Fortuna: Angst vor Absturz

Sportstadt: Der Fußball-Klub ist nach desolaten Leistungen nicht mehr vor dem Absturz in Liga 4 gefeit. Die Folgen auch für die Arena wären katastrophal.

Düsseldorf. Düsseldorf will wieder in die Bundesliga. Zunächst in die zweite - aber langfristig am liebsten auch in die erste. Da sind immerhin Städte wie Cottbus oder Wolfsburg vertreten, die TV-Gelder sprudeln üppig. Tatsächlich hat der Verein in dieser Saison die Riesenchance zum Aufstieg in die 2.Fußball-Bundesliga, und doch macht sich wieder der Fortuna-Fluch breit: Eine Chance ist zum Greifen nah - und droht verspielt zu werden. "Es ist unglaublich, dass die das immer wieder schaffen", sagt Gisela Piltz. Die FDP-Politikerin treiben als Aufsichtsratschefin der Arena auch wirtschaftliche Sorgen um. "Spiele in der vierten Liga kann ich den Logenbesitzern kaum anbieten."

Die Fans sind wütend: Von "Blamage" und "Schande" wird im Internet-Forum geschrieben. Oder härter: Die Spieler seien "arrogante Abzocker auf höchstem Niveau". Nach dem miserablen Auftreten in Lübeck (1:3) und Ahlen (1:5) wird nicht mehr über den Aufstieg geredet: Weil aus zwei Regionalligen eine neue dritte Liga wird, kann der Klub auch absteigen. Nur vier Punkte trennen die Fortuna von dieser Gefahr.

Immer wieder diese Rückschläge. "Warum tust du dir das an?" - diese Frage kennt Ralf Wihr nicht erst seit den Pleiten in Lübeck und Ahlen. "Als Fan der Fortuna muss man sich ein dickes Fell angeschafft haben", sagt der 42-Jährige, der den Verein seit 25Jahren begleitet. Doch die provokante Nachfrage gilt nicht nur seinem Leiden als Fan. Der erste gewählte Fan-Beauftragte von Fortuna Düsseldorf (1991-1994) ist einer von zehn Kandidaten für den fünfköpfigen Aufsichtsrat, der morgen bei der Mitgliederversammlung neu gewählt wird. Er hat sich an der Uni mit der wirtschaftswissenschaftlichen Analyse von Profi-Fußballklubs beschäftigt.

Dafür muss die Fortuna zunächst ein solcher bleiben. Denn selbst wenn die Qualifikation für die dritte Liga gelingt, erwartet jeden Klub ein finanzieller Überlebenskampf. Statt der erwarteten Millionen gibt es nur 625000Euro an Fernsehgeldern. Gerade doppelt so viel wie zurzeit. In der 2. Bundesliga sind es rund vier Millionen Euro. Ein eklatanter Unterschied, obwohl die dritte Liga in sportlichem Aufwand und Strukturen (Sicherheitsstandards, Nachwuchsleistungszentrum) der 2. Klasse angeglichen wird. Klar dürfte sein: Wer zu den 54 Profimannschaften in Deutschland gehört, ist eine Marke. Wer sich nicht qualifiziert, verschwindet in der sportlichen Bedeutungslosigkeit.

Oberbürgermeister Erwin appelliert: "Wenn die Spieler noch Charakter haben, dann stehen sie jetzt zusammen. Wer abgeschlossen hat, soll gehen." Für Fortunas Aufsichtsratschef ist die Rückkehr in den Profifußball erklärtes Ziel. Schließlich geht es darum, einen Nutzer für "seine" Arena zu haben, in die von der Stadt jährlich Millionenbeträge fließen müssen.

Dafür hatte die Fortuna kräftig investiert, auch dank städtischer Sponsoren: Die Ausgaben für die Lizenzabteilung stiegen 2007 um 1,5auf knapp 5,6 Millionen Euro. Doch derzeit ist die Rendite weiter entfernt denn je.