Hertha schimpft über Ausgleich So reagiert Fortuna auf die Situation vor dem Tor zum 1:1

Düsseldorf · Ein hartes Foul, ein ausgespielter Vorteil und ein umstrittenes Tor – warum die Berliner hadern und Düsseldorf jubelt.

 Jamil Siebert sieht nach dem Tor zum 1:1 die Gelbe Karte für sein Foul an Mickael Cuisance (rechts, verdeckt).

Foto: Moritz Mueller

Es war schon eine knifflige Szene, die sich nach der Halbzeit auf Höhe der Mittellinie ereignete. Fortuna-Verteidiger Jamil Siebert holte Michael Cuisance mit einer energischen Grätsche satt von den Beinen, der Mittelfeldspieler von Hertha BSC blieb am Boden liegen. Die Berliner blieben jedoch im Ballbesitz, bekamen von Schiedsrichter Tobias Reichel einen Vorteil zugesprochen und spielten diesen auch aus. Letztlich landete die Kugel jedoch in den Händen von Torwart Florian Kastenmeier, der das Spiel daraufhin schnell machte. Das Ende ist bekannt: Fortuna konterte, glich durch Dzenan Pejcinovic aus und läutete die Wende ein, die zum späteren 2:1-Sieg führte.

Die Hertha-Akteure waren völlig auf dem Baum, Siebert sah zwar nachträglich noch die Gelbe Karte, doch das reichte ihnen nicht. Sie hätten sich gewünscht, dass Fortuna den Ball ins Aus spielt, um Cuisance behandeln zu können.

Dies geschah allerdings nicht, und als der ehemalige Gladbacher merkte, dass Schiedsrichter Reichel die Partie – übrigens völlig zurecht – nicht unterbrach, schaltete er sich auch wieder in die Defensivarbeit mit ein, nur war es da schon zu spät. „Wir bekommen ein sehr unglückliches Ausgleichstor, bei dem ich mir sicher war, dass der Schiri auf Foul entscheiden wird, was dann aber nicht passiert ist“, sagte der unmittelbar vor dem Aus stehende Berlin-Trainer Cristian Fiel.

Fortuna-Coach Daniel Thioune war über den regulären Treffer seiner Mannschaft, denn Hertha hatte ihren Vorteil ja ausgespielt, zwar äußerst glücklich, fühlte aber mit dem Gegner mit. „Ich kann verstehen, dass die Situation, die zum Ausgleich führt, aus Sicht der Berliner sehr unglücklich war. Aus meiner Sicht war es aber eine korrekte Entscheidung, das Spiel weiter laufen zu lassen. Vielleicht auch, weil ich hier als glücklicher Sieger sitze und nicht als Unterlegener. Deshalb kann ich die Unzufriedenheit über den Ausgleichstreffer verstehen“, sagte Thioune.

Auch seine Schützlinge äußerten sich im Nachgang freilich zu dieser vieldiskutierten Situation. Vor allem Siebert, der ja quasi mittendrin war. „Wenn Berlin den Ball ins Aus spielt, beschwert sich keiner. Wir haben den Ball und spielen ihn nicht raus, dann beschwert sich jeder. Das ist auf Berliner Seite einfach billig. Hätten wir das auf der anderen Seite gehabt und wären im Angriff gewesen, hätten wir auch weitergespielt. Sie sollen sich nicht beschweren, weiterspielen und verteidigen“, sagte Siebert. Zum Verhalten von Cuisance, den er rüde gefällt hatte, ergänzte der 22-Jährige: „Er war ja nach dem Tor direkt beim Schiedsrichter, deshalb halte ich davon nicht viel.“

Tim Oberdorf kann die Aufregung bei Hertha verstehen

Zum Protest und zur Aufregung der Hertha äußerte sich auch Torhüter Kastenmeier am „Sky“-Mikrofon, als er die Bilder der Szene noch einmal in Augenschein nahm. „Jetzt beginnt – überspitzt gesagt – die Wunderheilung“, meinte der 27-Jährige in dem Augenblick, als er auf dem Bildschirm sah, wie Cuisance plötzlich aufstand und wieder laufen konnte. „Ich bin aber auch bei jedem, der sagt, wir müssen den Ball ins Aus spielen. Wir erhalten aber die Anweisung, dass der Schiedsrichter dafür verantwortlich ist. Am Ende liegt es irgendwo an ihm. Außerdem hat Hertha den Angriff zu Ende gespielt. Am Ende tut es mir leid, dass das Tor so gefallen ist.“

Ähnlich sah es auch Tim Oberdorf. „Es ist ein schwieriges Thema und ich kann verstehen, dass man sich da aufregt. Wir hätten uns sicherlich auch sehr darüber aufgeregt, wenn man den Ball nicht ins Aus gespielt hätte“, sagte der Innenverteidiger und ergänzte: „Ich weiß nicht, ob alle von uns, die den Angriff nach vorne getragen haben, mitbekommen haben, dass da ein Spieler am Boden lag. Wenn da nichts ernstes vorliegt und man davon ausgehen kann, dass er weitermachen kann, dann liegt es im Ermessen des Schiedsrichters, das zu entscheiden.“

Doch die Pfeife von Reichel blieb stumm, der Spielfluss war nicht unterbrochen. Daher spielte Hertha den Vorteil im eigenen Ballbesitz aus und trug ihren Angriff vor. Weil dieser nichts einbrachte, jubelte Fortuna im Umkehrschluss über das Tor zum 1:1, das die Wende einläutete.

(pn/td td)