Kaum zu glauben Cheftrainer Daniel Thioune steht lieber
Düsseldorf · Daniel Thioune überlässt während des Spiels seinen Co-Trainern die Sitzplätze.
Es wäre mal ganz interessant, die Laufleistung von Daniel Thioune bei einem Spiel seiner Mannschaft zu erfahren. Er dürfte schon auf eine stattliche Anzahl an Schritten kommen, wenn man bedenkt, wie viel er die Coachingzone hin und her tigert und manchmal sein Revier auch noch eigenmächtig etwas vergrößert. Wie beim 2:0-Erfolg gegen den SV Sandhausen, als er nach jedem Treffer mal mehr, mal weniger weit auf den Rasen gelaufen war.
Tatsächlich steht Thioune fast die ganze Zeit über am Spielfeldrand. Unterbrochen maximal von einem Schluck aus der Wasserflasche. Er hat allerdings auch überhaupt keinen festen Sitzplatz auf der Bank. Denn direkt am Spielfeldrand stehen nur zwei Sitze. Thioune muss lachen, als er darauf angesprochen wird: „Es fehlt ein dritter Sitz.“
Da er nicht auf die Expertise eines seiner beiden Co-Trainer verzichten will und dadurch wohl eine ungewollte Hierarchie dokumentieren würde, lässt er sowohl Manfred Stefes als auch Jan Hoepner auf den „Pattex-Stühlen“ sitzen – und der Chef steht. Thioune sagt: „Wenn ich mich wirklich mal ein paar Augenblicke zurückziehen möchte, dann findet sich in der Regel auf der Auswechselbank dahinter für mich auch noch ein Platz.“
In Düsseldorf ist der „Pattex-Stuhl“ Kult. Die Geschichte des Sitzmöbels geht zurück in die 1990er Jahre. Das Modell erinnerte damals noch an einen Regiestuhl. Das passte zu Trainer Aleksandar Ristic, ein Großmeister theatralischer Mimik und wildem Herumgefuchtele. Er klebte übrigens nicht an seinem Stuhl, zumindest während er die Linienrichter damals noch im Rheinstadion mit Bonbons versorgte.
Rund um die Jahrtausendwende nahmen sich Henkel und Fortuna Düsseldorf auch mal eine Auszeit, die bis ins Jahr 2010 reichen sollte. Unter Trainer Norbert Meier tauchte der schwarz-gelbe Untersatz dann wieder auf. Das Design hatte damals was von Kinosessel. Mittlerweile ist er zum dritten Mal verändert worden, man setzt auf mehr Rundungen. Uwe Rösler durfte schon darauf Platz nehmen, Christian Preußer ganz kurz auch. Und vielleicht organisiert Henkel ja auch für Daniel Thioune noch einen dritten Stuhl, dann kommt er auch mal in den Genuss.
Ob er darauf länger Platz nehmen würde, ist noch eine andere Sache. „Ich habe Zeit meines Lebens gestanden als Trainer, und deshalb ist das für mich gar nicht relevant, ob da ein dritter Stuhl steht“, bekundet der 48-jährige Fußballlehrer. „Ich glaube die Mannschaft muss sehen, dass sie einen aktiven Trainer hat. Und wenn ich mich hinsetzen würde, dann würde das eher die Spieler irritieren und vielleicht dazu führen, dass sie ein wenig Kopfkino haben. Da bin ich immer gleich, egal ob Führung oder Rückstand. Ich glaube es ist wichtig, da verlässlich zu bleiben.“