiel der Bundesliga-Saison mit wehmütiger Stimme der Hauptperson zu widmen. „Marek war ein Musterprofi. Ich ziehe den Hut vor ihm“, sagte der „Club“-Trainer nach dem 1:2 gegen 1899 Hoffenheim, „er hat die Mannschaft geführt und immer für Stimmung gesorgt. Danke Marek“.

Nürnbergs Publikumsliebling hätte sich gerne mit einem Sieg von seinen Anhängern verabschiedet. „Aber auch so war es ein Tag, den ich in meinem Leben nie vergessen werde“, sagte der 33 Jahre alte Slowake nach der Partie, „es waren acht fantastische Jahre. Es ist eine Ehre für mich, für diesen Verein spielen zu dürfen“. Mintal wird wiederkommen. Auf einen Kaffee in der Kabine, wie Hecking sagte, oder zum Abschiedsspiel. Den Termin darf er selbst bestimmen.

Ein Konfettiregen hatte beiden Mannschaften vor dem Spiel eine stimmungsvolle Vorlage geliefert, nach dem eher emotionslosen Kick konnte nur Hoffenheim lachen. Der „Club“ ging durch Verteidiger Philipp Wollscheid (16. Minute) in Führung, den Gästen reichten zwei individuelle Fehler in der unkonzentrierten Nürnberger Abwehr zum ersten Auswärtssieg seit dem 2:1 am 29. Januar beim FC Schalke 04.

Roberto Firmino (40.) nutzte bei seinem Kopfball zum 1:1 einen Stellungsfehler von Javier Pinola. Gylfi Sigurdsson (86.) bedankte sich beim 2:1 bei Wollscheid, der am Ball vorbei geschlagen hatte. 1899-Trainer Marco Pezzaiuoli nahm die drei Punkte gerne mit und will seinem Nachfolger Holger Stanislawski ein gutes Erbe hinterlassen: Ein Heimsieg am Samstag gegen den VfL Wolfsburg würde Hoffenheims beste Bundesliga-Rückrunde bedeuten.

Richtig Stimmung kam im Stadion erst in der 63. Minute auf, als Mintal für Almog Cohen eingewechselt wurde. Ein Treffer blieb dem einzigen FCN-Bundesliga-Torschützenkönig (24 Tore in der Saison 2004/05) versagt. Mintal verlässt den „Club“, der seinen Vertrag nicht verlängerte. „Wo es jetzt für mich hingeht, ist noch offen“, sagte er. Die Rückkehr zum Heimatverein MSK Zilina ist eine Option.

Als Mintal, begleitet von seinen Mitspielern und Sohnemann Sebastian auf den Schultern, nach dem Schlusspfiff gut 20 Minuten lang eine Ehrenrunde im Stadion drehte, kochten die Emotionen hoch. Mit Tränen in den Augen bedankte er sich. „Ihr seid die besten Fans der Welt. Ihr habt mir immer Kraft gegeben, wenn es gut und wenn es schlecht lief. Danke für Alles. Ich liebe Euch.“

Als das „Tor-Phantom“ dann noch die Vereinshymne „Die Legende lebt“ anstimmte, war der unvergessliche Moment perfekt. Mit „Marek, Marek“-Rufen feierten die Fans ihr Idol. Bei Mintals Gänsehaut-Abschied war die Niederlage vergessen, auch der verpasste Einzug in die Europa League. „Sowas wie heute erlebt man ganz selten, es geht nicht der Spieler Marek Mintal, sondern ein Freund“, sagte später Torwart Raphael Schäfer. „Er hat diesen Verein in seinen Jahren geprägt wie kein anderer“, ergänzte Sportvorstand Martin Bader.