Fortuna Düsseldorf Ernst will kein Vorsitzender mehr sein

Düsseldorf · Reinhold Ernst tritt bei Fortuna Düsseldorf kürzer. Auch aus beruflichen Gründen will der 56-Jährige den Vorsitz des Kontrollgremiums abgeben. Ein Nachfolger ist noch offen.

Reinhold Ernst hat sein Herzblut für Fortuna gegeben, nun wird er kürzer treten müssen.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Letztlich ist es keine ganz große Überraschung mehr. Reinhold Ernst wird seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender von Fortuna Düsseldorf abgeben. Dazu liegen unserer Zeitung gesicherte Informationen vor. Wann das genau passieren wird, ist noch offen. Dass aber der bisherige Aufsichtsratsboss seine Entscheidung sehr zeitnah öffentlich bekannt geben wird, gilt als sicher.

Es gibt mehrere Gründe für den gefassten Entschluss zur turnusgemäßen Wahl zum Vorsitz des Aufsichtsrates nicht mehr antreten zu wollen. Der schwerwiegendste ist wohl der, dass Ernst zuletzt, vor allem in den Wochen vor der Jahreshauptversammlung und während der Phase, als er und der Vorstands-Vorsitzende Thomas Röttgermann in der Kritik standen, sehr viel Zeit für die „Krisenbewältigung“ aufwenden musste. Als Partner der international renommierten Kanzlei Hengeler Mueller musste er daraufhin in seinen beruflichen Aufgaben zurückstecken, was weder ihm noch den Partnern gefallen konnte. Ob jetzt Reinhold Ernst einen entsprechenden Hinweis seiner Kanzlei erhalten hat, um seinen beruflichen Aufgaben besser zu entsprechen, wurde aktuell allerdings nicht bekannt.

Auch im Verein und im Aufsichtsrat selbst hat das Ansehen von Ernst offensichtlich gelitten, weil er sich zu stark in die Abläufe in der Vereinsführung eingeschaltet haben soll. Diese Vorwürfe werden von der Vereinsführung weder bestätigt noch bestritten. Im Gremium selbst hat der Vorsitzende deutlich mehr Gegenwind erhalten, als jemals zuvor. Mit der Form der Führung des Kontrollgremiums sollen vor allem die sogenannten „jungen Wilden“ wie Björn Borgerding, Sebastian Fuchs und der frühere Fortuna-Kapitän Dirk Böcker nicht immer einverstanden gewesen sein.

Die Frage nach dem Nachfolger
ist noch nicht geklärt

Reinhold Ernst ist Fortune durch und durch. Er hat sich große Verdienste erworben und wird den Aufsichtsrat sicherlich nicht verlassen. Vorstellbar ist eine Art „halber Rücktritt“, indem Ernst versuchen könnte, den stellvertretenden Vorsitzenden des Gremiums zu stellen. So würde er zumindest einen Teil seiner Einflussmöglichkeiten behalten. Denn ein Lenker wird Reinhold Ernst auch im praktischen Sinne bleiben wollen.

Zudem stellt sich die Frage, wer Nachfolger an der Spitze des Aufsichtsrates werden wird. Reflexartig könnte als Antwort erfolgen: Peter Frymuth, der gerade erst als Ersatz für den aus dem Aufsichtsrat ausgeschiedenen Christian Veith zur Fortuna „zurückgekehrt“ ist. Von der Seriosität, der Erfahrung und der Menschenführung würde das passen. Doch Frymuth ist als DFB-Vizepräsident ebenfalls beruflich stark eingebunden und arbeitet zumindest zeitweise fern von Düsseldorf. Zudem könnten andere Mitglieder des Aufsichtsrates ältere Rechte geltend machen. So wird es spannend sein, ob Fortuna die Chance nutzt, um mit einem jungen Aufsichtsratsvorsitzenden auch dem Kontrollgremium frischen Wind einzuhauchen. Einen festen und offensichtlich auch wählbaren Kandidaten aus dem Kreis soll es bereits geben.