Wären Sie als Kind in das Theaterstück „Arielle, die kleine Meerjungfrau“ gegangen?
Regie-Team bei den Festspielen Wenn Lockerheit auf Struktur trifft
Neersen · Karrie Becker und Sven Post inszenieren in Neersen gemeinsam das Kinderstück „Arielle, die kleine Meerjungfrau“. Ein Ja-Nein-Interview.
Sie sind ein gemischtes Doppel: Karrie Becker und Sven Post. Beide führen bei den Neersener Schlossfestspielen in diesem Jahr beim Kinderstück „Arielle, die kleine Meerjungfrau“ Regie. Zwei Welten, ein Abenteuer! Nichts für Nichtschwimmer. Oder doch? Wir haben den erfahrenen Theatermachern Fragen vorgelegt, die sie vor allem mit Ja und Nein beantworten sollten. Aber – Sie werden es lesen: Ein Wort reichte oft nicht aus.
Karrie Becker: Jaaa!
Sven Post (einige Sekunden Stille, dann): In meine, ähm, in unsere Inszenierung schon. Denn sie ist ausdrücklich nicht nur auf Mädchen ausgelegt, sondern auf jeden Fall auch ein Jungenstück.
Hat Sie als Kind das Andersen-Märchen begeistert?
Becker: Nein.
Post: Ja.
Übt die Unterwasserwelt eine Faszination auf Sie aus?
Post: Jaah, auf jeden Fall.
Becker: Mir macht sie eher Angst.
Sind Sie Nichtschwimmer?
Post: Nein. Ich habe als Kind Leistungsschwimmen gemacht. Und bin unglaublich gerne getaucht, immer die ganze Bahn entlang.
Becker: Nein. Ich hatte das Goldabzeichen. Und den „Totenkopf“. So hieß das Abzeichen für Langstreckentauchen bei uns.
Sind Sie schon einmal mit einem Stück baden gegangen?
Becker: Nein.
Post: Nein.
Auf zu neuen Ufern – kennen Sie diese Sehnsucht nach Neuem? Oder gehört sie zu Ihrem Beruf sowieso unbedingt dazu?
Becker: Ja! Als Regisseurin setzt man doch genau da an, neue Geschichten zu erzählen und sie mit anderen zu teilen.
Post: Ja! Als Schauspieler, Regisseur und Pädagoge, also im Beruf ist man ja auch oft in anderen Theatern, an Orten beschäftigt, mit anderen Kollegen zusammen, unter neuen Leuten. Privat bin ich allerdings sehr heimatverbunden. Ich wohne seit 1998 in Düsseldorf.
Zwei (Regisseure) in einem Stück. Klappt das reibungslos?
Becker: Jaaa! Sven bringt die Lockerheit mit, ich bin eher strukturiert. Als Team sind wir uns sehr einig. Wir haben uns vor dem Probenbeginn monatelang getroffen. Jetzt freue ich mich jeden Tag auf Neersen und unseren kreativen Austausch.
Post: Jaaa. Wir haben erst eine sogenannte Strichfassung des Stücks erstellt, mussten auch angesichts von Kostenersparnis kürzen, haben beispielsweise drei Rollen rausgenommen. Was wir wollen, ist ein eher erwachsenes Bühnenstück, nicht die totale Klischee-Ecke. Jeder von uns beiden hat mal eine Idee, die vom anderen fortgesetzt und weiterentwickelt wird.
Regie führen, ist das eine größere Herausforderung als eine Hauptrolle?
Post: Ja! Als Regisseur verfolgt man das Gesamtkonzept. Das hat man zu verantworten und kann sich austoben. Die Herausforderung ist es, wenn man zugleich auf der Bühne steht und dann einmal Kollege ist und einen Moment später auch wieder Chef. Aber hier bei „Arielle“ haben grundsätzlich ein gutes Verhältnis.
Mischt sich der Intendant in Ihre Regie ein?
Becker: Nein. Einmischen ist kein gutes Wort. Er hat eine Meinung dazu. Wir haben den Rückhalt von Jan Bodinus. Und ich kenne ihn ja gut von mehreren Jahren als Regieassistentin.
Post: Nein, eigentlich nicht. Er kann sich als Intendant ja jede Probe ansehen, guckt schon mal und murmelt etwas. Er hat seine Vorstellung und er kennt Neersen. Unsere Vorstellung vom Stück ist eine andere. Aber das Stück ist gut. Und ich stehe überhaupt nicht unter Druck. Auch wenn klar ist: Die Kinderstückproduktion ist immens wichtig bei den Schlossfestspielen.
Meutern schon mal die Schauspieler und wollen ein Wort mitreden?
Post: Meutern, nein, auf gar keinen Fall.
Becker: Mitreden, ja. Der eine mehr, der andere weniger.
Wird der Erfolg eigentlich an den Ticketverkäufen gemessen?
Becker: Nein, eher am Kinderlachen. Erfahrungsgemäß haben die Schauspieler nach dem Kinderstück das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben.
Post: Nein, was mich persönlich angeht. Aber ja aus Theatersicht. Ein Erfolg ist es, wenn die Botschaft ankommt.