Am Sonntag in Bielefeld Thioune bringt Dreierkette ins Gespräch

Düsseldorf · Am Sonntag gastiert Fortuna in Bielefeld. Das plötzlich wieder große Angebot an Innenverteidigern lässt den Trainer an eine Variante denken, die viele abgehakt wähnten. Überlegungen erfordert auch der Ausfall von Rouwen Hennings.

Christoph Klarer (l.) wird im Hinspiel von Bielefelds Marc Rzatkowski unter Druck gesetzt.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Es ist ein ungewohntes Gefühl für Daniel Thioune. Nur zwei Ausfälle vor der Zweitliga-Partie am Ostersonntag bei Arminia Bielefeld – das ist aus Sicht des Fortuna-Trainers schon purer Luxus. „Ich habe sehr, sehr viel Auswahl“, erzählt er lächelnd. Lediglich der gelbgesperrte Rouwen Hennings und der nach seinem im Training erlittenen Unterarmbruch operierte Jorrit Hendrix stehen nicht zur Verfügung. „Das hatte ich in meiner Zeit bei Fortuna nicht so oft, dass ich derart aus dem Vollen schöpfen konnte.“

Den größten Zuwachs erlebt dabei die Innenverteidigung. Da musste Thioune zuletzt – böse formuliert – nehmen, was da war: Kapitän Andre Hoffmann fehlte wegen eines Faserrisses in der Gesäßmuskulatur, Tim Oberdorf benötigte länger als erhofft, um sich von einem Rippenbruch zu erholen. Jetzt sind beide wieder fit, haben die Woche über voll trainiert und in Oberdorfs Fall sogar noch eine ganz starke Partie als Führungsspieler der U23 bei deren 2:0-Erfolg bei Schalke II abgeliefert. Ein Bewerbungsschreiben, zumal da Thioune das Spiel als Augenzeuge vor Ort verfolgte.

„Tim bietet einfach unheimlich viel an“, lobt der Trainer. „Er kann auf vielen Positionen spielen und ist obendrein torgefährlich.“ Kapitän Hoffmann war seinerseits vor seiner Verletzung gesetzt, Christoph Klarer war in den personell knappen Zeiten die große Konstante in der Abwehrzentrale – und Jordy de Wijs gibt es ja auch noch. „Zwei aus drei“ nennt Thioune seine schwierige Auswahl vor dem Bielefeld-Spiel – eigentlich ja sogar zwei aus vier, doch wahrscheinlich hat der Chefcoach dem formstarken Klarer in seinem Hinterkopf bereits einen festen Platz eingeräumt. Womöglich fällt Thiounes Wahl aber auch noch ganz anders aus, denn er selbst bringt eine Variante ins Gespräch, die viele schon abgehakt hatten.

„Im Winter haben wir ja viel mit einer Dreierkette gearbeitet“, erinnert der 48-Jährige. „Vielleicht könnte sie jetzt auch wieder ein Thema werden.“ Hintergrund dabei ist, dass der Trainer – wenn die personelle Situation ihm denn die Chance dazu gibt – sein System gern auf die Qualitäten des Gegners abstimmt. „Arminias Flügelspieler rücken gern nach innen“, erklärt er. „Da lässt sich mit drei Leuten in der Zentrale ganz gut arbeiten.“

Auch bei Fortunas Sturmbesetzung geht es nicht nur um einen Eins-zu-Eins-Ersatz für den gesperrten Hennings. Ein solcher wäre in Person von Daniel Ginczek, Jona Niemiec oder Kristoffer Peterson zwar vorhanden, aber Thioune liebäugelt hier ebenfalls mit einem Systemwechsel. „Meist haben wir ein 4-1-3-2 gespielt“, berichtet er, „aber darauf sind wir nicht festgelegt. Zuletzt ist zum Beispiel Shinta Appelkamp aus taktischen Gründen zu Beginn draußen geblieben, vielleicht stelle ich ihn jetzt wieder rein.“ Als eine Art Zehner hinter der einzigen nominellen Spitze Dawid Kownacki etwa.

„Schön ist dabei doch: Ich kann das spielen, was ich möchte, und worin ich die größten Erfolgschancen sehe“, fasst Thioune zusammen. Diese Erfolgschancen werden am Sonntag allerdings auf eine harte Probe gestellt. Seit Uwe Koschinat das Traineramt bei Arminia Bielefeld übernommen hat, haben die Ostwestfalen drei Zweitligaspiele absolviert – und dabei sieben von neun möglichen Punkten geholt. „Uwe kann eine Mannschaft schon wachküssen“, sagt Thioune schmunzelnd über seinen Kollegen. „Für mich ist Arminias aktueller Erfolg aber keine Überraschung. Weit eher war es eine, dass es in Bielefeld acht Monate lang nicht funktioniert hat.“

Arminia sei von der Qualität des Kaders her eben kein Tabellen-Vierzehnter, betont er. „Das ist ein Bundesliga-Absteiger, zudem einer, der in den vergangenen Jahren große Talente wie Robin Hack und Janni Serra eingesammelt hat. Dazu Masaya Okugawa, Bastian Oczipka und ein absoluter Leuchtturm wie Fabian Klos. Die Wende in Bielefeld erinnert mich ein bisschen an Fortuna in der Vorsaison.“ Und da soll das rheinische Original am Sonntag doch bitteschön besser sein als die ostwestfälische Kopie.