Fortuna: Großes Stühlerücken
Bei der Mitgliederversammlung des Klubs wird der Aufsichtsrat gewählt. Reiner Calmund zieht seine Kandidatur zurück.
Düsseldorf. Die sportliche Krise dürfte es Aufsichtsratschef Joachim Erwin als Leiter der Mitgliederversammlung von Fortuna Düsseldorf heute Abend (19 Uhr, Heinrich-Heine-Gesamtschule) nicht leicht machen. Aber sicherlich auch nicht so schwer wie vor drei Jahren, als der Aufsichtsrat zuletzt gewählt wurde. Damals behielt Erwin in der hitzigen Atmosphäre der Aula an der Graf-Recke-Straße kühlen Kopf. Das war nicht immer leicht angesichts der vorangegangen chaotischen Zeiten im Umfeld der Fortuna mit dem Rücktritt von Vorstandschef Karl-Heinz Meyer, dem Trainer-Wechsel von Massimo Morales zu Uwe Weidemann und der Entlassung von "General Manager" Thomas Berthold.
Mittwochabend werden satzungsgemäß fünf der neun Aufsichtsratsmitglieder neu gewählt. Reiner Calmund hatte vor drei Jahren die meisten Stimmen bekommen, obwohl er in seiner Wahlrede betont hatte, der Fortuna "auch ohne Posten" helfen zu wollen. Das werde auch in Zukunft so sein, so Calmund, der gestern überraschend seine Bewerbung zurückzog. Wir sagen, wer die besten Aussichten hat und wer um jede Stimme kämpfen muss: Die Favoriten: Insgesamt führt an Oberbürgermeister Joachim Erwin eigentlich kein Weg vorbei. Selbst seine größten Gegner erkennen an, dass der bisherige Aufsichtsratschef in den Jahren 2002 und 2003 den Verein durch das Heranschaffen von Sponsoren vor dem Untergang gerettet hat.
Die Mitglieder erteilten Erwin vor drei Jahren zwar einen "Denkzettel" für seine Gutsherren-Art bei der Führung des Vereins und gaben ihm nur die viertmeisten Stimmen. Aber das hielt das Gremium nicht davon ab, den Oberbürgermeister erneut als Sprecher zu wählen und die Sitzungen im Rathaus abzuhalten. Immerhin steht und fällt das finanzielle Engagement der Sparkasse und der Stadtwerke auch mit seiner Person.
Stellvertreter ist seitdem Ex-LTU-Geschäftsführer Jürgen Marbach, der durch die gekonnte Art der Führung durch die Mitgliederversammlung im vergangenen Jahr (ohne Wahlen) Sympathien gewonnen hat. Die Aussichtsreichen: Michael Hahn ist im Aufsichtsrat als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer beinahe unverzichtbar. Durch seine Hände laufen die Verhandlungen mit Michael Kölmel und der Sportwelt, bei der Lizenzierung ist er kompetenter Partner an der Seite von Geschäftsführer Paul Jäger.
Dagmar Starke weiß als Vorsitzende der Fan-Vereinigung Supporters Club die zahlreichen Anhänger unter den Mitgliedern hinter sich. Ihre Wahl scheint wahrscheinlich, da der Verein gerade unter den Fans zuletzt massiv neue Mitglieder geworben hat. Die Außenseiter: Reinhold Ernst ist bereits jetzt in der Sportwelt-Verhandlung engagiert. Der Rechtsanwalt gilt als seriöser und zurückhaltender Mensch, wenngleich als "Fortuna-verrückt". Ex-Fan-Beauftragter Ralf Wihr wirbt mit seinem Herz für die Fortuna und seinen Erfahrungen im Profifußball als Assistent der Geschäftsführung bei 1860 München sowie als Marketingleiter bei Waldhof Mannheim. Unternehmer Christoph Peters ist ein "Macher-Typ".
Er trat mit seinem Klimatechnik-Unternehmen schon als Spieltags-Sponsor auf. Die Chancenlosen: Marcel Kronenberg hatte vor drei Jahren den Einzug in den Aufsichtsrat geschafft, galt damals als Vertreter der Fan-Interessen. Mit der Kandidatur von Dagmar Starke dürfte sich das erledigen. Wolfgang Stach war vor Jahren Pressesprecher der Fortuna, er meldet sich bei Mitgliederversammlungen provozierend zu Wort. Versammelt durch Diskussionen im Fan-Forum seine Anhänger um sich. Gilt als Gegner Joachim Erwins, beide prozessierten schon einmal in einem (eingestellten) Beleidigungs-Verfahren.