Fortuna Düsseldorf Fortunas Saison-Rückblick: Funkel muss seine Lehren ziehen
Selbst für den Cheftrainer von Fortuna war es eine anstrengende Saison. Der 63-Jährige gab zu, dass es auch für ihn Überraschungen gab.
Düsseldorf. Als der 102. Zweitliga-Sieg für Friedhelm Funkel feststand, musste der Cheftrainer von Fortuna Düsseldorf kräftig durchatmen. Das 1:0 im letzten Saisonspiel gegen Erzgebirge Aue brachte seiner Mannschaft und ihm endgültig den teilweise herbeigezitterten Klassenerhalt. Zufrieden konnt der 63-Jährige nach dieser Saison allenfalls mit Abschlussplatz elf sein. Und zur Halbzeit der Spielzeit hatte nichts darauf hingedeutet, dass sich Fortuna so winden muss, um den Klassenerhalt zu schaffen. Hätte das Glück seiner Mannschaft nicht sowohl gegen Würzburg — beim späten Ausgleich — und in Nürnberg — beim abgefälschten Siegtor — so zur Seite gestanden, wäre vielleicht auch ein so erfahrener Trainer am Ende mit seinem Latein gewesen.
Die Offensivschwäche seiner Mannschaft war spätestens zum Ende der Hinrunde offensichtlich. Statt (notfalls öffentlich) darauf zu drängen, mindestens noch einen oder zwei Offensivspieler zu verpflichten, wurden sogar zwei Stürmer (Rüzgar, Ngombo) ohne Ersatz ausgeliehen. Dass Rouwen Hennings und Ihlas Bebou ohne Verletzung oder Sperre durch die zweite Halbserie kommen, war äußerst unwahrscheinlich. Und da Funkel immer wieder betont hatte, dass Emmanuel Iyoha noch nicht so weit sei, hätte Fortuna auch hierzu auf dem Transfermarkt tätig werden müssen.
Eine richtige Chance hat Iyoha von Funkel noch nicht bekommen. Jetzt sind natürlich alle Fans gespannt, ob sich der behutsame Aufbau des Fortuna-Talentes, das jetzt mit dem U 20-Nationalteam unterwegs ist, auszahlen wird.
Was die Fans und viele Fachleute nicht verstehen und zum Grundübel der Rückrunde wurde, war das risikoarme Spiel der Fortuna vor eigenem Publikum. Hinterher war die Angst vor dem eigenen Versagen so groß, dass ein Spiel wie gegen Würzburg dabei herauskam. „Das hat selbst mich überrascht, dass die Mannschaft unter dem Druck so nervös agiert“, sagte Funkel.
Das Problem war nicht nur die Serie der sieglosen Spiele, sondern auch die Tatsache, dass das Publikum sich zum Teil abwandte, weil keine Besserung in Sicht war, und alle nur auf den ersten Fehler warteten, den die wenig gelernten und ungelernten Offensiv-Kräfte im Team meist nicht mehr gut machen konnten.
Auf dem Platz war das Konzept des Trainerteams nur selten als solches zu erkennen. Spielzüge, die in jeder Begegnung zu sehen sein sollten, gerade über die Flügel, wurden zwar eifrig im Training geübt, nur auf dem Feld waren sie höchstens mal in den guten Auswärtsspielen zu sehen. Darauf hätte der Trainer mehr einwirken müssen. Das gilt auch für die eigenen Standardsituationen. Erst zum Ende der Saison kamen diese besser. Dass Jerome Kiesewetter oft genug nicht auf dem Platz stand, um diese so geschickt auszuführen wie in Nürnberg oder gegen Aue, hilft nicht weiter. Für die Zukunft mag es ein Fingerzeig sein, solchen Spielern mal über einen längeren Zeitraum das Vertrauen zu schenken.
Wenn ein Trainer nicht zum Aktionismus neigt, ist es Friedhelm Funkel. Ihm gelang es letztlich, seine Ruhe auf die Mannschaft zu übertragen, sonst wäre eine Leistung, wie sie die Mannschaft in Nürnberg zeigte, ohne nach dem Rückstand zusammenzubrechen, nicht möglich gewesen. Zwar griff er nicht im gesamten Verlauf der Saison nach den richtigen Spielern, wenn es galt zu reagieren. Aber in den letzten beiden Spielen wusste er genau, wem er vertrauen konnte und auf wen er setzen musste.
Fortunas Cheftrainer hat es verstanden, seiner Mannschaft ein Defensivverhalten zu verordnen, dass dazu geführt hat, mit 39 Gegentoren nur unwesentlich schlechter dazustehen, als Stuttgart und Braunschweig. Nicht allein Michael Rensing hat dafür gesorgt, dass die Fortuna in elf Spielen ohne Gegentore geblieben ist.
Als Psychologe war der Trainer oft genug gefordert, und er hat recht, wenn er sagt: „Es ist eine besondere Qualität dieser Mannschaft, beim nächsten Auftritt nach einem enttäuschenden Spiel, Moral und eine starke Leistung zeigen zu können.
Friedhelm Funkel hat einen klaren Auftrag. In der nächsten Saison muss er Fortuna unter die ersten Sechs führen und wird aus der vergangenen Saison mit Sicherheit seine Lehren ziehen. Eine so frühzeitige Vertragsverlängerung wird es diesmal nicht mehr geben.