Interview mit Wolf Werner: „Ich sitze nie mit auf der Bank“

Wolf Werner will bei der Fortuna mit guter Jugendarbeit die Grundlage für künftige Erfolge legen. Der kommende "Geschäftsführer Sport" sieht die Tabellenspitze weiterhin als erreichbares Ziel.

Düsseldorf. Daran gedacht hatte Wolf Werner schon vor Weihnachten bei seiner Vertragsunterzeichnung. Vor zwei Wochen setzte der kommende "Geschäftsführer Sport" der Fortuna den Willen in die Tat um. Werner beginnt statt zum 1. Juli bereits am 11. April seine Arbeit beim Fußball-Regionalligisten - drei Tage nach seinem 65. Geburtstag. Sein Arbeitgeber Werder Bremen stimmte der vorzeitigen Vertragsauflösung mit dem Manager der Nachwuchsabteilung zu. Herr Werner, wie viel bekommen Sie jetzt schon mit von den Geschehnissen um Ihren zukünftigen Arbeitgeber Fortuna?Werner: Ich verfolge das intensiv, muss das aber in meiner Freizeit tun. Denn wir haben hier bei Werder noch viel zu tun. Schließlich war eine Voraussetzung für die Freigabe zum 31. März, dass ich hier alle Vorgänge abgeschlossen habe. Bis zum letzten Arbeitstag werde ich für Bremen mit vollem Einsatz tätig sein, und dazu gehören auch Spieler-Verpflichtungen für die kommende Saison. Wie bewerten Sie das 1:3 der Fortuna im Derby gegen den WSV?Werner: Ich habe mir das im Fernsehen anschauen können, weil die Werder-Profis erst am Sonntag und unsere Reserve in Mönchengladbach gespielt haben. Vom Ergebnis her war das sicher enttäuschend. Aber wenn zwei Spitzenmannschaften aufeinandertreffen, sind das immer enge Spiele. Und da kann es schon mal vorkommen, dass man im eigenen Stadion ausgekontert wird, wenn Fehler passieren. Aber es ist nichts Entscheidendes passiert und auch nach der Niederlage in Dortmund ist immer noch alles offen. Wer in dieser Liga als Erster einen Lauf erwischt, der erreicht sein Ziel. Warum haben Sie sich entschlossen, früher bei der Fortuna anzufangen?Werner: Im Vorfeld hatte ich mit Vorstand Peter Frymuth über die Möglichkeit gesprochen, und wir sind ohnehin im dauernden telefonischen Kontakt. Durch die Vermittlung von Werder-Manager Klaus Allofs hat es dann geklappt. Ich bin froh, dass Bremen zugestimmt hat, denn ich bin schon recht zwiegespalten in meiner Arbeit im Moment. Warum ausgerechnet der 11. April und nicht zum Monatsanfang?Werner: Dann bin ich wenigstens kein Aprilscherz. Nein, im Ernst: Ich mache vom 1. bis 9. April noch eine Woche Urlaub mit meiner Frau auf Mallorca. Ich muss meinen Geist freimachen und umschalten von Bremen auf Düsseldorf. Außerdem war es der früheste Termin, dem Werder zugestimmt hat. Ausgerechnet nach der Partie von Bremens U 23 gegen Fortuna Düsseldorf am 31. März?Werner: Reiner Zufall, das sind die Geschichten, die der Fußball so schreibt. Kurios, dass das meine letzte Aufgabe hier sein wird, die Spiel-Organisation dieser Partie zu erledigen. Ich werde wie gehabt den Tagesablauf abstimmen, die Einhaltung der DFB-Auflagen kontrollieren, Schiedsrichter betreuen und Sicherheitsfragen klären. An dem Tag werde ich meinen Nachfolger Uwe Harttgen intensiv einarbeiten. Und wie werden Sie das Spiel anschauen?Werner: Ganz normal, von der Tribüne aus. Ich sitze nie auf der Bank. Das da unten ist die Aufgabe des Trainers. Notizen mache ich mir ohnehin nicht. Fällt mir was Gravierendes auf, nehme ich in der Halbzeit Kontakt zum Co-Trainer auf. Was sehen Sie als Ihre ersten Aufgaben bei der Fortuna?Werner: Zum Glück habe ich schon eine schöne Wohnung in Düsseldorf gefunden, im Stadtteil Golzheim, direkt am Rhein. Deshalb kann ich mich direkt in die Arbeit stürzen. Mein Büro werde ich dann im Laufe der drei Monate einrichten. Wie werden Sie aktiv ins sportliche Tagesgeschäft eingreifen?Werner: Natürlich geht es erst einmal darum, dass die Regionalliga-Mannschaft den Aufstieg schafft. Aber man darf nicht vergessen, dass dies nicht ausschließlich meine Aufgabe ist. Es geht darum, dass die U 19 und U 17 in dieser Saison den Sprung zurück in die höchsten Ligen ihrer Alterklasse realisieren. Das ist die Grundlage dafür, dass wir eine Struktur entwickeln, durch die wir Spieler in den eigenen Reihen und aus der näheren Umgebung ausbilden und damit die Senioren-Mannschaften verstärken. Die muss man dann nicht teuer einkaufen und hat das Geld für andere Verstärkungen. Bei Bremen haben wir das so geschafft, allerdings hat das rund zehn Jahre gebraucht.