Beim 3:1 gegen Braunschweig Kownacki überrascht mit Blitz-Comeback
Düsseldorf · Bis 48 Stunden vor dem Spiel gegen Braunschweig gingen alle davon aus, dass Fortunas Stürmer nicht zum Kader gehören würde. Doch am Freitagabend ist er der Matchwinner – dank eines der denkwürdigsten Comebacks des Jahres.
Wie lang braucht ein Fußballprofi eigentlich für ein Comeback nach einem Muskelfaserriss im Oberschenkel? Ganz einfach: 49 Sekunden. Okay, die Überprüfung durch einen Mathe-Studenten würde diese Rechnung nicht überleben. Aber das Tempo des Comebacks von Dawid Kownacki war in der Tat atemberaubend. Erst am 12. Februar hatte sich der Fortuna-Stürmer verletzt, beim 2:0-Heimsieg gegen Sandhausen. Anschließend hatte er sich in die Reha-Arbeit mit Athletiktrainer Engin Cicem gestürzt, sich für das Abschlusstraining am Donnerstag fit gemeldet – um dann am Freitag gegen Eintracht Braunschweig in der Startelf zu stehen und nach 49 Sekunden das 1:0 zu erzielen. „Ich habe dem Trainer gesagt: Wenn du mich brauchst, dann bin ich bereit“, berichtete Kownacki kurz nach dem Abpfiff in der Interviewzone der Arena. Sportdirektor Christian Weber stellte die Szenerie mit einem Schmunzeln noch etwas deutlicher dar: „Dawid wollte unbedingt spielen und ist proaktiv auf den Trainer zugegangen.“
Dawid Kownacki legt eine zweiwöchige Trainingspause ein
Doch wie intensiv sich der polnische Nationalstürmer Daniel Thioune nun tatsächlich angeboten haben mag, eines steht in jedem Fall fest: Fortunas Trainer war gut beraten, den Vorschlag Kownackis anzunehmen. Die Art und Weise, wie der 25-Jährige den Ball aus der Drehung versenkte, den ihm der gut aufgelegte Jorrit Hendrix vom rechten Flügel aus zugespielt hatte, war internationale Klasse. Der Grundstein zum späteren 3:1-Sieg. Auch im weiteren Verlauf der Partie strahlte Kownacki trotz seiner zweiwöchigen Trainingspause die meiste Gefahr aller Spieler aus. Doch er selbst will Pause und Verletzung ohnehin nicht überbewertet wissen. „Ich habe genau gefühlt, dass mit dem Bein alles in Ordnung ist“, berichtete er. „Zwei Tage nach der Verletzung habe ich schon gespürt, dass es nicht schlecht aussieht. Am dritten Tag habe ich im Kraftraum losgelegt, und als ich ein bisschen gelaufen bin, war auch alles gut. Die Arbeit mit Engin hat dann gezeigt, dass alles okay ist. Deshalb konnte ich zum Trainer gehen und mich anbieten.“
Über seinen Treffer mit rekordverdächtig kurzem Anlauf freute sich der Stürmer riesig. „Ich bin sehr glücklich“, gab Kownacki zu. „Das 1:0 war ein wichtiger Moment für uns.“ Dass es nach Christoph Klarers 2:0 nicht im gleichen Stil weiterging, ärgerte ihn jedoch: „Wir haben ein bisschen die Kontrolle verloren, und dann ist dieses unglückliche Tor für Braunschweig gefallen. Zum Glück hat Jona dann das 3:1 gemacht, denn wir waren schon ein bisschen nervös geworden.“ Die vergangenen Wochen mit den Niederlagen in Fürth und Nürnberg, so Kownacki, seien nicht gut gewesen. „Deshalb war das Spiel heute superwichtig. Jetzt brauchen wir drei, vier Siege in Folge, um in Kontakt mit den anderen Mannschaften zu bleiben.“ Dass er damit die Spitzenklubs der Liga meinte, musste der Angreifer nicht eigens dazu sagen, für diesen Ehrgeiz ist er bekannt. Allerdings ging der Ehrgeiz nicht so weit, dass er nach dem Foul von Saulo Decarli an ihm den fälligen Elfmeter unbedingt selbst schießen musste: „Rouwen fühlte sich sicher, und dass er dann nicht getroffen hat, das kann immer passieren. Ich habe meinen letzten Elfmeter gegen Magdeburg ja auch verschossen. Deshalb hatte ich zwar keine Angst zu schießen, aber es war alles okay so.“
So auskunftsfreudig sich Kownacki in Sachen Spiel zeigte, so sehr machte er bei der Frage nach seiner persönlichen Zukunft dicht, wenn er im Sommer Düsseldorf verlässt. „Es sind noch drei, vier Monate Zeit, darüber mache ich mir jetzt keine Gedanken“, sagte er. „Wir wissen ja nicht einmal, was nächste Woche ist. Ich denke nur an Fortuna und an diese Saison. Das Wichtigste jetzt ist, sich auf diese Mannschaft und diese Liga zu konzentrieren, dem Team zu helfen.“ Auch Weber mochte so weit noch nicht denken. „Wir sind sehr froh, dass er jetzt da ist“, betonte der Sportdirektor. „Und dass er jetzt unbedingt spielen wollte, zeigt auch seinen Charakter. Andere Spieler, deren Vertrag ausläuft und die kommuniziert haben, diesen nicht zu verlängern, hätten vielleicht lieber sicherheitshalber länger pausiert. Das kann man Dawid sehr hoch anrechnen.“ Und was passiert ab dem Sommer ohne ihn? „Grundsätzlich ist es so, dass Fortuna immer damit leben muss, dass gute Spieler weggehen. Es wird unsere Aufgabe sein, zu sehen, wie wir ihn ersetzen können.“