Der Abgang des Wunschtrainers
Fortuna beurlaubt Mike Büskens und bescheinigt ihm menschliche Größe.
Düsseldorf. Das Spiel war am Freitag gerade zu Ende gegangen, die Enttäuschung nach der deprimierenden 0:2-Niederlage gegen den Karlsruher SC im Stadion riesengroß. Wohl zum ersten Mal überhaupt hatte eine Polizei-Einheit von rund 50 Einsatzkräften vorsorglich Stellung im Katakombenbereich der Arena Stellung bezogen. Gemeinsam mit den Journalisten warteten sie rund eine Viertelstunde ab, was passieren würde. Nachdem es vor den Kabinen und im Stadion ruhig geblieben war, zogen die Polizisten und Polizistinnen wieder ab und die ersten Spieler kamen mit gesenktem Kopf nach unten und verschwanden ohne große Reaktion auf die Interviewwünsche in ihrer Kabine. Es gab keine großen Wutausbrüche oder heftige Reaktionen. Die Enttäuschung und das Entsetzen waren in der Stille dieses ansonsten immer sehr unruhigen Stadionbereiches geradezu greifbar.
Der erste Spieler, der auf die Anfragen der Journalisten reagierte, war Michael Rensing. Gefasst und ruhig schilderte er seine Eindrücke der 90 Minuten. „Mit dieser Roten Karte haben wir uns das Spiel selbst kaputtgemacht“, sagte der Torhüter, der Verständnis für die Reaktionen der Fans hatte. „Es gibt nichts Schlimmeres, als von den eigenen Anhängern im schönsten Stadion dieser Liga verhöhnt zu werden.“ Rensing machte aber in Optimismus: „Es geht trotzdem weiter, und es gibt wieder bessere Zeiten.“
Rund zwölf Stunden später war Rensing mit seinen Kollegen bereits wieder auf dem Trainingsplatz. Doch einer fehlte — der Cheftrainer. Während Co-Trainer Uwe Klein sowie Torwarttrainer Oliver Reck das Auslaufen leiteten, saß Mike Büskens im Besprechungsraum des Fortuna-Komplexes in der Arena und wurde über die Beurlaubung in Kenntnis gesetzt. Nach der Analyse der sportlichen Situation hatte sich der Vorstand des Bundesliga-Absteigers zuvor zu diesem Schritt entschieden.
„Die Entscheidung ist uns bestimmt nicht leicht gefallen. Aber nach den Spielen in Aue und gegen Karlsruhe waren wir zum Handeln gezwungen“, sagte Peter Frymuth, der Vorstandsvorsitzende der Fortuna. „Wir haben uns viele Gedanken gemacht und keine andere Möglichkeit mehr gesehen.“ Die Spieler in irgendeiner Art zu bestrafen, kam nicht infrage, so musste derjenige daran glauben, der im Normalfall immer die Suppe ausbaden muss. Entsprechend reagiert auch Dirk Kall. „Mir tut es sehr leid, dass wir nichts anderes machen konnten“, kommentierte Aufsichtsratschef die Beurlaubung. „Vor allem menschlich gibt es an Mike Büskens rein gar nichts auszusetzen. Er hat sich, seitdem er die Aufgabe in Düsseldorf übernommen hat, immer mit ganzer Kraft und großem Einsatz für den Club engagiert. Man kann ihm keine Vorwürfe machen. Nur die Ergebnisse stimmten nicht.“
Der Blick muss nun nach vorne gehen und die Trainerfrage schnell geklärt werden
(“ Sport S. 9). Doch auch der Mannschaft werde laut Frymuth klar gemacht, dass der Trainer bestimmt nicht der Alleinschuldige sei. „Es ist nun ganz wichtig, die Spieler noch mehr als bisher in die Pflicht zu nehmen. Sie müssen dazu gebracht werden, auf dem Platz endlich die Leistung zu bringen, die alle von ihnen erwarten“, sagte Frymuth. Dass die jungen Spieler wie Ben Halloran und Christian Gartner sowie „Rückkehrer“ Christian Weber die besten Fortunen gegen Karlsruhe waren, stimmt bedenklich.