Fankultur: Mehr Frauen zeigen Flagge für Fortuna

20 bis 30 Prozent gehen in die Arena. Akzeptanz in Fanclubs stark gewachsen.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Die U-Bahn hält am Stadion. Dichtes Gedränge, die Fans wollen zum Spiel. Mittendrin: Bianca und Sandra Blazejczak mit Sandras Tochter Manjou. Die ist sieben. „Manjou war schon im Maxi Cosi dabei“, erzählt ihre Mutter. Die Schwestern gehen seit Jahren zu jedem Spiel der Fortuna. „Ich war schon mit meinem Vater da, da haben die noch im Rheinstadion gespielt“, sagt Sandra Blazejczak. Aber das sei schon lange her. Jetzt gehe es immer in den Familienblock.

Das Bild der drei Frauen ist kein neues. Schon seit Jahren gehen immer mehr Frauen in die Arena. Und nicht etwa, um ihren Partner zu begleiten und gelangweilt daneben zu stehen, sondern um selbst mitzufiebern. „Die Zahlen sind relativ gut“, sagt Fortuna-Fanbeauftragter Dominik Hoffmeyer. Von den aktuell 23 390 Mitgliedern sind 4954 weiblich. „Im Stadion sind es etwa 20 bis 30 Prozent.“ Am meisten weiblichen Zulauf habe es, so Hoffmeyer, 2009 gegeben, als die Fortuna in die zweite Bundesliga aufgestiegen ist.

Fortuna hatte als einer der ersten, wenn nicht als erster Verein eine Frau an der Spitze des Fandachverbandes und wurde als Fanvertreterin in den Aufsichtsrat gewählt (Dagmar Starke). Außerdem haben sich die Ultras mit einer Stellungnahme damals klar gegen Sexismus positioniert und sind dafür von Frauenrechte-Organisationen gelobt worden. Trotzdem ist Fußball nach wie vor männerdominiert. „In den Fanclubs ist die Akzeptanz inzwischen stark gewachsen. Schwieriger ist es in den Ultra-Gruppen“, sagt Hoffmeyer.

Diese Erfahrung hat auch Sophie gemacht. Sie ist seit ihrer Kindheit Fortuna-Fan und hat seit Jahren kein Pflichtspiel mehr verpasst. Als sie damals zu einer der Ultra-Gruppen kam — ohne einen Freund, der sie mitgebracht hat — hat es sehr lange gedauert bis sie dort als Fan wie alle anderen akzeptiert wurde. „Erst als ich mal zu einem Spiel der zweiten Mannschaft auswärts gefahren bin, haben manche der anderen überhaupt mal Hallo zu mir gesagt“, sagt sie. Bei den meisten Frauen in der Gruppe werde zunächst angenommen, dass sie nur mit ihrem Freund mitkommen. Dass es einem als Frau auch nur um den Fußball gehe, müsse man erst lange beweisen. „Wenn die Jungs teilweise ab dem zweiten Spiel dazugehören, müssen die Mädels eben zu sehr viel mehr Spielen gehen“, weiß Sophie — oder eben zur Zweiten auswärts.

Hoffmeyer sagt, eine Bekannte von ihm habe mal gesagt, dass der Sexismus, den man als Frau im Stadion erfahre aber auch nicht mehr sei, als der, dem man im alltäglichen Leben begegne. Das bestätigt auch Sophie. „Oft hört man Rufe in Richtung Spielfeld, mit Worten, die ziemlich sexistisch sind“, sagt sie. Wenn man die Rufenden darauf anspreche, verstehen die meisten aber, dass das nicht in Ordnung ist. Viele denken einfach nicht darüber nach.

Vor ein paar Jahren hat es einmal eine Kampagne mit rosa Fanschals gegeben. Diese kam bei vielen weiblichen Fans nicht gut an. „Da muss man sehr vorsichtig sein“, sagt Hoffmeyer. Klar gebe es auch jetzt spezielles Merchandising für Frauen. Das beziehe sich aber eher auf Schnitte und Passform der Kleidung. Man müsse darauf achten, keine Klischees zu bedienen. „Wir versuchen einfach jeden als Fan willkommen zu heißen“, sagt Hoffmeyer.