Endlich das Glück gezwungen
Fortunas Erleichterung ist nach dem 2:1-Erfolg in Emden riesig. Die Gefahr des Abstieges scheint bereits gebannt zu sein.
Düsseldorf. Trainer Norbert Meier hatte nach dem Schlusspfiff den unbedingten Willen nach Berührung. Beinahe jeden Spieler klatschte er ab, umarmte seine Fortunen und verabschiedete sich von den Gegnern. Als der wichtige Auswärtssieg des Fußball-Regionalligisten bei Kickers Emden (2:1) geschafft war, hätte der 48-Jährige wohl auch noch dem Platzwart die Hand geschüttelt. So groß war die Erleichterung.
Trotz des jämmerlichen Zustandes der Spielfläche im Embdena-Stadion - von Pfützen zersetzt durch zwei geplatzte Wasserschläuche. Die erwartet schweren Bedingungen in der Seehafenstadt. Doch die Fortunen bestanden die Prüfung dank einer kämpferisch ansprechenden Leistung und feierten anschließend ausgiebig. Schon den Siegtreffer durch Robert Palikuca hatte das gesamte Team samt Trainern und Betreuern an der eigenen Bank zusammengebracht.
Das Jubelknäuel zeigte ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das man den Düsseldorfern angesichts der jüngsten Misserfolge schon abgesprochen hatte. Im engen Kabinentrakt gaben nackte Männer auf dem Weg zur Gemeinschaftsdusche am anderen Ende des Ganges ihrer Freude wiederholt mit lauten Jubelschreien Ausdruck. In Räumlichkeiten übrigens, bei denen jeder Düsseldorfer Kreisligist tonnenweise Beschwerdebriefe ans Sportamt geschrieben hätte.
Deshalb war es wohl eher ein Versehen, als Meier bei der Spielanalyse sagte: "Ich hoffe, dass wir uns nächstes Jahr wiedersehen." Oder war es Zurückhaltung nach den bitteren Niederlagen in Lübeck und Ahlen? "Diejenigen, die vom Aufstieg gesprochen haben, sind zuletzt ja sehr ruhig geworden", so der Trainer, "wir kämpfen jetzt um die Zugehörigkeit zur dritten Liga."
Wobei angesichts von vier Spielen und zwölf zu verteilenden Punkten auch der Aufstieg noch drin ist. Bei acht Punkten nach unten sicherlich mehr als der Abstieg in die Viertklassigkeit. Der droht den Emdern, die mit vier Zählern Vorsprung und einem mehr ausgetragenen Spiel um die Chancen auf die Drittliga-Qualifikation bangen - Samstag geht es für die Kickers zu Tabellenführer RW Ahlen.
"Das war eine ganz bittere Niederlage", so Trainer und Ex-Fortune Stefan Emmerling, der kein Wort über eine angeblich schlechte Schiedsrichterleistung (siehe Kasten) verlor. "Unsere Unachtsamkeiten haben das Spiel entschieden." Und die Fortuna hatte es seit der 1:0-Serie zu Saisonbeginn mal wieder geschafft, mit erzwungenem Glück und effektivem Spiel drei Punkte mitzunehmen.
"Spielerisch war das wirklich nicht besonders", sagte Ausgleich-Schütze Ahmet Cebe, "aber es ist ein schönes Gefühl, dass wir erstmals in dieser Saison einen Rückstand in einen Sieg gedreht haben." Cebe hatte in der taktischen Start-Aufstellung eine Schlüsselrolle gespielt, war er doch für den erstmals in dieser Saison nicht von Beginn an spielenden Axel Lawarée im Sturmzentrum aufgelaufen. "Wir wollten einen schnellen und kampfstarken Spieler dort haben", erklärte Meier. Interessanterweise schoss Cebe aber erst das Tor, als er durch die Einwechslung von Lawarée ins rechte Mittelfeld - seine Stammposition - zurückbeordert worden war.
Norbert Meier wird sich darum so seine Gedanken machen müssen. Vielmehr aber um die Abwehrreihe: Denn Linksverteidiger Fabian Hergesell sah die fünfte Gelbe Karte der Saison und ist morgen gegen den VfL Wolfsburg II (14 Uhr, Arena) gesperrt. Mangels Alternativen könnte das eine Chance für Kai Schwertfeger ergeben. Weil Hamza Cakir und Olivier de Cock weiterhin verletzt sind und Norbert Meier offenbar das Vertrauen in David Krecidlo verloren hat, den er nicht einmal mit nach Emden nahm.
Der 19-jährige Schwertfeger dagegen hatte nach starken Leistungen in der Reserve als Defensiv-Alternative erstmals zum Kader gehört und war wie der in der Schlussminute eingewechselte Marek Klimczok auch beim Jubeln nicht außen vor geblieben. Mit dem Wunsch nach Berührung war von Meier im Erleichterungs- und Freudentaumel wirklich kaum einer verschont geblieben.
Fortuna Düsseldorf - VfL Wolfsburg II (Sa., 14 Uhr, Arena)