„Vertrag quasi vor der Nase wieder weggezogen“ So entsetzt ist Maduka Okoye noch immer über sein Fortuna-Aus
Düsseldorf · Wie der Torwart nach Rückschlägen bei Fortuna und Watford in der Serie A Fuß fasste.
Als Maduka Okoye vor etwas mehr als vier Jahren seine Zelte in Düsseldorf abbrach, Fortuna verließ und zu Sparta Rotterdam wechselte, geschah das zunächst ohne großes Getöse. Der Vertrag des damals 21 Jahre alten Torhüters der Regionalliga-Mannschaft lief aus und wurde nicht verlängert – kein ungewöhnlicher Vorgang im Fußballgeschäft. Allerdings hatten die Rheinländer dem heutigen Keeper der nigerianischen Nationalmannschaft anfangs sogar ein neues Arbeitspapier angeboten, diese Offerte später jedoch wieder zurückgezogen.
„Lutz Pfannenstiel war damals der Sportvorstand und hat mir einen Profivertrag vorgelegt. Ich wollte unterschreiben, aber dann wurde er gefeuert. Das war eine heftige Zeit. Ich war im Kopf schon Profi – und dann hat mir der neue Vorstand den Vertrag quasi vor der Nase wieder weggezogen“, sagte Okoye jüngst im Gespräch mit dem „Kicker“. Und als der Keeper damals in Rotterdam durchgestartet war, hatten diese Vorgänge eine öffentliche Schlammschlacht zwischen Pfannenstiel und dessen Nachfolger Uwe Klein ausgelöst.
Klein hatte seinerzeit in einem TV-Interview bei „Sky“ erklärt, dass „es Gespräche und Entscheidungen gab, da war ich noch nicht in der Verantwortung. Ich bin erst seit dem 1. Juni 2020 Sportvorstand. Die Entscheidung ist unter Lutz Pfannenstiel gefallen.“ Pfannenstiel sah das ganz anders, erklärte, dass „es für mich einfach nicht hinnehmbar ist, dass sich da jemand hinstellt und mich mit solchen Vorwürfen beschmutzt. Im Fernsehen zu lügen? Da ist eine rote Linie überschritten worden. Mir geht es einzig um die Wahrheit.“
Lukrativer Wechsel zum FC Watford wurde sportlicher Flop
Über seine sonstige Zeit und seinen Werdegang bei Fortuna sagte Okoye nun: „Ich habe in der U19 gespielt, Samstagmorgen um 11 Uhr – und mittags war ich bei der zweiten Mannschaft auf der Bank. Dann ging es schneller, als man denkt. Der Torwart hat sich verletzt, ich habe in der Regionalliga debütiert, durfte dann bei den Profis mittrainieren und war auch zweimal bei Spielen auf der Bank.“ Mehr nicht, aus besagten Gründen. „Aber ich war damals schon bei der nigerianischen Nationalmannschaft“, erzählte der Keeper. „Das hat mir geholfen, einen neuen Verein zu finden.“
Nach seinem kometenhaften Aufstieg in den Niederlanden entschied sich Okoye im Sommer 2022 für einen wirtschaftlich sehr lukrativen Wechsel zum englischen Zweitligisten FC Watford, der wurde aber zum sportlichen Flop: Nigerias Nationalkeeper drückte bei seinem neuen Klub nahezu komplett die Bank, durfte lediglich im FA-Cup und im Ligapokal je einmal zwischen die Pfosten. Jeweils 0:2 gegen den FC Reading beziehungsweise die Milton Keynes Dons, zweimal Pokal-Aus.
Im vergangenen Jahr wechselte Okoye dann zu Udinese Calcio in die Serie A und schwang sich dort inzwischen zum Stammkeeper auf. Ob er sich irgendwann eine Rückkehr nach Deutschland, um sich dort seinen Traum von der Bundesliga zu erfüllen, vorstellen kann? „Auf jeden Fall“, sagte der gebürtige Düsseldorfer. „Die Bundesliga und die Premier League sind für mich die besten Ligen, weil da sehr offensiv und schnell gespielt wird. Ich liebe die Bundesliga, weil ich damit groß geworden bin, aber momentan ist das nicht in meinem Kopf. Ich fühle mich in Udine sehr wohl.“
Und anders als in Deutschland ist Okoye in Italien kein Unbekannter. „Ich gehe ab und zu schon gerne in die Stadt und nehme mir dann auch Zeit, um Fotos mit den Kids zu machen, aber wenn ich zum Beispiel einkaufen gehe, renne ich um 20.55 Uhr schnell in den Supermarkt, in den ich immer gehe. Der macht um 21 Uhr zu, dann ist nicht mehr so viel los“, erzählte er. „In Deutschland hat mich niemand auf dem Schirm. Viele wissen gar nicht, dass ich da groß geworden bin. Aber ich bin ein Düsseldorfer Junge. Und ich bin auch sehr stolz darauf.“ Auch wenn er sich seinen Abschied von Fortuna sicherlich anders vorgestellt hätte.