Interview mit Axel Bellinghausen: „Wir brauchen die Lockerheit“

Axel Bellinghausen fühlt weder Angst noch besonderen Druck. Der Fortune sieht eine gute Chance für einen Erfolg in Hamburg.

Düsseldorf. Axel Bellinghausen zählte in den vergangenen Begegnungen zu den besten Spielern von Fußball-Bundesligist Fortuna Düsseldorf. Vor allem zeigt der 29-Jährige nun eine größere Beständigkeit im Vergleich zur Hinrunde. Wir sprachen mit dem unermüdlichen Kämpfer des Aufsteigers.

Herr Bellinghausen, wie stellt sich aus Ihrer Sicht die augenblickliche Situation der Fortuna dar?

Axel Bellinghausen: Ich bin da sehr entspannt. Dass es eng wird, wusste doch jeder. Viele haben uns doch schon vorher abgeschrieben. Wir sind zu Beginn der Serie angetreten und haben gesagt, dass wir die Klasse halten und jedes dieser 34 Spiele in der Bundesliga genießen wollen. Außerdem haben wir es bisher auch geschafft, nach jedem Spiel erhobenen Hauptes den Platz zu verlassen. Auch wenn es uns nicht immer gelungen ist, für positive Ergebnisse zu sorgen. Deswegen beunruhigt mich diese Situation überhaupt nicht. Drei Punkte Abstand sind immer noch Luft nach unten, aber wir wollen schnell dafür sorgen, dass es nicht weniger werden. Ich glaube voll an unsere Mannschaft.

Wie erleben die Spieler den größer werdenden Druck von außen?

Bellinghausen: Mich tangiert das eigentlich nicht. Wehret aber den Anfängen. Man darf sich nicht von außen irgendwas einreden oder sich beirren lassen. Es wird aber auch alles sehr gut von uns weggehalten, und ich denke, daran wird sich auch im Schlussspurt nichts ändern. Denn wir brauchen unbedingt den Fokus auf das Wesentliche, unnötiger Druck würde nur schaden. Du brauchst eine gewisse Lockerheit, sonst verkrampfst du auf dem Platz. Angst wäre ohnehin ein schlechter Begleiter. Angespannt ist jeder sowieso, weil alle den Erfolg wollen.

Gegen Hoffenheim waren Sie aber schon ziemlich sauer auf die Kameraden und das Ergebnis, oder?

Bellinghausen: Hoffenheim war so ein Ding, wonach man nach Hause fährt und sich wundert, dass man 0:3 verloren hat. Da haben alle vorher gesagt, wenn ihr da nicht gewinnt, dann sieht es aber ganz schlecht aus. Die sind zwar Vorletzter, aber man muss jedes Spiel für sich sehen. In dem Moment des Frustes war es nach dem Spiel wie ein Ventil und sehr wichtig für mich, zu unserer Spielweise etwas zu sagen. Ich bin weit davon entfernt, jemandem einen Vorwurf zu machen. Was mich ärgert: Wir machen Fehler und kriegen die Dinger um die Ohren gehauen, und selbst können wir die Patzer der Konkurrenz nicht nutzen.

Das war in der Hinrunde anders. Woran liegt das?

Bellinghausen: Es ist schwierig zu erklären. Das ist ja nicht viel, was fehlt. Die Waage schlägt noch nicht ganz für uns aus. Wir können uns dahinstellen, und den Ball 100 Mal aufs Tor bringen, und Martin Latka würde nicht einmal das eigene Tor wie im Spiel gegen Bremen treffen. Ich bin davon fest überzeugt, dass die Pechsträhne jetzt ein Ende hat.

Warum hat die Mannschaft nach dem Treffer von Werder zum 2:2 nicht weiter versucht, den Sieg zu erzwingen?

Bellinghausen: Das war eine menschliche Reaktion der Mannschaft, nicht blindlings weiter nach vorne zu jagen. In vielleicht noch gar nicht allzu weiter Vergangenheit hätten wir das vielleicht gemacht und dann noch verloren. Null Punkte hätten uns noch weniger weitergebracht, und für die Moral wäre es bitter gewesen.

Wie sehr haben Sie die Tabellensituation im Blick?

Bellinghausen: Eigentlich nicht.Wir haben 30 Punkte, da kommt es drauf an. Es sind noch fünf Spiele, die bekomme ich zusammen. Ansonsten konzentriere ich mich völlig auf die nächste Aufgabe am Samstag in Hamburg und fange überhaupt nicht an zu rechnen. Ich kenne auch das Restprogramm der anderen Mannschaften nicht. Das Rechnen lohnt sich nicht, weil so viel passieren kann. Ich will aus den fünf Spielen die möglichst beste Punktausbeute. Alles andere habe ich nicht in meiner Macht.

Wie holt die Fortuna am Samstag in Hamburg die drei Punkte?

Bellinghausen: Wir müssen nicht nur sehr konzentriert sein und leidenschaftlich auftreten, sondern richtig eklig für den Gegner sein. Wir müssen fies zu bespielen sein, vor allem was die Zweikämpfe angeht — also ähnlich engagiert ins Spiel gehen wie gegen Bremen. Wenn wir unser Spiel zeigen können, sehe ich beste Chancen für uns. Und die Hamburger sind nicht gerade gefestigt.

Wie problematisch sind die zuletzt gesehenen Rangeleien der Spieler untereinander im Training?

Bellinghausen. Wir lachen uns darüber kaputt, was in manchen Medien daraus teilweise gemacht wird. Nach dem Training klatschen wir uns ab, und die Sache ist erledigt.