Kein Platz für zuverlässigen Martin Latka

Eigentlich sollte der Vertrag von Martin Latka verlängert werden. Es kam aber anders.

Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Anfang März 2014, in der 93. Minute in Dresden, war die ganze Urgewalt von Martin Latka ausgebrochen. Fortunas Innenverteidiger hatte zum 1:1 bei Dynamo getroffen, war mit ausgestreckten Armen und Urschrei in die Kurve zu den 1200 Fortuna-Fans gerannt. Sein Gesicht, mit dem auch Bösewicht-Rollen in Actionfilmen besetzt werden können, war fast vor Freude explodiert. Es sei eines seiner glücklichsten Tore der Karriere gewesen, gab der 1,93-m-Mann später zu und widmete den Treffer den Düsseldorfer Anhängern: „Ich habe mich nicht für mich, sondern für die Fans gefreut. Es war eine Belohnung für die tolle Unterstützung während des gesamten Spiels.“

Vielleicht war es auch Latkas glücklichster Moment in seiner anderthalbjährigen Fortuna-Laufbahn. Denn nur sieben Tage später, im Heimspiel gegen den FC St. Pauli, setzte den Fußballprofi ein Muskelfaserriss außer Gefecht bis zum Saisonende. Bitter für den Tschechen, der damit keinen Anteil am Höhenflug des Teams in den letzten Wochen der Saison hatte. Er habe sich dennoch für die Mannschaft gefreut, sagte Latka, bei dem lange mit einer Verlängerung des nun auslaufenden Vertrages gerechnet worden war.

Doch mehr oder weniger überraschend war dann seine Verabschiedung nach dem letzten Spiel gegen Kaiserslautern verkündet worden. Ein großformatiges Foto im Rahmen, ein Blumenstrauß, das war’s. Angeblich waren sich beide Seiten nicht einig geworden. Wobei der tschechische Nationalspieler offen davon gesprochen hatte, in Düsseldorf „glücklich“ zu sein und auch trotz des Verbleibs in der 2. Bundesliga keinerlei konkrete Wechselabsichten zu haben.

Unter dem Strich steht nun aber, dass Martin Latka sich nach einem neuen Verein umsehen muss. Freude strahlt er dabei nicht aus. Ein Grund sei ihm nicht genannt worden, „es ging sehr schnell“, sagte er. Und fragte, warum man ihm nicht schon zwei Wochen vorher beim ersten Gespräch gesagt habe, dass man nicht mehr mit ihm plane? „Ich bin bis zuletzt davon ausgegangen, dass ich bleibe.“

der Abschied

Vielleicht war er auch einfach zur falschen Zeit am richtigen Ort — oder umgekehrt? Im Januar 2013 war Latka zum damaligen Bundesligisten gekommen, absolvierte vom 19. bis 31. Spieltag jeweils die volle Distanz auf dem Feld. An zwei Siegen und drei Unentschieden hatte Latka immerhin Anteil, ehe er sich drei Spieltage vor Schluss verletzte. Müßig ist es, zu überlegen, ob mit dem Tschechen der Abstieg in den drei Begegnungen noch verhindert worden wäre.

Die neue Saison in der 2. Liga begann mit Oberschenkelzerrung und Fersenverletzung so holprig wie für das gesamte Team unter Trainer Mike Büskens. Latka war sowohl am Niedergang unter Büskens als auch an der Stabilisierung unter Nachfolger Lorenz-Günther Köstner beteiligt — bis er wieder wegen einer Verletzung das Saisonende verpasste. Beim 1:6 gegen den SC Paderborn hatte er sein erstes Tor für die Fortuna erzielt.

Was von Martin Latka nun bleibt, ist sein spätes Tor in Dresden und sein gewaltiger Urschrei vor der Fankurve. Und nicht zuletzt die Erinnerung an einen sympathischen Menschen, so ernst der Mann mit der hohen Stirn auch auf den ersten Blick neben dem Platz rüberkommt. Durch den Abschied des „Abwehrschranks“ hat die Fortuna in jedem Fall einen echten Typen verloren.