Trotz 0:4 im Pokal gefeiert So emotional reagieren die Fortuna-Profis auf die tolle Unterstützung ihrer Fans
Leverkusen · Die Feierstunde der Fans für die grandiose DFB-Pokalsaison beginnt schon in den letzten Minuten, als das Aus in Leverkusen längst besiegelt ist. Nach Abpfiff erreicht sie ihren Höhepunkt und hinterlässt emotionale Spuren.
Wer ohne weitere Informationen oder Vorkenntnisse in diesen Momenten in die Leverkusener Arena gekommen wäre, hätte mit Sicherheit nicht auf den richtigen Spielstand getippt. 4:0 heißt es im DFB-Pokal-Halbfinale bereits für Bayer Leverkusen, den hoch überlegenen kommenden Deutschen Meister. Doch im Fortuna-Fanblock herrscht beste Stimmung. Voller Inbrunst singen die insgesamt rund 5000 – auch über das ganze Stadion verteilten – Anhänger immer wieder: „Die einzig wahren Farben für uns sind Rot und Weiß“.
Begleitet werden dieser Gesang und weitere aufmunternde Sprechchöre von einigen Silvesterraketen und mancher Pyrotechnik. Natürlich erneut ein teurer Spaß für den Verein, aber zum Glück sind keine Böller oder Kanonenschläge dabei, die Gefahr eines Spielabbruchs besteht nie. Warum auch? Aus der Kurve kommt keinerlei Gewalt oder deren Androhung, sondern Liebe zu Verein und Mannschaft.
Denn es muss jedem klar sein, der diese Gänsehaut-Momente verfolgt: Hier ist keine Häme im Spiel. Die Fortuna-Fans drücken ihren Stolz auf diese Mannschaft aus, die zwar auf dem Platz hoffnungslos überfordert ist, aber in der gesamten Pokalsaison etwas Großartiges geleistet hat. Das ist echt, das ist authentisch und voller Gefühl – und die Profis und ihr Trainer registrieren das mit großer Dankbarkeit.
Andre Hoffmann schwankt zwischen Wehmut und Stolz
„Klar sind wir enttäuscht nach dem Ergebnis“, sagt Mittelfeldspieler Yannik Engelhardt. „Trotzdem waren es sehr schöne Momente am Ende mit unseren Fans. Hut ab für diese Unterstützung trotz des 0:4! Wie viele hier hingekommen sind, wie sie uns angepeitscht haben. Das war richtig cool.“ Matthias Zimmermann ergänzt: „Es waren immer Superfans, die ganze Saison schon. Wie sie uns gepusht haben, auch auswärts, war immer großartig. Wir sind ein Team, die Fans und wir, und wenn wir daran anknüpfen, dann haben wir vielleicht noch was Großes vor im Mai.“
Kapitän Andre Hoffmann schwankt nach seinem Startelf-Comeback ein wenig zwischen Wehmut und Stolz. „Wir hätten diesen Menschen gern das Finale geschenkt. Deshalb tut mir, der ich schon ein bisschen länger hier bin, diese Niederlage besonders weh, weil ich weiß, wie sehr sich diese Menschen das Finale gewünscht haben“, erklärt der 31-Jährige. „Viele haben uns aus dem Block zugerufen, dass wir extrem stolz darauf sein könnten, was wir in dieser Pokalsaison geleistet hätten. Diese Fans tragen uns durch die Saison.“
Die vergangenen Wochen seien unvergesslich für ihn, ergänzt Hoffmann: „Uns haben nie zuvor so viele Nachrichten von ihnen erreicht wie nach dem Viertelfinale auf St. Pauli oder rund um das Halbfinale. Heute hatten wir schon absolute Gänsehaut, als wir ins Stadion gefahren sind. Und wie laut unsere Leute dann beim Aufwärmen waren, wie sie uns auch nach den Gegentoren lautstark unterstützt haben! Die Minuten nach dem Spiel vor der Kurve waren einmalig. Das wird mir immer in Erinnerung bleiben. Da war überhaupt keine Enttäuschung über die Mannschaft zu spüren, nur absolut positiver Zuspruch für die restlichen Ligaspiele und viel Miteinander. Das macht mich extrem stolz.“
Ganz ähnlich ergeht es Marcel Sobottka, der nach der Halbzeit seine Rückkehr nach fünf Monaten Verletzungspause gefeiert hat. „Der Support heute im Stadion, aber auch schon in den vergangenen Tagen oder in Unterhaching und auf St. Pauli in den Pokalrunden zuvor, das war einfach Weltklasse“, sagt der Vizekapitän. „Es standen wirklich alle hinter uns. Davor kann man nur den Hut ziehen, eine glatte Eins für alle, die uns da heute unterstützt haben.“
Der Trainer will da beim Lob für die Fortuna-Anhänger keinen Deut zurückstehen. „Der letzte Moment in der Kurve war ganz wichtig für meine Mannschaft“, erläutert Daniel Thioune. „Sie ist ja schon während des Spiels gefeiert worden, und hinterher haben die Jungs einen ganz klaren Auftrag bekommen: Wenn man so unterstützt wird, bei einem solchen Ergebnis und zu so einem Zeitpunkt, dann muss man etwas zurückgeben.“
Deshalb habe er die Spieler auch zum ersten Mal nicht zu einem Kreis zusammengerufen; sie sollten möglichst schnell in die Kurve und dort alles aufsaugen. „Es war, wie gesagt, ein klarer Auftrag der Fans: Sie wollen mehr von uns sehen“, betont Thioune. Und sie wollen Mitte Mai dann vielleicht gemeinsam etwas ganz Großes erreichen.